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Popkultur

Zu Besuch bei der nordkoreanischen Filmindustrie

Wir haben unseren Nordkorea-Korrespondenten dazu gezwungen, in Pjöngjang ein sozialistischer Filmstar zu werden.

Kim Jong the Illest liebte das Kino, sowohl das pornografische als auch das traditionelle. Teil seines Masterplans war, erhebliche Mengen humanitärer Hilfsleistungen in die Produktion von Filmen mit großen, unheimlichen Monstern zu stecken, um dem guten koreanischen Volk weiszumachen, es wäre nicht hungrig, anstatt all dieses Geld tatsächlich in Nahrung zu investieren.

Kim Jong-il liebte es auch, weißen Jungs eine Chance auf der großen Leinwand zu geben, solange sie dazu bereit waren, den weißen Teufel zu spielen. So war es unvermeidlich, dass eine Famehure wie ich zum Arschloch der Welt reist, um einen Blick auf die ganze „sozialistischer Filmstar-Sache“ zu werfen.

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Mit einfachen Träumen bestieg ich das Flugzeug nach Pjöngjang: Ich wollte entdeckt werden und Ruhm ernten, außerdem eine nordkoreanische Frau und einen unerschöpflichen Vorrat an rohem Tintenfisch bekommen. Ich wollte auf dem Walk of Fame des nordkoreanischen Hollywoods landen.

An Board servierte mir die Flugbegleiterin eine „Mahlzeit“, die wie ein geschmortes Stück Babyhandgelenk aussah, medium durch. So wie ich es mag. Ich bin mir nicht sicher, was das für eine Soße war, aber es roch wie Tränen.

Ich bin heil in Pjöngjang angekommen. Kim Jong-ils Sohn Kim Jong-un hatte gerade seine ersten neun Monate als Oberster Führer hinter sich. Eine seiner Hauptaufgaben: das Versenden von Pressemitteilungen, die näher auf seine Pläne eingingen, neue Aquarien für Kunststücke vorführende Delfine zu bauen. Er erklärte auch, wie er die mörderischen Vergnügungsparks des Landes sanieren wolle.

Das ist der Postproduktionsbunker der Kino-Traumfabrik Nordkoreas. Aus diesem grauen Kasten sprudeln all die humorlosen, revolutionären Epen und langweiligen Komödien heraus, die die Parteilinie seit der Gründung des Landes 1948 bedienen. Kim Jong-il stattete den Filmstudios zu Lebzeiten über 600 Besuche ab. Sein Vater Kim Il-sung (der viel besser darin gewesen war, das Land zu regieren) besuchte sie nur lausige 20 Mal.

Das Leben in Nordkorea ist prächtig, genau wie diese Statue. Als ich ein Bild von ihr gemacht habe, wurde ich von den Wachen gerügt, weil das Fotografieren aus nächster Nähe den anderen Touristen die Möglichkeit nähme, den Anblick zu genießen.

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Dies ist eine Replik eines alten koreanischen Dorfes. Es war absolut nichts los in dem nordkoreanischen Film-Mekka. Aber wir bekamen eine nette Tour durch einige dieser dauerhaft errichteten Filmsets, in denen pompöse Historienschinken gedreht werden.

Dieser Straßenzug soll das Seoul der 1920er darstellen. Damals war Korea noch vom faschistischen Japan besetzt. Dies war die bei Weitem demütigendste Zeit, sowohl in Nord- als auch Südkoreas Geschichte. Aber im Vergleich dazu, wie das Nordkorea heute größtenteils aussieht [siehe Fotos unten], schien es ziemlich ordentlich und schön:

Als ich gedankenverloren über Vergangenheit und Gegenwart vor mich hin sinnierte, merkte ich, dass hinter mir irgendwas vor sich ging:

Eine Hochzeit! Ich drehte mich gerade rechtzeitig um, um eine fröhliche Schar Feiernder mit fancy Videokameras durch den Park tänzeln zu sehen. Alle schienen wirklich glücklich und überhaupt nicht durch die Schleifmaschine einer totalitären Bürokratie zermürbt.

Nach einer Weile des Herumbummels in nostalgischen Seouler Straßenszenen macht ich mich auf zurück ins echte Nordkorea. Auf meinem Weg nach draußen kam ich an einem Filmdreh vorbei—diese vier weißen Teufel jagten einen Geist mit einem Skateboard.

Dort wurde doch tatsächlich ein historisches Epos gedreht. Der herumschreiende und herumfuchtelnde Regisseur gab den Schauspielern die Anweisung, „mit der Leidenschaft eines Mannes, der sein teures Auto gegen eine Mauer fährt, aber weiß, dass er ohne einen Kratzer davon kommen wird,“ zu spielen.

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Ich fragte meinen (mit Hintergedanken) Guide, was hier los war. „Willst du in dem Film mitspielen?“ Er grinste. „Kein Problem. Zehn Euro.“

Jedes Mal, wenn ich einen Kommunisten um einen Gefallen bitte, will er Geld von mir. Warum nur? Ich holte das Geld raus und bekam dieses Outfit.

Der Kameramann wandte sich von den beiden anderen Schauspielern ab und nahm mich ins Visier, den neuen Star des nordkoreanischen Films. Ich zog ein paar Grimassen und bevor sich ein noch betreteneres Schweigen ausbreiten konnte, sagte der Regisseur: „Ja, sehr gut, sehr gut! Ha ha! Du würdest einen großartigen König abgeben!“ Ich seufzte, weil mir bewusst wurde, dass ich mit der Schauspielerei doch mehr Geld verlieren als machen würde.

Später wollten sie mir nochmal 40 Euro für eine Kopie der Aufnahmen abknöpfen. Sie hatten das Material in eine Szene mit abgefahrenen, nordkoreanischen Grafiken und Pop-Melodien geschnitten.

Ich fand später heraus, dass solche, zufällig entstandenen Aufnahmen von Ausländern, die sich wie Idioten verhalten, als Anti-Ausländer-Propaganda im staatlichen Fernsehen landen. Ich werde wohl erst erfahren, was mit meinem Material passiert ist, wenn Kim Jong-un in einem blutigen Angriff der CIA erschossen wird und sie die Archive öffnen. Ich kann es kaum erwarten!