FYI.

This story is over 5 years old.

2014 wird alles besser

Wie 2014 ein besseres Jahr für den Feminismus wird

2013 wurde das Wort „Feminismus“ so oft in den Medien erwähnt wie schon lange nicht mehr. 2014 muss jedoch noch mehr passieren, damit diese Dynamik nicht auf ein neues Twitter-Hashtag und ein paar provokante Schlagzeilen reduziert wird.

Foto von Chloe Orefice, Grafik von Sam Taylor

2013 wurde das Wort „Feminismus“ so oft in den Medien erwähnt wie schon lange nicht mehr. Das war jedenfalls mein Eindruck. In Glossen von Frauenmagazinen fanden relativ tiefgründige Auseinandersetzungen mit dem Thema statt. Ich wurde sogar von einem Klatschmagazin gebeten, einen Artikel zu schreiben, der mit der Aufforderung zurückkam, bitte „noch mehr Feminismus“ einzubauen. Auf Festivals wurden Vorträge zu Feminismus gehalten, alle möglichen Fernsehsender, Print- und Online-Nachrichten widmeten dem Thema Spezialausgaben, und die britische Ausgabe der Frauenzeitschrift ELLE versuchte in dem groß angelegten Projekt „Rebranding Feminism“, zu einer Imageverbesserung des Feminismus beizutragen. Das Thema machte natürlich auch vor der Kunst nicht halt. Besonders spannend waren aber Leute, die sich wider Erwarten erst seit Kurzem für das Konzept interessieren. Eine befreundete Theaterproduzentin erzählte mir von einer Unterhaltung mit ihrer kleinen Schwester, die am Anfang ihres Studiums stand. Ihre Schwester hatte gesagt: „Ich fühle mich nicht wohl dabei, mich als Feministin zu bezeichnen, die Leute könnten denken, ich sei eine Lesbe.“ Sie hatte darauf geantwortet: „Ich fühle mich auch nicht wohl dabei, mich als Feministin zu bezeichnen, und das, obwohl ich eine Lesbe bin.“ Letztendlich beschlossen beide, sich doch als Feministinnen zu bezeichnen. Wie ihr seht, boomte das Wort geradezu. 2014 muss jedoch noch mehr passieren, damit diese Dynamik nicht auf ein neues Twitter-Hashtag und ein paar provokante Schlagzeilen reduziert wird. Wir müssen einsehen, dass das britische Busenmodel Jodie Marsh die größte Feministin ist, die wir zur Zeit haben.
Das Beste, was mir dieses Jahr in den Medien begegnet ist, war keine jener Sondersendungen der großen Nachrichtenkanäle, bei denen man sich meist mit wohlmeinenden Mütter begnügt, die stolz erklären, ihren Töchtern keine rosa Kleidung anzuziehen. Die beste Sendung, die ich gesehen habe, war eine Dokumentation auf dem relativ schäbigen Satellitenkanal TLC mit dem Titel Jodie Marsh… On The Game. Das Busenmodel, das jetzt Bodybuilding betreibt, sprach mit Prostituierten über deren Leben und darüber, ob sie ihr Geschäft legal an Amsterdamer Ladenzeilen oder illegal in Manchester Seitenstraßen betreiben.

Anzeige

Ich war wirklich begeistert von Jodie Marsh. Sie kam direkt zur Sache. Eine der Sexarbeiterinnen erzählte, dass sie einmal von einem Kunden verprügelt, gefesselt und auf der Straße liegen gelassen wurde—jeder Tag, den sie auf der Straße verbrachte, schwächte ihr Selbstwertgefühl weiter. Das Interview muss vor etwa einem Jahr gedreht worden sein, und ich frage mich, ob die Frau noch lebt. Du kannst dich so sehr für ein neues Image des Feminismus oder die Einführung des generischen Femininums einsetzen, wie du willst, aber wahrscheinlich ist es hilfreicher, herauszufinden, wie man es verhindern kann, dass Frauen auf offener Straße verbluten.

