FYI.

This story is over 5 years old.

Festivals

Der Zoll hat uns erzählt, wie viel Kilo Drogen die Beamten beim Garbicz-Festival gefunden haben

Spürhunde, Röntgenscanner, 100 Beamte, das volle Programm. Sie fanden unter anderem 412,3 Gramm für den Zoll undefinierbare Substanzen.

Die Anweisung: Bitte in einer Reihe aufstellen und die Taschen leeren. Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung des Hauptzollamts Frankfurt (Oder)

Als ich im Vorfeld in Facebook-Gruppen über mögliche Polizeikontrollen entlang des Weges nach Garbicz las, war meine Haltung dieselbe wie immer vor Festivals: "Entspannt euch, keine Panik, als ob man unsere Taschen und Ärsche mit Spürhunden und Scannern bearbeiten würde." Ich saß im Shuttlebus zum Elektrofestival 30 Kilometer hinter der polnischen Grenze und erhielt eine SMS von einer früher abgereisten Freundin. Wenige Kilometer vor der deutsch-polnischen Grenze zog der Zoll ihren Bus aus dem Verkehr. Polizeihunde beschnupperten das Businnere, die Beamten schoben Reisetaschen durch mobile Scanner und meine Freundin musste ihre Hosentaschen leeren. Meine Abgeklärtheit verflog und mir ging der Stift wie einem Fünfjährigen allein im Dunkeln. Mutter, wo bist du, wenn man dich braucht?

Anzeige

Die Bellos steckten ihre Supernasen überall rein. Hier in die Klimaanlage, aber auch die Mülleimer der Bustoiletten waren nicht vor ihnen sicher.

Warum das Ganze? Im Nachgang zum Woodstock-Festival Mitte Juli in Polen hat das Hauptzollamt Frankfurt (Oder) bereits mehrere größere Aufgriffe machen können und auf Basis dieser Fälle haben die Beamten dann beschlossen, eine größere Aktion beim Garbicz-Festival zu fahren. Die Kontrollen waren eine Idee der deutschen Seite, so eine Sprecherin des Zolls Frankfurt (Oder). Festivalbesucher spekulierten nämlich, dass die neue extrem konservative Regierung Polens Druck auf die deutschen Behörden ausgeübt habe, um mehr Präsenz und ein Zeichen gegen den Drogenkonsum zu setzen. Aber davon, sagt die Sprecherin, wisse man im Hauptzollamt nichts. Auch nicht, ob auf polnischer Seite ebenfalls kontrolliert wurde. Was sie allerdings weiß, sind die Mengen und Sorten an Drogen, die während der sechstägigen Aktion zwischen dem 4. und 9. August konfisziert wurden.

Crystal: 74,4 Gramm
Amphetamine: 705,74 Gramm (davon 82 Gramm flüssig)
Marihuana: 996,9 Gramm
Haschisch: 270,2 Gramm
9 Joints
LSD: 20 Gramm; 379 Trips
Ecstasy: 47,4 Gramm, Tabletten 403,5
Pilze: 52,5 Gramm
Opiate: 23,7 Gramm
Kokain: 40,6 Gramm
Ephedrin: 11,8 Gramm
Für den Zoll undefinierbare Substanzen: 412,3 Gramm und 208,4 Stück (wir tippen auf Keta)
Zubehör: Pfeifen, Schnupf-Röhrchen oder Grinder: 90 Stück

Und dann haben die Beamten noch ein paar Kippen beschlagnahmt: 60.800 Stück. Billig Polen-Zigaretten mitnehmen, war leider nicht drin.

Anzeige

Die Busliner wurden von Streifenwagen auf der Autobahn 12 (Berlin-Frankfurt/Oder) abgefangen und zu einem Parkplatz gelotst, wo der Zoll sein Kontrolllager mit all der Gerätschaft aufgebaut hatte. Zu Stoßzeiten waren bis zu 100 Beamte auf der Pirsch.

Verhaftungen gab es keine, was wiederum bedeutet, dass keine Großdealer den Beamten ins Netz gingen. "Letztendlich waren es die Kleinkonsumenten", so das Hauptzollamt. Insgesamt wurden 469 Strafverfahren vor allem wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz eingeleitet.

Viele von uns Techno- und Elektrojüngern waren überrascht, dass selbst auf den Rückfahrten kontrolliert wurde. Man hätte annehmen können, dass der Zoll sich nicht die Mühe macht, die bereits durch die Hinfahrt alarmierten Festivalbesucher auch noch auf dem Heimweg zu durchsuchen—zumal davon auszugehen war, dass die meisten Drogen bereits aufgebraucht sein würden. Doch im Gegenteil: "Man könnte sogar sagen, dass fast mehr auf der Rückfahrt gefunden wurde. (…) Wir haben auch gedacht, dass die Leute die Rückfahrt besser überstehen würden", schmunzelte die stellvertretende Pressesprecherin im Gespräch mit uns.

VICE: Gab es in der Vergangenheit überhaupt jemals eine so große Kontrolle?
Sprecherin: So konzentriert auf Drogen war es das erste Mal in der näheren Vergangenheit.

Gab es typische Verstecke?
In den Bussen wurde viel unter den Sitzen gefunden und unter den Teppichen. Auch in den Gardinenleisten.

Anzeige

Was waren die skurrileren Fundorte?
Obst zum Beispiel. Eine Banane war dabei. Ach ja, und Sonnenmilch.

Wurde das durch die Scanner gefunden oder haben es die Hunde gerochen?
Teilweise die Scanner, aber auch der siebte Sinn der Zöllner. Wenn man sich zum Beispiel einen Apfel etwas genauer anschaut, dann wird das Versteck doch sichtbar.

Teilweise ging den Leuten echt der Arsch auf Grundeis. Stehen jetzt noch weitere Kontrollen für kommende Festivals aus? Mit anderen Worten: Fahren sie jetzt eine große Agenda gegenüber dem Drogenkonsum?
Also a) weiß ich das nicht und b) würde ich es Ihnen auch nicht sagen. [Lacht]

Ja stimmt, eine Auskunft wäre hier taktisch unklug. Trotzdem vielen Dank für das Gespräch.

Ihr könnt Paul auch auf Twitter folgen.