Wir haben alle Dinge, die wir bereuen. Nicht nur die Art Reue, die uns überkommt, nachdem wir spontan ein fragwürdiges Paar Mokassins gekauft haben, um unserem Stil mal eine neue Richtung zu geben. Ich spreche von den richtig ernsten Dingen. Ich spreche von Reue, die wir in uns hineinfressen und die uns nachts den Schlaf raubt, weil wir uns wünschen, durch die Zeit reisen zu können, um alles anders zu machen.
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"Reue ist ein modernes Tabu", erklärt mir die Psychotherapeutin und ehemalige Pfarrerin Ilse Sand. "Es herrscht großer Druck, perfekt zu sein und alles unter Kontrolle zu haben, also fällt es uns schwer zuzugeben, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, die wir hinterher bereuen." Das ist sehr schade, denn wenn wir nichts bereuen, haben wir keine Gelegenheit, unsere Fehler wiedergutzumachen—oder zu lernen, sie in Zukunft zu vermeiden.Ich habe fünf mutige Menschen gebeten, mir von ihrer größten Reue zu erzählen—denn immerhin hilft es wenigstens, über seinen Schmerz zu sprechen.
Céleste Nshimiyimana, 25, Student
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An jenem Abend habe ich unser Gespräch sofort nach dem Auflegen wieder vergessen. Jetzt spiele ich es wieder und wieder in meinem Kopf ab. Ich weiß nicht, ob ich etwas hätte tun können, um sie zu retten, aber wenn ich noch einmal zurück könnte, würde ich ihr ganz sicher sagen, dass ich sie auch liebe. Ich würde all ihre großartigen Eigenschaften aufzählen. Vielleicht hätte es etwas geändert.
Carina Ladegaard, 36, Digital Relations ManagerIN
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Mit 28 verkaufte ich die Firma weiter. Ich habe das Gefühl, meine Jugend verpasst zu haben. Ich habe die Jahre übersprungen, in denen man sich erlauben kann, ein bisschen egoistisch und verantwortungslos zu sein, und im Moment zu leben, ohne an die Folgen zu denken. Für etwa sechs Jahre habe ich das gemacht, von dem ich dachte, es sei das Richtige—statt das zu tun, was ich wollte und was mich glücklich macht.
Morten Espersen, 27, Schiffsspediteur
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Fanny Olhats, 27, Journalistin
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