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Reisen

Wie du als Mädchen allein fremde Länder bereist, ohne durchzudrehen

Gepäck, Instagram, Liebe. Wir erklären dir das alles nochmal ganz genau.
Foto: Pexels

Der Sommer in der eigenen Stadt kann herrlich sein. Doch wenn man irgendwann alle Badeseen abgeklappert hat, jeden einzelnen Dealer, Penner und Hund im Park um die Ecke mit Handschlag begrüßen und die eigene Nachbarschaft einfach nicht mehr ertragen kann, ist es höchste Zeit, sich etwas Abwechslung zu gönnen. Nichts beflügelt eure sommermüde Großstadtseele mehr, als an einem fremden Ort neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Umso schlimmer, wenn euch die Menschen, mit denen ihr am liebsten eure Zeit verbringt, einen Strich durch die Rechnung machen.

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Eure Freundinnen haben entweder kein Geld für eine gemeinsame Reise oder verbringen ihren Urlaub lieber mit ihrem Freund in irgendeinem Wellness-Ressort, um sich dort den Körper stundenlang mit heißem Öl betröpfeln zu lassen und das Gegenteil von Abenteuern zu erleben. Das lieb gemeinte Angebot eurer Eltern, sie in den Familienurlaub zu begleiten, schlagt ihr aus, da ihr keine Lust habt, zwei Wochen zwischen Rentnern auf Gran Canaria zu verbringen, wo ihr euch aus Langeweile mindestens fünf zusätzliche Urlaubskilos anfuttert, weil es dort zwar nichts zu sehen, dafür aber schon zum Frühstücksbuffet frittierte Calamari gibt.

In Anbetracht der Situation bleiben euch jetzt zwei Dinge zur Auswahl. Ihr entschließt euch entweder dafür, zuhause zu bleiben, euch selbst zu bemitleiden und jede Urlaubspostkarte, die euch in den Briefkasten flattert, als persönliche Beleidigung aufzufassen, oder ihr macht euch alleine auf den Weg. Als Single-Mädchen allein zu verreisen lohnt sich für jeden, egal ob Tussi mit Rollkoffer oder backpackende Goabraut. Der Eiffelturm ist nicht weniger schön, nur weil man ihn allein bewundert, anstatt mit dem Freund davor rumzuknutschen, und manche abenteuerlichen Reisen machen sogar sehr viel mehr Spaß, wenn man keine Rücksicht auf eine weitere Person nehmen muss, die sich über Kakerlaken im Zimmer oder Blasen an den Füßen beschwert. Wie ihr fremde Länder bereist, ohne euch wie ein Arschloch zu benehmen, haben wir euch bereits erklärt, doch das Alleinreisen als Mädchen erfordert ein paar wichtige Spezialratschläge, die ihr beherzigen solltet, wenn ihr im Urlaub eine entspannte Zeit verbringen wollt.

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Gepäck

Foto: Flickr | simon_music | CC BY-SA 2.0

Ja, du bist aufgeregt. Und ja, du hast allen Grund dazu, denn du wirst alleine unterwegs sein, ohne eine Freundin, die dir zur Not ihr Ladegerät leihen kann oder deine Mutti, die natürlich an alles gedacht hätte. Check die wichtigsten Dinge also lieber dreimal, damit du auf dem Weg zum Flughafen keinen mittleren Nervenzusammenbruch erleidest. Zu den wichtigsten Dingen zählen: Reiseunterlagen, Ladegeräte, Medikamente und eine rational durchdachte Auswahl an Klamotten. Zwei paar Schuhe und deine Lieblingssachen reichen vollkommen aus. Auch wenn du gern auf alle Eventualitäten vorbereitet bist, ist es relativ unwahrscheinlich, dass du für einen Wanderurlaub in Schottland ein paar Highheels und mindestens drei verschiedene Kleider zur Auswahl benötigst, weil dich der Erbe eines alten Adelsgeschlechts spontan zu einer Dinnerparty auf sein Schloss in den Highlands einlädt. Davon abgesehen sind Handgepäckreisen viel angenehmer. Du kommst am Check-in schneller voran und musst dir um das Horrorszenario, dass dein Koffer unterwegs abhanden kommen könnte, keine Gedanken machen. Shampoo, Duschgel, Sonnencreme und sogar Tampons bekommst du überall. Nutze den gesparten Platz lieber für eine gut sortierte Reiseapotheke, denn einem kroatischen Apotheker auf Englisch zu erklären, dass man ein Mittel gegen Pilzinfektion braucht, ist dagegen gar nicht so einfach.

