Wir haben Studenten nach ihren krassesten Wohnheim-Erlebnissen gefragt

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Wir haben Studenten nach ihren krassesten Wohnheim-Erlebnissen gefragt

Und haben dabei gelernt, was man mit einer Kloschüssel alles anstellen kann.

Wenige wollen ihn, wenige bekommen ihn: den Platz im Studentenwohnheim. Nur knapp zehn Prozent der rund 2,4 Millionen Studierenden in Deutschland haben 2016 ein Zimmer im Wohnheim ergattert. Trotz der Horrorgeschichten von papierdünnen Wänden, Bettwanzenbefall und verstopften Gemeinschaftsklos wollen einige Studenten ein Plätzchen in den universitären Bettenbunkern. Ein Zimmer im Studentenwohnheim ist und bleibt der günstigste Wohnplatz für Studenten, wenn man mal vom vollmöblierten Kinderzimmer bei Mama und Papa absieht, aber wer will das schon. Das durchschnittliche Wohnheimzimmer samt Strom und Internet kostet rund 238 Euro – und gelegentlich jede Menge Nerven. Aber wer braucht im Studium schon Ruhe, wenn man Geschichten für die Ewigkeit haben kann. Studenten erzählen uns ihre verrücktesten Erlebnisse im Wohnheim:

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Silvia, 26, Martin-Luther-Universität Halle

Fotos: Privat

Als ich vor eineinhalb Jahren in unser Studentenwohnheim zog, hörte ich ziemlich schnell die Geschichte vom Wohnheim-Spanner. Angeblich ein Versicherungsmakler Mitte, Ende 30, der nachts extra aus einem anderen Stadtteil kommen würde, um uns durch die bodentiefen Fenster beim Schlafen zuzusehen. Gruselig. Angeblich schlich der Typ schon seit 2008 auf dem Gelände umher. Und obwohl es schon zwei oder drei Anzeigen gegen ihn gab, hatte man ihn nie festnehmen können. Das Ganze klang nach einem schlechten Film, aber zum Glück lag meine Wohnung in der ersten Etage und nicht im Erdgeschoss, sodass ich mich recht sicher fühlte. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie sportlich und wie verrückt dieser Typ war! Eines Nachts ist der Spanner wirklich über fünf Meter am Wohnheim hochgeklettert und auf einem schmalen Balkonsims an unserer Fensterfront entlang balanciert. Als ich plötzlich aufwachte, sah ich nur noch seinen Ellenbogen an meinem Fenster. Ich habe vor Schreck so laut geschrien, dass meine Mitbewohner aufgewacht sind. Es haben sich dann bald ein paar Jungs zusammengetan, die den Spanner stellen wollten. Einmal haben sie es geschafft, ihn bis zu seinem Auto zu verfolgen, aber sie bekamen ihn nicht zu fassen. Stattdessen ist er einem der Jungs noch über den Fuß gefahren. Wie gesagt, wie in einem schlechten Film! Ende letzten Sommers konnte die Polizei ihn auf dem Gelände schließlich auf frischer Tat ertappen. Seitdem ist er nicht mehr aufgetaucht. Zumindest glauben wir das.

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David, 27, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Meine Zimmernachbarin im Wohnheim arbeitete nebenbei als Stripperin. Sie machte auch kein Geheimnis daraus, dass sie nach der Arbeit manchmal Typen mit nach Hause nahm. Da wir sehr dünne Wände hatten, war das manchmal ein bisschen nervig, aber so konnte ich auch ein bisschen auf sie aufpassen. Eines Morgens gegen halb sieben hörte ich, wie sie von der Schicht zurückkam, offensichtlich in Begleitung – zumindest hatte ich die nächsten vier Stunden eine ziemlich eindeutige Geräuschkulisse. Als es endlich ruhig war, klopfte es an meiner Tür. Davor stand ein durchtrainierter Typ, der mich mit starkem osteuropäischen Akzent fragte: "Kannst du uns vielleicht ein paar Brötchen holen? So zehn Stück?" Dazu drückte er mir einen Fünfzig-Euro-Schein in die Hand, zwinkerte mir zu und meinte, dass ich den Rest behalten könne. Ich war total perplex, bin aber wirklich zum nächsten Supermarkt getrabt. Als ich dann bepackt mit Brötchen, Wurstaufschnitt und Nutella vor der Tür meiner Nachbarin stand, wurde mir plötzlich klar, warum sie so viele Brötchen brauchten. Denn nicht nur der mir schon bekannte Typ war in ihrem Zimmer, sondern noch zwei weitere, die sich – ebenfalls mit osteuropäischem Akzent – freundlich für das Frühstück bedankten. Meine Nachbarin erzählte mir am nächsten Tag, dass sie bei der ganzen Sache ziemlich viel Geld verdient hat. Hätte ich mir nach der Sache mit dem Fuffi auch selbst denken können. Seitdem ziehen mich meine Freunde gern mit der Geschichte auf: wie ich mal für die russische Sex-Mafia Brötchen geholt habe.

Annie, 24, Freie Universität Berlin

Einer unserer Wohnheim-Mitbewohner, nennen wir ihn Alex, hatte ein echtes Problem mit Privateigentum. Er bediente sich ohne Scham regelmäßig in unseren Kühlschrankfächern und erinnerte uns dann daran, genau die Dinge nachzukaufen, die er gerade weggefressen hatte. Irgendwie waren Alex seine zwei Monate in Indien nicht bekommen, denn jedes Mal, wenn wir ihn baten, unsere Sachen in Ruhe zu lassen, erklärte er: In Indien wird alles geteilt. Der Kühlschrankproblematik entkam ich, indem ich mir einen Mini-Kühlschrank für mein Wohnheimzimmer kaufte. Aber ich konnte nicht ahnen, dass Alex sich nicht nur am Essen bediente: Eines Tages sah ich ihn über den Wohnheimflur laufen, frisch geduscht und nur in ein Handtuch gewickelt. MEIN Handtuch. Natürlich stellte ich ihn zur Rede, aber er sah es gar nicht ein, sich zu entschuldigen. Wir stritten uns so laut, dass alle anderen aus den Türen schauten. Plötzlich schrie Alex: "Gut, wenn du dein Handtuch unbedingt willst, dann nimm es doch." Er riss sich das Handtuch vor dem versammelten Hausflur von den Lenden. Ich lief knallrot an, während er erhobenen Hauptes splitternackt durch das Spalier der Mitbewohner zurück in sein Zimmer schritt. Ganz so cool, wie er tat, war Alex dann aber doch nicht – einen Monat nach der Nummer mit dem Handtuch zog er aus.

Der Hausmeister, Studentenwohnheim Universität Duisburg-Essen

Ich arbeite seit einigen Jahren als Hausmeister im Studentenwohnheim und hier passieren ständig irgendwelche verrückten Sachen. Aber am heftigsten finde ich den Fall der Studenten, die hier in einer Toilette gegrillt haben. Das funktioniert offensichtlich, wenn man mit einem Pömpel vorher das Wasser raussaugt. Dann haben die Studenten Kohle in das Toilettenbecken gekippt, ein Rost drübergelegt und die Grillparty gestartet. Blöd nur für sie, dass meinen Kollegen vom Studentenwerk Bilder von der Sache in die Hände gefallen sind. Wir haben den Toilettenraum auf den Bildern natürlich erkannt und uns die Schüsseln dort genauer angeschaut. Als wir festgestellt haben, dass eine der Toiletten wirklich irgendwie angekokelt war, gab's für die Grillfreunde einen Rausschmiss. Grillen in Toiletten, sowas wollen wir hier nicht.

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