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10 Fragen

10 Fragen an einen Seemann, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Wie ist das Sexleben auf einsamer, hoher See? "Egal, wo du auf dem Schiff masturbierst: Du sollst nie gegen den Wind wichsen."

Eric bei der Arbeit. Damit er auch weiterhin bei Reedereien eingestellt wird, zeigt er auf dem Bild nicht sein Gesicht | Foto: privat

Ob Käpt'n Blaubär oder der Walfänger Ahab, ob Alestorm oder der Drunken Sailor: Um Seeleute ranken sich Mythen. Sie ertragen die Einsamkeit auf dem Meer mit stoischer Gelassenheit und fürchten nichts, außer dass du Kippen an einer brennenden Kerze anzündest.

Eric ist Seemann. Um genau zu sein: Ingenieur zur See. Er ist an der Ostseeküste groß geworden, in Mecklenburg-Vorpommern. Das hört man. Heute lebt er in Berlin, aber das Meer hat ihn nie so wirklich losgelassen. Seit neun Jahren versorgt der 29-Jährige auf Containerschiffen und Berliner Spreefähren die Motoren. Gerade schippert er auf den Gewässern vor Südkorea.

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VICE: Wochenlang ohne Freundin auf hoher See: Wird man nicht irre ohne Sex? Und wahrscheinlich kann man nicht einmal in Ruhe masturbieren, weil es kaum Privatsphäre gibt.
Eric: Ich habe noch nie jemanden beim Masturbieren erwischt. Aber ich habe mir schon einmal einen auf dem Klo runterholen müssen. Wichtigste Weisheit: Egal, wo du auf dem Schiff masturbierst, du sollst nie gegen Luv wichsen. [Lacht] Das ist die Schiffsseite, auf der man Gegenwind bekommt. Und ansonsten gibt es natürlich die Häfen.

Welche Häfen haben denn die besten Strippschuppen?
Die beste Stripteasebar, die ich kenne, ist in Vancouver, Orange No.5. Sehr professioneller Laden. Der Sohn des Besitzers hat mir mal einen Whisky für 30 Dollar das Glas ausgegeben und die Mädels können echt was an der Stange. Dann gab es früher noch den Ice Palace in Manzanillo, Panama, aber der hat dicht gemacht. In einer Bar in Santo Domingo bekam ich den heißesten Lapdance aller Zeiten.

Nimmst du Rauschmittel, um die Langeweile zu vertreiben?
Drogen sind auf See strikt verboten. Bis auf König Alkohol. Den einen verführt er mehr, den anderen weniger. Meine Regel hierfür lautet: Niemals alleine in der Kajüte trinken. Wer alleine trinkt, hat schon halb verloren.

Was war eure härteste Party auf dem Schiff?
Die Karaokepartys der philippinischen Matrosen. Wenn man dann noch im Hafen liegt und Frauen an Bord kommen, passiert es schonmal, dass 20 Besoffene zu "YMCA" ihre T-Shirts ausziehen, mitgrölen und tanzen.

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Was war das Ekligste, das du je aus der Kombüse essen musstest?
Manche asiatischen Köche haben einfach keine Ahnung von europäischer Küche. Ich bekam schon in der Mitte zerteilte halbrohe Enten an Reis und Rotkohl. Oder kleine rohe Tintenfische. Richtig ekelig wird's, wenn Köche keinen Plan von Lagerhaltung haben und der Proviant vergammelt. Eine Kadettin erzählte mir neulich, dass sie Maden und Käfer im Essen gefunden hat.

Findest du Menschen peinlich, die sich einen Anker tätowieren lassen?
Wenn jemand eine Verbindung zum Meer hat, finde ich es OK. Aber die meisten sind Wannabes.

Gibt es überhaupt noch Lebensgefahren auf der See, oder ist dein Job inzwischen so harmlos wie eine Kreuzfahrt?
Ich habe schon von Menschen gehört, die an Bord umgekommen sind, aber das hat weniger mit Stürmen und Unwetter zu tun. Ein junger Techniker wurde zum Beispiel während der Wartungsarbeiten in einem Motor eingesperrt. Dazu muss man wissen, dass Schiffsmotoren locker die Größe eines vierstöckigen Hauses erreichen. Der Kerl wurde versehentlich im Bereich des Motors eingeschlossen, in dem die Luft zur Verbrennung angesogen wird. Das Schiff fuhr los. Er wurde wahrscheinlich Temperaturen von 80 bis 90 Grad Celsius ausgesetzt und dazu einem höllischen Lärm. Er verbrannte nicht, aber vertrocknete und wurde wahrscheinlich wahnsinnig dabei. Der qualvollste und traurigste Tod, den ich mir vorstellen kann.

Wird es nicht schrecklich öde auf dem Schiff?
Man ist auf jeden Fall ziemlich von der Außenwelt abgeschnitten. Handy, Fernsehen, Radio funktionieren nicht, wenn wir uns von der Küste entfernen. Auf unseren Arbeitsrechnern auf dem Schiff haben wir nur ein reines E-Mail-Textprogramm—quasi der Telegraph des 21. Jahrhunderts. Und dann gibt es noch einen Rechner für private Angelegenheiten mit Internetzugang, für Facebook und Zeitunglesen, aber man kann keine Videos oder große Bilder ansehen. Meine Einsätze dauern meistens ungefähr drei Monate, wobei es schon mal ein halbes Jahr werden kann.

Hast du Angst vor Piraten—oder kommt so etwas nur in Seemannsgarn vor?Piraten sind realer, als man denkt. Ich hatte mal eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch für einen Schiffseinsatz einer Bremer Reederei. Die Nacht davor war lau, ich ging in Berlin feiern. Als ich am nächsten Morgen aufgewacht bin, hatte ich den Termin verpasst. Zwei Wochen später las ich in den Nachrichten, dass das Schiff, auf welchem ich hätte anheuern sollen, vor Ostafrika von Piraten gekapert worden war. Die langen Berliner Nächte haben meinen Arsch gerettet!

Hast du wirklich in jedem Hafen eine andere Frau? Und wenn ja wie viele?
Die Zeiten sind längst vorbei, mien Jung.