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Sex

10 Fragen an einen Taxifahrer, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Wie viel verdienst du? Fährst du wirklich immer den kürzesten Weg? Und findest du es heiß, wenn Leute in deinem Taxi rummachen?

Taxifahrer hören dir zu, wenn du dich gerade von deinem Partner getrennt hast und heulend auf der Rückbank sitzt. Taxifahrer bringen dich sicher nach Hause, wenn du schon den ganzen Club vollgekotzt hast. Taxifahrer sind Seelsorger, Sozialarbeiter, Rettungsdienst, manchmal auch Comedians und vor allem große Welterklärer.

Taxifahrer sind auch sehr fleißige Leute und sehr undiplomatische. Bittet man sie um ein Gespräch sagen sie: "Ich hab weder Bock noch Zeit", "Ich bin ja nicht zum Spaß hier".

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Ralf steht ganz hinten am Taxistand am Berliner Alexanderplatz. Bis er vorne ist, dauert es 20 bis 30 Minuten. Um sich die Wartezeit zu verkürzen, stimmt er zu, sich mit mir zu unterhalten. Ich setze mich zu ihm ins Taxi. Nach ein paar Minuten überholt uns ein anderes Taxi. Das gefällt Ralf nicht. Ralf steigt mit den Worten aus: "Warte mal, ich muss dem Kollegen mal ein paar Takte erzählen". Der Kollege hatte geglaubt, ich sei ein Fahrgast. Ralf stellt das richtig. Ordnung wiederhergestellt.

Ralf ist 60 Jahre alt und war eigentlich mal Polizist, das musste er aber aus persönlichen Gründen aufgeben, genauer will er nicht drüber sprechen. Danach lernte er Installateur und Heizungsbauer. Mit 50 wurde er arbeitslos, weil das Unternehmen, in dem er angestellt war, zwangsversteigert wurde. Heute fährt er Taxi, aber "nicht aus Leidenschaft", wie er sagt. Dazu hilft er 20 Stunden die Woche im Büro eines Gerichtsvollziehers aus, weil das Geld sonst nicht reicht.

Als sein Taxi vorne in der Schlange steht, muss ich aussteigen, damit Ralf einen Fahrgast abbekommt. Aber die Zeit hat gereicht, ihm die zehn Fragen zu stellen, die vielleicht viele von euch umtreiben, wenn ihr euch rumkutschieren lasst, ihr euch aber nicht getraut habt zu stellen.

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VICE: Wie viel verdienst du?
Ralf: Mit Trinkgeld zwischen 1.400 und 1.800 Euro netto im Monat. Montage sind immer die besten Tage, weil da die angereisten Geschäftsleute in der Stadt zu ihren Terminen müssen. Aber andere Taxifahrer verdienen noch weniger als ich. Manche Unternehmen zahlen nicht mal den Mindestlohn. Sie stellen die Fahrer auf 450-Euro-Basis ein und für das restliche Geld arbeiten die Leute dann schwarz.

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Brauchst du das Trinkgeld zum Überleben?
Ja. Im Monat bekomme ich durchschnittlich 400 Euro Trinkgeld, die brauche ich auch. Es gibt Kunden, die geben gar kein Trinkgeld, Italiener zum Beispiel geben nie welches. Engländer auch selten. Amerikaner und Skandinavier geben immer ganz gut. Das meiste Trinkgeld bekomme ich von älteren Leuten, vor allem, wenn ich ihnen mal den Koffer nach oben bringe oder den Rollator trage. Wenn die Uhr da auf sechs Euro steht, bekomme ich schon mal einen Zehner. Wenn der Fahrgast mit dem Dienst zufrieden ist, dann freue ich mich über zwei Euro. Wenn ich zum Flughafen fahre und die Uhr zeigt 24,70 Euro und der Kunde gibt mir 30 Cent Trinkgeld, dann nehme ich sie und sag': "Schönen Dank." Aber freuen tu ich mich da nicht.

