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Wir waren dabei, als Zehntausende Hanfsamen mitten in Amsterdam ausgesät wurden

Mit ein bisschen Glück kannst du bald in öffentlichen Amsterdamer Blumenbeeten jede Menge Gras ernten.

Es ist kurz vor 19 Uhr im Amsterdamer Vondelpark und es nieselt. Eine Gruppe junger Menschen versammelt sich beim Freilufttheater, manche mit Eimern, andere mit Schachteln und vakuumverpackten Samenpackungen. In diesen Packungen befinden sich Zehntausende Hanfsamen, insgesamt etwa 40 Kilogramm davon, bereit zur Aussaat überall im Park. Eden, wie das Projekt heißt, wird jeden Moment losgehen.

Die Samen werden an die Teilnehmern gegeben und nach einer kurzen Anweisung verschwinden kleine Gruppen im Park. Die Initiative wurde von dem Künstlerkollektiv Indebt Studios ins Leben gerufen.

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Ich unterhalte mich mit Noah von InDebt, während wir an geeigneten Stellen Samen fallen lassen. Nicht zu offen, nicht zu geschützt, nicht einfach so auf die Wiese, am liebsten ein wenig feucht. Die Anzahl der Teilnehmer ist ein wenig enttäuschend, aber es sind immer noch genug Menschen erschienen, um die Samen in alle Ecken des Parks und darüber hinaus zu bringen.

Noah

„Wir haben Fördergeld von einer Organisation bekommen, die jeden Monat Tausende Dollar an Initiativen verteilt, die etwas Cooles mit öffentlichen Räumen anstellen", erzählt mir Noah. „Sie heißt The Awesome Foundation und man kann ihr aus aller Welt Pitches schicken. Wenn dein Pitch gewinnt, kriegst du das Geld. So einfach ist das. Diese Idee hat gewonnen, weil sie sich nirgends anders hätte finanzieren lassen."

Wir laufen durch den Park und alle säen eifrig an Stellen, an denen vielleicht etwas wachsen könnte. Beete, Blumenkästen und Gemeinschaftsgärtchen werden alle mit Bio-Samen gesegnet.

Die große Frage ist natürlich: Lassen sich die Pflanzen irgendwann rauchen? „Manche werden rauchbar sein", sagte Noah, „aber nicht alle. Sie sind nicht feminisiert, also werden ganz normale Pflanzen wachsen. Das hier ist kein White Widow oder so, aber man kann es gut rauchen. Ein schöner Nebeneffekt, aber nicht der Hauptsinn des Projekts."

„Männlich und weiblich", ergänzt Hans, der vor Kurzem seine vierjährige Ausbildung als Gärtner abgeschlossen hat. „So kann Bestäubung stattfinden und die Pflanzen haben länger Bestand."

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Aber Vorsicht … lies auf Motherboard, wie Kriminelle mit Drohnen Weed-Plantagen aufspüren, um sie auszurauben.

Mein eigener Daumen ist alles andere als grün, aber Mitte Juli erscheint mir ein bisschen spät zum Aussäen.

Aber Hans, der Gärtner, sieht darin kein Hindernis: „Diese tropische Spezies ist hier zwar nicht einheimisch, aber sie kann definitiv überleben, auch wenn man sie jetzt erst aussät. Wir haben jetzt ein sehr feuchtes Klima und die Samen keimen sehr schnell, vor allem, wenn sie ein bisschen in den Boden gestampft werden. Das sind kleine Überlebenskünstler."

Doch es lauern trotzdem einige Gefahren, wie Hans anmerkt. „Zu den möglichen Gefahren zählen Mähdienste, Vögel und dominante Pflanzenspezies, die hier seit Jahrzehnten wachsen, wie Brennnesseln. Alles, was neu dazu kommt, muss kämpfen. Wenn jetzt eine schöne Pflanze wächst, die Samen fallen lässt, dann besteht die Möglichkeit, dass die Samen den Winter überstehen. Aber wenn es im Herbst zu warm wird, dann kann es sein, dass die Zweige und Blätter in Bodennähe verrotten, was sie wiederum für viele Tierchen interessant macht, die die Pflanzen auffressen können. Es ist schon etwas verzwickt, aber die Samen sind hier bestimmt nicht verschwendet."

Mittlerweile haben wir den Vondelpark durchquert. Der Regen hat zugenommen, doch der Garten des Rijksmuseum hält das aus. Ich frage mich auch, ob die Parkaufsicht und die Stadt die Aktion nicht gefährden werden. Dazu sagt Noah schlicht: „Das Witzige an dieser Aktion ist, dass es ziemlich radikal ist, jede Menge Samen auszusäen, aber wenn man es tut, dann stellt niemand es wirklich in Frage, denn es sieht einfach nicht nach etwas Verbotenem aus. Wir machen es einfach, und das Lustige ist, es wird ja einige Zeit dauern, bis der Ertrag sichtbar ist. Ich mache das hier aber nicht für die Ernte, sondern aus Prinzip."

Das leuchtet mir ein. Denn die Aktion könnte trotz fortschreitender Gentrifzierung und dem langsamen Niedergang der Coffee-Shop-Kultur dazu beitragen, dass Amsterdam die coole Stadt bleibt, die sie ist.