„Ich fand Frauke immer attraktiver. Sie hat so etwas dämonenhaft Schönes."
So verliebt. So unangenehm. (Foro: imago | Jens Jeske)

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„Ich fand Frauke immer attraktiver. Sie hat so etwas dämonenhaft Schönes."

Wir haben das Frauke-Petry-Marcus-Pretzell-Interview in der ‚Bunten' gelesen, damit ihr das nicht tun müsst.

So verliebt. So unangenehm | Foto: imago | Jens Jeske

Die Bunte ist eine großartige Zeitschrift, wenn man Wert darauf legt, immer über den „Machtkampf zwischen Charlène und Caroline" (aka die Monaco-Intrige) informiert zu sein oder über den Beziehungsstatus von Oliver Pocher (Spoiler: „Liebes-Aus") oder wenn man wissen will, warum Katja Flint „einfach mal die Seele baumeln ließ" (Keine Ahnung warum, wenn ihr es wissen wollt, kauft sie euch halt).

In der aktuellen Ausgabe findet sich aber zwischen diesen ganzen überaus spannenden Themen im Bunte-Ressort „Politik" (sic!) auch ein Interview mit der AfD-Chefin Frauke Petry und ihrem neuen Lover Marcus Pretzell, dem „umstrittenen Powerpaar", wie es die Bunte ausdrückt. Komplett mit Glamourshot, auf dem sich Frauke (augenscheinlich stark gephotoshoppt) und Marcus ganz leger auf dem Echtholzparkett des Hotelzimmers drapieren, in dem die Bunte-Reporter anscheinend das Interview geführt haben. Wir erfahren dass Petry, „die meist das Kinn arrogant in die Luft streckt und ihre schmalen Lippen zusammenpresst" neben Pretzell „mädchenhaft und zart erscheint".

Aber das ist noch lange nicht alles, was man in diesem Interview erfährt, aber eigentlich gar nicht wissen wollte. Pretzell findet zum Beispiel, dass Petry „etwas dämonenhaft Schönes" hat. Und wir finden heraus, dass die beiden zusammen mit ihren Kindern im Urlaub waren, zu zehnt. Wo genau, wird allerdings nicht verraten. Auch Rechte machen offenbar Urlaub. Soweit so gut.

Angesprochen auf ihre Forderung, auf Flüchtlinge an der Grenze zu schießen, war natürlich alles ganz anders: „Das habe ich nie gesagt! Ich habe gesagt: von der Schusswaffe Gebrauch machen. Das heißt nicht, auf Menschen zu schießen. Das kann auch nur ein Warnschuss sein." Genau. Nur ein Warnschuss. Im Interview mit dem Mannheimer Morgen hatte sie das noch etwas anders ausgedrückt: „[Der Grenzpolizist] muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen." Und weiter: „Kein Polizist will auf einen Flüchtling schießen. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Waffengewalt." Von einem Warnschuss ist in diesem Interview keine Rede, sondern darum, „auf einen Flüchtling zu schießen".

Dass AfD-Vertreter Clickbait zum Politikstil erhoben haben und deswegen unbedingt provozieren müssen, um im Gespräch zu bleiben, und danach panisch zurückrudern, ist nicht neues. Beatrix von Storch war Petry ganz begeistert zur Hilfe geeilt und hatte auf Facebook verlautet, dass auf alle geschossen werden soll, gerne auch auf Frauen und Kinder. Selbstverständlich war das auch nur ein kleiner Fauxpas, von Storch war nämlich auf der Maus ausgerutscht und hatte ganz versehentlich gepostet. Petry dazu lapidar: „Was Beatrix gesagt hat, war katastrophal." Politisch betrachtet ist das tatsächlich ein ziemlicher Bitch-Move. Erst provoziert man selbst so laut wie möglich mit ekligen Aussagen, behauptet dann, man hätte das nie so gesagt, um dann die eigene Parteikameradin, die ohnehin gerade schwächelt, so auflaufen zu lassen. Von Storch lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und erklärt in der Bild: „Die Debatte um Schusswaffen hat Frauke Petry losgetreten. Das war der Kardinalfehler." Es scheint Ärger zu geben im Paradies der AfD-Ladys.