Übernachten

Foto: Flickr | Kurt Bauschardt | CC BY-SA 2.0

Nimm dir ein Hotel, wenn dir danach ist und du es dir leisten kannst. Wenn du einen Ort suchst, an dem du anonym bleiben und dich zur Not den gesamten Urlaub lang in deinem Zimmer verschanzen und Postkarten schreiben kannst, ohne dass es jemand merkt. Entscheide dich für ein Hostel, wenn du auf Etagenbetten und Backpacker-Charme stehst. Komm dabei aber nicht auf die Idee, dich in einem gemischten Schlafsaal einzuquartieren, nur weil es billiger ist und du verzweifelt männliche Gesellschaft suchst. Mindestens einer der Typen wird garantiert schnarchen, und nur eine einzige Nacht, die du damit verbracht hast, dich todmüde hin und her zu wälzen, während du blutrünstige Mordpläne gegen den asozialen Störenfried schmiedest, ist eine zu viel. Wenn du weder Bock darauf hast, in einem anonymen Hotel zu hocken, noch darauf, dein Bett im Urlaub selbst beziehen zu müssen, such dir eine nette Pension oder ein Zimmer über Air BnB. Hier findest du Anschluss ohne mit fremden Leuten das Zimmer teilen zu müssen und hast zudem gleich jemanden an der Hand, der dir die Stadt erklären kann, und wie du dich als Touri nicht übers Ohr hauen lässt.

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Sicherheit

Kein Mädchen läuft nachts gern allein durch eine unbekannte Gegend, weil Typen erfahrungsgemäß körperlich einfach stärker sind. Das ist unfair, aber selbst die Emanzipation kann an dieser Tatsache nichts ändern. Erkundige dich, welche Ecken du lieber meiden solltest, wenn du allein unterwegs bist, und komm niemals auf die Idee, nachts durch einen unbeleuchteten Park oder ein verlassenes Hafenareal zu laufen, nur weil du den Weg für eine Abkürzung hältst. In Ländern wie Indien empfiehlt es sich, dich nach einem geeigneten männlichen Reisebegleiter umzusehen, da der Busfahrer auf dich als Frau sowieso nicht hören wird, wenn du aussteigen willst. Und egal, was für romantische Vorstellungen du von der Welt und ihren Bewohnern hast, alleine Trampen geht absolut nicht klar. Niemals.

Alkohol und Drogen

Die Tatsache, dass du alleine unterwegs bist, bedeutet auch, dass du für dich selbst Verantwortung übernehmen musst, also lass dir nichts von zwielichtigen Straßendealern andrehen, die dich in eine irgendeine dunkle Gasse lotsen wollen. Auch auf Alkoholexzesse unter Fremden solltest du verzichten, weil du dich zur Not nicht auf deine BFF verlassen kannst, die sich im Gegensatz zu dir noch an den Weg zum Hotel erinnern kann und dich vor dir selbst beschützt, wenn du dich nach fünf Mojito und drei Tequila-Shots mit irgendeinem ebenfalls volltrunkenen Erasmus-Studenten in die Büsche verdrücken willst.

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Klamotten

Foto: Flickr | David Holt | CC BY-SA 2.0

In den meisten europäischen Ländern ist es den Leuten scheißegal, ob du in tief ausgeschnittenem Top und kaum vorhandenen Hotpants durch die Gegend spazierst, es sei denn, du hast vor, in diesem Aufzug den Vatikan zu besuchen. Trotzdem empfiehlt es sich, wenn du allein unterwegs bist, deinen Drang zum Exhibitionismus etwas zu bändigen. Nicht aus Prüderie, sondern aus dem einfachen Grund, dass das Alleinreisen spätestens dann keinen Spaß mehr bringt, wenn dir der zwanzigste Wildfremde auf der Straße unanständig ins Ohr stöhnt und dir mit einem Strauß Scheine seiner Landeswährung hektisch vor der Nase rumwedelt. In anderen Kulturkreisen dagegen werden die traditionelle Rolle der Frau und die entsprechenden Kleidervorschriften mitunter so streng gehandhabt, dass schon das Tragen einer engen Jeans den gleichen Effekt erzielt, als hättest du dir mit rotem Lippenstift „Ich bin eine europäische Nutte" auf die Stirn geschrieben. Natürlich solltest du als Frau genauso wie als Mann das Recht haben, dich überall auf dieser Welt frei und sicher bewegen zu können, doch in der Realität wirst du dich in vielen Ländern durch ein zu offenherziges Outfit nur unnötig in Gefahr bringen. Und an der Unterdrückung der Frau in diesen Ländern wirst du allein mit deinem persönlichen Slutwalk ebenfalls nichts ändern können.