Hör auf, dich unnötig aufzuregen und fang an zuzuhören.

Prominente Feministinnen müssen dringend aufhören, sich darüber aufzuregen, dass es Leute gibt, die im Internet gemein zu ihnen sind. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass irgendein Affe, der in ein kleines Feld eine Drohung eintippt, tatsächlich bei dir vorbeikommt um

dein Haus in die Luft zu jagen

. Es könnte sein, dass diese Leute gar nicht so fies sind und vielleicht sogar etwas zu sagen haben. Versuche zuzuhören, anstatt dich über einen Unbekannten aufzuregen, der sich nur über deine Aufregung aufregt.

Du kannst nicht von einem internen Machtkampf unter Feministinnen sprechen, wenn du andere Feministinnen gar nicht erst in den Ring lässt.

2014 reicht es nicht mehr aus, dass Feministinnen ihre Waffen erheben und sagen: „Oh, mit Problemen der Hautfarbe und Klassenunterschiede beschäftigen wir uns später, lass uns jetzt erstmal unsere große Feminismus-Party feiern.“ Aber Hautfarbe, gesellschaftliche Klassen, Bildung, Sexualität und körperliche Kapazitäten spielen ebenfalls eine Rolle. Du sagst vielleicht: „Na ja, das ist doch klar, ich brauche kein Wort wie

Anzeige

,Intersektionalität‘

, um zu verstehen, dass nicht alle gleich sind.“ Wenn das der Fall sein sollte, warum bist du dann so scharf darauf, dass alle das Wort „Feminismus“ in den Mund nehmen und sich der Forderung anschließen, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden sollen? Denn das dürfte ja eigentlich auch ziemlich klar sein.

Die Trickle-down-Theorie ist für den Arsch

Die

Trickle-down-Theorie des Feminismus

, die besagt, dass erfolgreiche Frauen, wie die Facebook-Geschäftsführerin

Sheryl Sandberg

 Vorreiterin für andere Frauen sein sollen, die nach und nach in die Welt der Wirtschaft Einzug halten, überzeugt mich nicht wirklich. In der Wirtschaft hat die Trickle-down-Theorie, derzufolge der Wohlstand der Reichen im Laufe der Zeit auf die unteren Gesellschaftsschichten „durchsickert“—zu den größten Armutskonflikten des Jahrhunderts beigetragen.

Unterhalte dich mit Männern, nicht nur mit anderen Feministinnen

Ein Großteil der feministischen Aktivitäten im letzten Jahr bestand darin, dass sich Feministinnen mit anderen Feministinnen über Feminismus unterhalten haben. Ich selbst kann mich davon nicht freisagen. Bei einem Musikfestival hatte ich eine unangenehme Erleuchtung. Am ersten Tag des Festivals sollte ich einen Vortrag über das feministische Programm des Festivals halten, was so gut lief, dass ich Sonntagmorgen einen weiteren Vortrag meiner Wahl halten konnte. Ich hatte mir vorgenommen, das Thema vom Freitag noch einmal aufzugreifen und fortzuführen, doch diesmal fand ich kein fröhliches weibliches Publikum vor, sondern ein Zelt voller müder junger Männer. Plötzlich war mir mein Thema peinlich. Deshalb griff ich verlegen zu den Sonntagszeitungen, die vor mir auf dem Tisch lagen, und kündigte an, über aktuelle Ereignisse zu diskutieren.

Ich bin mir völlig im Klaren darüber, wie scheiße das war. Um sicherzugehen, dass ich in Zukunft nie wieder so den Schwanz einziehen werde, schreibe ich es jetzt schwarz auf weiß auf. Lass dich nicht einschüchtern. Lass dich nicht in Verlegenheit bringen. Lass uns damit aufhören, Feminismus ausschließlich mit anderen Frauen zu diskutieren, und das Thema an Männer weitertragen. Wahrscheinlich fängt man am besten mit männlichen Teenagern an. Was wissen 14-jährige Jungen über Frauenrechte? Wir könnten eine ganze Generation prägen.