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Sex

Wird dieses Sextoy das Vorspiel abschaffen?

Dank „Fiera" sollen Frauen immer bereit für Koitus sein—und Männer müssen sich noch weniger Gedanken um die weibliche Lust machen.

Stellt euch vor, wir würden in einer Welt leben, in der Menschen sich nur noch dann gegenseitig berühren müssen, wenn es wirklich notwendig ist. Eine Welt, in der Sexualität zwischen Mann und Frau auf den Moment der reinen Penetration beschränkt ist und man sich diesen ganzen nervigen Scheiß davor (Rumfummeln, Knutschen, ungelenkes Brustkneten) komplett sparen kann. Eine Welt, in der niemand mehr Vorspiel betreiben muss. Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Zeit, in der man sich gegenseitig ins Gesicht (oder den Nacken) atmet, ist auf ein Minimum beschränkt und Männer müssen nicht länger quälend lange Minuten damit verbringen, verzweifelt im weiblichen Intimbereich herumzugrabbeln, der viele Typen da draußen in seiner Komplexität sowieso maßlos überfordert. Mit „Fiera—Arouser for Her" kann dieser Traum endlich Wirklichkeit werden.

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Die Produzenten des Sextoys, das jetzt bei der amerikanischen Elektronikmesse CES vorgestellt wurde, haben es sich auf die Fahnen geschrieben, die Menschheit mit dem „Before-Play", also einer Art Vorvorspiel, bekannt zu machen. Was das bedeuten soll? All die Bros da draußen, die schon bisher nur an ihre eigene Befriedigung gedacht haben, müssen sich endlich noch weniger mit dem weiblichen Körper auseinandersetzen. Ein kleines, rundes Gerät, dass sich die Damen der Schöpfung auf den Intimbereich legen können, nimmt ihnen das jetzt ab und bereitet den weiblichen Körper eigenständig auf die bevorstehende Penetration vor.

„Fiera brings your mind and body in the mood" heißt es auf der offiziellen Website des Produkts, auf der sich glückliche, heterosexuelle Menschen gegenseitig ins Gesicht kneifen. Hat man das Gerät erst einmal über der Klitoris angebracht, sorgt es durch eine Art Saugen dafür, dass dieser Bereich stärker durchblutet wird. Das wiederum sagt dem weiblichen Gehirn: Hey, Sex! Die Stimulation soll allerdings nicht dazu führen, dass Frauen zum Orgasmus kommen, dazu ist sie laut Herstellerangaben zu schwach. Es geht also eben nicht in erster Linie darum, Frauen glücklich zu machen, sondern sie in einen Zustand zu versetzen, in dem sie potentiell andere glücklich machen können. Und dann vielleicht auch sich selbst.

Besonders praktisch: Fiera bleibt selbstständig im Schritt haften und die Anwenderin hat die Hände „für andere Aktivitäten frei". Abwaschen zum Beispiel. Oder was man als Frau sonst so tut. Ob es irgendein Code-Wort dafür gibt, mit dem man den Geschlechtsverkehr mit dem ungeduldig wartenden, männlichen Gegenpart einleitet („OK, los", „Bereit", „Es läuft"?), verraten uns die Entwickler leider nicht.

Grundlegend ist absolut nichts falsch daran, sein Sexleben durch diverse „Hilfsmittel" aufzupeppen. Wenn diese Hilfsmittel allerdings dazu gemacht wurden, um Bestandteile der zwischenmenschlichen Sexualität, die eigentlich selbstverständlich sein sollten, mehr oder minder zu ersetzen und dabei suggerieren, dass eine Frau im Zweifel durch technische Geräte sicherzustellen hat, dass sie immer bereit ist—ist das dann nicht irgendwie traurig? Also, mal ehrlich? Da kann noch so oft gesagt werden, dass man das Produkt FÜR Frauen entwickelt hat, damit sich DEREN Sexleben verbessert.

Wenn auf der offiziellen Produktseite wortwörtlich steht, dass das Gerät dazu entwickelt wurde, dass Frauen „Interesse" an Sex entwickeln, dann klingt das ein bisschen so, als würde man sie auf künstlichem Weg zu etwas bringen wollen, worauf sie (und somit auch ihr Körper) eigentlich gar keine Lust haben. Sicherlich: Es gibt bestimmte gesundheitliche Faktoren, die dazu führen, dass Frauen nur sehr schwer feucht werden, aber wie Fiera angepriesen wird, suggeriert dann doch eher, dass sich das Produkt über Umwege an den Mann richtet. Die Art von Mann, dem es zu anstrengend ist, selbst dafür zu sorgen, dass seine Frau „Interesse" an Sex hat und auch körperlich dazu bereit ist.

Vielleicht ist Fiera die Zukunft der optimierten Sexualität, in der alle körperlichen Vorgänge durchgetimet und auf größtmögliche Effektivität ausgelegt sind. Vielleicht, ganz vielleicht, aber auch der Untergang.