Selfies, Facebook und Instagram

Foto: Wikimedia | Marco Ferch | CC BY 2.0

Du hast dir diesen Selfie-Stick gekauft, weil der nun mal wirklich praktisch ist, und du keine Fremden ansprechen musst, um sie zu bitten, dich dabei zu fotografieren, wie du allein vor dem malerischen Hintergrund der Fontana di Trevi dein Duckface perfektionierst. Du fotografierst dein Essen und spielst ununterbrochen mit deinem Smartphone herum, damit die anderen Gäste im Restaurant nicht denken, dass du keine Freunde hast, nur weil du allein vor einer Karaffe Hauswein und einem riesigen Teller Frutti di Mare sitzt. Spätestens, wenn du alle zwei Minuten ein neues Statusupdate postest und verzweifelt auf die ersten Likes wartest, wirst du feststellen, dass du dir mit diesem Verhalten keinen Gefallen tust. Deine Freunde zuhause werden dich nicht um deinen tollen Urlaub beneiden, sondern glauben, dass du eine Zwangsstörung entwickelt hast und nichts mit dir selbst anzufangen weißt. Alleine zu reisen bedeutet eben auch, dass du eine Menge Zeit in ausschließlich deiner eigenen Gesellschaft verbringen wirst, also arrangiere dich damit. Entspann dich und konzentriere dich lieber auf dein Essen oder den wunderbaren Ausblick anstatt ihn sofort mit der ganzen Welt zu teilen. Viele Menschen reisen allein und sind deshalb noch lange nicht einsam. Wenn du dich weigerst, das zu akzeptieren, hast du es nicht anders verdient, wenn dir irgendwann jemand das Handy klaut und dich danach mit deinem eigenen Selfie-Stick verprügelt.

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MOTHERBOARD: Diese Lady kann euch noch einiges über Instagram beibringen.

Liebe

Foto: Wikimedia | Gemeinfrei

Bevor du überhaupt auf die Idee kommen solltest, dich bei Tinder einzuloggen und dein Profil mit der Angabe „Swiping in Budapest" zu ergänzen, solltest du dir im Klaren darüber sein, dass es keine bessere Möglichkeit gibt, jemandem in der realen Welt kennenzulernen, als im Urlaub. Als allein reisendem Single stehen dir alle Türen offen, weil du in der Fremde plötzlich Dinge tust, die du in deiner eigenen Stadt seit Jahren nicht mehr getan hast. Dich ohne Gesellschaft in ein Café oder eine Bar setzen, zum Beispiel. Auch der Flughafen oder Hostelrezeptionen bieten jede Menge Gelegenheiten, dir in entspannter Reiseatmosphäre jemanden klarzumachen, mit dem du eine nette Nacht oder sogar den gesamten restlichen Urlaub verbringen kannst – solange die Person nicht anfängt, dich mit ihrem Halbwissen über fremde Kulturen oder der Feilscherei um ein billiges Taxi zu nerven, und du lieber wieder alleine weiterziehst. Mit etwas Glück reicht es aus, wenn du dich an einen besonders belebten Ort begibst, um dich dort mit leicht verzweifeltem Gesichtsausdruck in einen überdimensionalen Faltstadtplan zu vertiefen, bis dir ein netter Einheimischer ganz uneigennützig seine Hilfe anbietet. Wenn sich Paolo aus Mailand, David aus Tel Aviv oder Estella aus Malaga sich als gute Kavaliere erweisen sollten, bekommst du sogar noch eine private Stadtführung, um die dich alle deine Freundinnen zu Hause beneiden werden, gratis mit dazu. Zur Not tut es auch der ebenfalls allein reisende Peter aus Deutschland, der sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit dir zusammen die Gegend zu erkunden. Genieße die Zeit, aber versuche, dich dabei nicht ernsthaft zu verlieben, damit die Enttäuschung nicht zu groß ist, wenn deine reizende Reisebekanntschaft aufhört, deine Nachrichten zu beantworten, sobald du wieder zuhause bist.


Foto oben: Pexels