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Wir haben die Megaupload-Anklageschrift gelesen

Hier sind die schmutzigen Details aus der Anklageschrift gegen Kim Dotcom, den Betreiber unserer ehemaligen Lieblingsseite Megaupload.

In weniger als 24 Stunden wurde Megaupload vom weltweit größten Verbreiter von gerippten DVDs zum interessantesten Prozessfall in der Geschichte der digitalen Rechtsprechung der Vereinigten Staaten.
Fast gleichzeitig mit der Abschaltung von Megaupload kam die Antwort von Anonymous: Sie crashten die Seiten des FBI, der Motion Picture Association of America (MPAA), der Recording Industry Association of America und der Universal Music Group. Viele Leute in der Medienbranche haben sich über den Fall den Mund zerrissen, aber kaum jemand hat sich die Mühe gemacht, die 72 Seiten starke Anklageschrift der US-Regierung zu dem Fall durchzulesen. Weil Megaupload aber nicht mehr online war, hatten wir ja nichts besseres zu tun, als das ganze Ding von vorne bis hinten durchzulesen. Hier sind die schlüpfrigen Details: - Die Schrift nennt „beliebte Seiten“, die auf Megaupload verlinken und denen somit User zuspielen. Ninjavideo ist darunter, aber der Name Icefilms fällt an keiner Stelle. Von wann ist dieses Ding? - Hohe Angestellte bei Megaupload hatten Zugang zu einer ungefilterten Suchmaschine des gesamten Inhalts. Das ist verdammt geil. - Sobald Google klar war, was bei Megaupload vor sich ging, zogen sie all ihre AdSense-Werbebanner zurück. Darauf reagierte Megaupload mit der Entwicklung eines eigenen Werbe-Netzwerks, das sie Megaclick nannten. - Natürlich war das Digital Millenium Copyright Act (DMCA)-Kompatibilitäts-Tool, das Megaupload installiert hatte, um den wichtigsten US-Institutionen zu helfen, geschützte Dateien von den Servern von Megaupload herunterzunehmen, fehlerhaft. Falls ein User zum Beispiel The Hangover hochgeladen hatte, suchte Megaupload seine Server nach der passenden Datei ab. Dann löschten sie den mitgeschickten Link, obwohl sie von zehn oder hundert oder auch tausend Verbindungen zur gleichen Datei wussten. Im Prinzip war das ein cleveres „Fick Dich!“ an den Urheber. - Die US-Regierung klammert sich daran, dass der Eigentümer von Megauplaod, Kim Dotcom, den Song „Nah“ von 50 Cent und Mobb Deep mit anderen Usern teilte. Das ist wirklich eine der Anschuldigungen: „Am 3. Dezember 2006, beziehungsweise um dieses Datum herum, verbreitete KIM DOTCOM einen Megaupload.com-Link zu einer Musikdatei mit dem Namen '05-50_cent_feat._mobb_deep-nah-c4.mp3'." Er wird auch angeklagt, weil er einen verdammt bescheuerten Namen hat. - Kim wohnte in Hong Kong und Neuseeland. Außerdem hat er die deutsche und die finnische Staatsangehörigkeit. - Glaubt man der US-Regierung, verdiente Kim 2010 42 Millionen Dollar mit Megaupload. - Megaupload hat Server in Virginia, Washington DC, Kalifornien und Toronto. - 110 Millionen Dollar wurden seit 2006 über Megas Paypal-Account umgesetzt. - Megaupload hat versucht, den kompletten Inhalt von YouTube herunterzuladen und auf ihrer eigene Seite Megavideo wieder hochzuladen, um den gestohlenen Content, der sich hinter ihrer Front Page verbarg, zu verschleiern. - „Mega Conspiracy zahlte Host-Providern mehr als 65 Millionen Dollar für die Miete von Computern, das Hosting und die Bandbreite … Mega Conspiracy hat zugegeben, bestimmte Leute bezahlt zu haben, damit diese urheberrechtlich geschützte Kopien hochladen.“ - Der private E-Mail-Verkehr zwischen Angestellten von Megaupload macht deutlich, dass sie sich bewusst waren, ein illegales Geschäft zu führen. Das war ihnen aber offenbar egal. In einer E-Mail schreibt ein Angestellter: „Wir haben einen lustigen Beruf … moderne Piraten :)“, woraufhin der Andere antwortete: „Wir sind keine Piraten, wir bieten Piraten nur einen Versand-Dienst an :)“ - Ihr Honorar-System für treue Uploader sah für einen User die Summe von $55.000 vor, weil er 5845 Dateien mit vietnamesischem Inhalt, mindestens 10 gerippte DVDs, ein paar Pornos und etwas, das so aussah wie eine italienische Fernsehserie, zur Verfügung gestellt hatte. - Megaupload überwies Carpathia, ihrer Host-Firma aus Virginia, zwischen $700.000 und 1 Million Dollar pro Monat von einem Konto in Hong Kong. - Cogent Communications, ein Internet Service Provider aus Atlanta, verdiente zwischen Mai 2009 und Februar 2011 regelmäßige 1 Million Dollar pro Monat. - Megaupload gab allein im Juni 2011 2,4 Millionen Dollar Miete für eine Yacht aus. - Die US-Regierung sucht nach $175 Millionen Dollar Vermögen. Das beinhaltet das Geld auf 59 verschiedenen Bankkonten. Die meisten davon sind chinesisch, zwei gehören zur Citibank. - Die Vereinigten Staaten suchen nach mindestens 14 Mercedes Benz, einer Predator Statue, zwei Fernsehern mit einem Durchmesser von 2,8 Metern, einem Seadoo, einem 1957er Cadillac, einem Maserati und einem Mini Cooper. - Kim war Inhaber eines Rolls Royce Phantom mit einem Kennzeichen auf dem „GOD“ stand. Die Aufschriften auf seinen anderen Autos lauteten: GUILTY, STONED, GOOD, CEO, MAFIA und HACKER. Was wir durch dieses ganze Megaupload-Fiaskos lernen können, ist Folgendes: Ja, den Mitarbeitern von Megaupload war absolut bewusst, dass sie ein kriminelles Geschäft führten, sie verdienten einen gewaltigen Haufen Geld und es wird als einer der verrücktesten digitalen Coups in die Geschichtsbücher eingehen. Leider ist das Timing schlecht: Durch die zeitliche Nähe zur SOPA-Kontroverse wird die Internetfreiheit wohl Schaden nehmen … mal abwarten. Im Moment können wir nur über das Vermächtnis eines Mannes staunen, der ein Multi-Millionen-Dollar-Imperium mit gerippten DVDs aufbaute.