Zwei Tote in einer Nacht: die Stimmung in Istanbul eskaliert

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Zwei Tote in einer Nacht: die Stimmung in Istanbul eskaliert

Gestern gingen in der ganzen Türkei Menschen auf die Strasse, um anläßlich des Todes von Berlin Elvan zu demonstrieren. Am Rande der folgenden Straßenschlachten mit der Polizei kam es zu Schießereien, bei der ein junger Mann getötet wurde.

Vorgestern gingen in der ganzen Türkei tausende Menschen auf die Straße, um den den Tod Berkin Elvans zu betrauern. Die Demos, die sein Tod am Dienstag ausgelöst hatte, führten zum Tod zwei weiterer Menschen—ein Demonstrant und ein Polizist. Der fünfzehnjährige Elvan war von einer Gasgranate am Kopf getroffen worden, als er während der Gezi-Proteste beim Brotkauf zwischen die Fronten geraten war. Er verlor das Bewußtsein und verbrachte neun Monate im Koma, was ihn in der Türkei zu einem Symbol für Polizeigewalt machte.

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In Istanbul füllten sich die Straßen mit Leuten, die einen Blick auf Elvans Sarg erhaschen wollten und „Die AKP ist Berkins Mörder!“ riefen, während sich der Zug zur Beerdigung im Kurtulus-Viertel bewegte. Einige Demonstranten versuchten, sich auf dem Taksim-Platz zu versammeln, was bei der Polizei nicht besonders gut ankam. Bei deren Versuchen, die Demonstranten zu stoppen, kam es zu Scharmützeln. Die Nacht wurde bestimmt von den mittlerweile vertrauten Tränengasgranaten, Wasserwerfern und brennenden Barrikaden.

Im Arbeiterviertel Okmeydani brach währenddessen ein bewaffneter Streit aus, bei der der 22-jährige Can Karamanoğlu durch eine Schusswaffe getötet wurde. Heute nachmittag hat sich überraschend die linksradikale DHKPC zu dem Mord bekannt.

A funeral photo from today probably you won't see in the foreign media. #Burakcankaramanoglu #Turkey pic.twitter.com/zOfmsyPyVl

— Ragıp Soylu (@ragipsoylu) 13. März 2014

Die Beerdigung Karamanoğlus in Kasimpasa heute.

Schon am Dienstag hatten sich die Proteste auf 32 Städte in der Türkei ausgeweitet. Die Situation in der Türkei polarisiert sich kurz vor den Kommunalwahlen Ende März zusehends, und der Druck auf Premierminister Erdogan steigt.