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Drogen

Macht legales Marihuana dumm?

Eine neue Studie aus den Niederlanden verheißt nichts Gutes für den akademischen Betrieb.

Foto: Brookehoyer | Flickr.com | CC BY 2.0

Die USA scheinen kurz davor zu stehen, Marihuana landesweit zu legalisieren. Auch in anderen Ländern wird diese Diskussion geführt. Und das bringt eine ganze Menge Fragen mit sich. Manche davon sind langweilig, andere sind töricht, aber manche—zum Beispiel die Frage, welche Auswirkungen legales Gras auf Schüler und Studenten haben wird—sind extrem wichtig.

Eine Studie, die diesen Monat veröffentlicht wurde, gibt einen Ausblick darauf, wie legales Marihuana akademische Leistungen beeinflussen könnte, und es sieht für Kiffer gar nicht gut aus. Die Autoren untersuchten die Situation in Maastricht, wo 2010 ein Gesetz verabschiedet wurde, das Menschen mit Wohnsitz außerhalb der Niederlande den Kauf von Marihuana in den örtlichen Coffeeshops verbot. Diese Maßnahme war dazu gedacht, den Drogentourismus aus dem Ausland einzudämmen.

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Forscher vom Centre for Economic Performance an der London School of Economics and Political Science sahen den einzigartigen Drogenmarkt der Stadt als Gelegenheit. Sie verglichen die akademischen Leistungen der Studenten an der Universität von Maastricht, die noch immer Zugang zu legalem Gras hatten, mit Studenten, denen diese Gelegenheit fehlte. Die Studie sammelte Daten von etwa 54.000 Studenten und kam zu dem Ergebnis, dass die Prüfungsergebnisse der Studenten, die weiterhin legal Marihuana kaufen konnten, gleich geblieben waren, während die Ergebnisse der Studenten, denen man diese Option genommen hatte, sich verbessert hatten. Die Auswirkungen waren am stärksten bei jüngeren und weiblichen Studenten sowie bei solchen, die zu schlechten Prüfungsergebnissen neigten, wobei Fächer mit einem hohen Mathematikanteil die größten Unterschiede aufwiesen. Dies korreliert mit bereits bestehenden Forschungsergebnissen, laut denen Gras möglicherweise mathematische Fähigkeiten einschränkt.

Und was jetzt? Sollen wir uns Sorgen machen, dass legales Marihuana die akademischen Leistungen des Landes zerstören wird? Sollte die ganze Sache abgeblasen werden? Nicht so schnell, meint Randy Cohen, ein früherer Ethik-Kolumnist der New York Times.

„Selbst wenn das stimmen würde", sagte Cohen VICE über die Ergebnisse der Studie, „dann wäre es nur ein weiterer Faktor, der in die Marihuana-Legalisierung miteinbezogen werden muss." Cohen fügte hinzu, dass niedrigere Studiengebühren und bessere öffentliche Schulen die universitären Leistungen derart verbessern könnten, dass jegliche negative Auswirkung der Legalisierung wieder ausgeglichen würde.

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Dr. Greg Eells, Direktor des psychologischen Beratungsdienstes der Cornell University, sagte VICE: „Jede größere gesellschaftliche Entwicklung, die den größtmöglichen Zugang zu Bildung sichert, wäre eine großartige Sache." Er betonte weiterhin, dass Alkoholmissbrauch an Universitäten extrem verbreitet sei und dass so gut wie sicher sei, dass dies negative Auswirkungen auf akademische Leistungen habe.

Cohen erklärte, wenn man nur Prüfungsergebnisse untersuche, dann „[könnte man] für Ritalin dasselbe Argument ins Feld führen. Es besteht kein Zweifel, dass Lerndrogen akademische Leistungen verbessern."

„Die Frage der Legalisierung ist zu kompliziert, um sie auf einen einzelnen Faktor zu reduzieren", fuhr Cohen fort. „Es gibt medizinische, politische und kriminologische Fragen, die bedacht werden müssen." Er argumentierte, dass die Legalisierung von Cannabis positive Auswirkungen auf das verstopfte Rechtssystem haben würde und es Leuten, die mal gekifft haben, ermöglichen würde, später im Leben Erfolg zu haben—während die Polizei sich auf tatsächlich destruktive Verbrechen konzentrieren kann.

Cohen spricht sich dafür aus, einen klaren Kopf zu bewahren, wenn Studien zu einem umstrittenen Thema wie der Legalisierung von Cannabis erscheinen.

„Es gibt keine bedenklichere Phrase als ‚Studien haben belegt'", sagte er. „Fünf Minuten später belegen die Studien wieder etwas Anderes."