Fährst du wirklich immer den kürzesten Weg?
Nee, aber das kann ich dann auch begründen. Ich weiß, welche Straßen ich zu welcher Zeit befahren kann. Wenn ich weiß, dass eine Straße zu ist, dann frag ich den Kunden, ob es okay ist, wenn es schneller geht, aber einen Euro teurer wird. Umwege fahren lohnt sich in Berlin gar nicht. Die längsten Strecken sind zu den Flughäfen nach Tegel und Schönefeld, aber selbst da würde ein Umweg den Kohl nicht fetter machen.

Wenn Leute in deinem Taxi rummachen, findest du das heiß?
Solange sie angezogen bleiben, ist alles in Ordnung. Wenn sie komplett oberkörperfrei sind, dann sag ich schonmal was. Letztens gab es eine recht ansehnliche Lesbennummer. Da sage ich dann natürlich nichts. Für mich kann jeder seine Sexualität ausleben, wie er möchte.

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Hattest du schon mal Sex in deinem Taxi?
In meinem Taxi nicht. Aber in einem anderen, als ich Fahrgast war.

Wenn Leute dir ins Taxi kotzen, musst du das selbst wegmachen?
Gott sei Dank kotzen die selten. Den Geruch von Kotze bekommst du nämlich zwei bis drei Tage nicht raus, selbst bei guter Reinigung. Normalerweise zahlt der Kotzer die Reinigung selbst, das sind 250 Euro. Wenn ich sehe, dass jemand besoffen ist, dann setz ich ihn vorne ans Fenster. Aber Betrunkene sind nicht einmal meine nervigsten Fahrgäste. Die schlimmsten sind Bundesbeamte, die nachmittags um drei am Alex ins Taxi steigen und mir erzählen: "Machen sie was sie wollen, in 20 Minuten geht mein Flieger." Ich bin ja kein Hubschrauber! Hast du schonmal betrunken oder drauf Schicht geschoben?
Nee. Im Taxi-Business wird nicht getrunken. Die Leute brauchen ihren Führerschein. Man hat Verantwortung für die Kunden. Ich kenne keinen Taxi-Fahrer, der betrunken Schicht machen würde. Für die meisten hängt ja am Taxifahren ihre Existenz.

Was ist deine Taktik, wenn du mal furzen musst?
Wie bitte? Das geht gar nicht! Das mach ich nicht. Und wenn ich mal auf Toilette muss, dann fahr ich zu einer Tankstelle oder zu einem Hotel.

Weißt du, wie man den Taxameter hackt?
Das ist bei meinem nicht möglich. Ich habe einen Fiskaltaxameter, da meldet man sich morgens an, wenn man ins Auto steigt und der registriert dann alle Fahrten bis ich mich zum Feierabend wieder abmelde. Der Chef kann lückenlos für das Finanzamt nachweisen: Was hat das Taxi verdient? Welche Wege ist der Fahrer gefahren? Das sollte man in ganz Berlin einführen, um die Schwarzarbeit der Kollegen zu bekämpfen.

Was ist das Bizarrste, was du je erlebt hast?
Neulich sind zwei Damen morgens um 8:30 Uhr in mein Taxi gestiegen. Es war unter der Woche. Die Damen waren fröhlich drauf und wollten gerne, dass ich sie zu einem Club fahre, wo Männer an der Stange tanzen und dann ihre Dienste anbieten. Für die Uhrzeit war das bizarr.

Ich hab auch mal eine Schwangere und ihren Mann zur Entbindung gefahren. Die Frau war relativ weit mit den Wehen und der Mann mit den Nerven am Ende. Nach 300 Metern fing der Mann an zu hecheln und zu pusten. Die ganze Fahrt über. Seine Frau war total genervt. Dann streichelte er irgendwann ihren Arm und sagte: "Ist ja nicht so schlimm! Tut doch gar nicht weh!" Dann ist der Frau der Knoten geplatzt. Sie sagte: "Fahren Sie mal rechts ran." Als wir standen sagte sie: "Mein Mann steigt jetzt mal aus." Der wollte erst nicht, da bin ich raus aus dem Auto, um ihm zu erklären, wie groß ich bin und dann haben wir den am Straßenrand stehen lassen. Ich hab ihm gesagt: "Das ist eine Ausnahmesituation, da sagt man als Mann lieber gar nichts." Die Frau sagte hinterher nur: "In den Kreißsaal kommt der nicht mit."