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2016 sind auch ziemlich viele gute Dinge passiert – eine unvollständige Liste

Seit dem Wahlsieg von Trump gibt es einen Grund mehr, 2016 zu hassen. Aber es gibt auch ziemlich viele, es zu lieben.
Foto von VICE Media

Spätestens seit Mittwoch Morgen steht endgültig fest, dass auf der Welt momentan so ziemlich alles schief läuft: 2016 war ein gutes Jahr für die Bösen, keine Frage. Die USA haben einen rassistischen und sexistischen Soziopathen als Staatsoberhaupt gewählt, einen postfaktischen Populisten, der seinen Wählerinnen und Wählern sagt, was sie hören wollen, unabhängig davon, ob das der Realität entspricht—und irgendwie wird angesichts dessen die Angst auch hier größer: dass wir uns noch wundern werden, was alles geht.

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Die gute Nachricht: Nachdem Trump die Wahl gewonnen hat, bleibt uns wenigstens die bereits versprochene Wahlanfechtung erspart. Und auch darüber hinaus war 2016 in vieler Hinsicht eigentlich ein gutes Jahr, das es nicht verdient hat, als das beschissenste Jahr der 2000er in die Geschichte einzugehen. Weil aber positive Schlagzeilen in der Flut von schlechten Nachrichten oft untergehen (und auch, weil ich ziemlich auf Listen stehe), habe ich eine Liste mit großartigen Dingen erstellt, die 2016 bisher auf unserem Planeten passiert sind:

Zum ersten Mal seit 100 Jahren ist die Anzahl wildlebender Tiger wieder gestiegen, und das Ziel des Tiger Summits von 2010, die weltweite Tigerpopulation in freier Wildbahn bis 2022 auf über 6000 zu verdoppeln, scheint erreichbar.

Pokémon Go hat Millionen von Menschen motiviert, die Couch zu verlassen und im Schnitt 194 Schritte pro Tag mehr zu machen als sonst—was die gesamte Lebenserwartung aller Spieler und Spielerinnen um fast drei Millionen Jahre verlängert hat (ja, wirklich).

Außerdem hat Netflix Bob Ross ins Sortiment aufgenommen: Mit Beauty Is Everywhere hat man sich zwar leider für die weniger bekannte kleine Schwester von The Joy Of Painting entschieden, aber um nach einer langen Partynacht am Sofa mit der Tiefkühlpizza auf dem Schoß einzuschlafen, sollte es trotzdem reichen.

Vor wenigen Tagen haben die Europäische Union, Kanada und Nepal das Übereinkommen von Paris ratifiziert, die erforderlichen Schwellenwerte waren somit erreicht und der bis dato umfassendste internationale Klimaschutzvertrag ist in Kraft getreten.

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Kanzler der Herzen Christian Kern hat als erster österreichischer Bundeskanzler die Regenbogenparade in Wien besucht und sich in einer berührenden Rede bei allen Besucherinnen und Besuchern für "ein unglaublich starkes Zeichen für unsere gemeinsame Idee der Offenheit und Vielfalt in Österreich" bedankt.

Die Raumsonde Juno hat nach eineinhalb Sonnenumrundungen und knapp fünf Jahren Reise den Gasplaneten Jupiter erreicht, wo sie sich nun in einer stabilen Umlaufbahn befindet, aus der sie spektakuläre Bilder vom größten Planeten unseres Sonnensystems nach Hause schickt.

Der gesamte Energiebedarf Portugals wurde im Mai vier Tage lang ausschließlich durch erneuerbare Energie gedeckt—sowohl private Haushalte als auch industrielle Verbraucher wurden über 107 Stunden anstatt mit fossilen Brennstoffen durch Sonnen-, Wind- und Wasserkraft versorgt.

Vor allem an Tagen wie diesen haben auch die positiven Dinge es verdient, beachtet zu werden.

Die Gorillaz haben ein neues Album angekündigt, über 800.000 Freiwillige haben in Indien an einem einzigen Tag 50 Million Bäume gepflanzt, Nickelback hat kein neues Album angekündigt. Paolo Sorrentino hat eine so grandiose wie absurd-surreale TV-Serie über einen jungen Papst produziert, der Kette raucht und nicht an Gott glaubt, Bernie Sanders hat die Welt trotz allem ein kleines bisschen besser gemacht und Ramsay Bolton hat endlich bekommen, was er verdient hat.

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Der NATO-Mitgliedsstaat Türkei hat einen russischen Kampfjet abgeschossen—OK, keineswegs positiv und war auch schon Ende 2015, allerdings hat es die internationale Staatengemeinschaft in den darauffolgenden Monaten tatsächlich irgendwie geschafft, dem Dritten Weltkrieg zu entgehen.

Tarantino hat mit The Hateful Eight ein bildgewaltiges Kammerspiel inszeniert und ist gemeinsam mit dem Gartenbaukino dafür verantwortlich, dass halb Wien nicht nur verstanden hat, wie ein Kinoprojektor funktioniert, sondern jetzt auch weiß, was "70mm Ultra Panavision" ist. Island hat die Fußball-Europameisterschaft gewonnen (also fast) und dem gesamten deutschen Sprachraum Steilvorlagen für semi-lustige Wortwitze geliefert: Torhüter Halldórsson, Torschütze Sigthórsson, ihr erinnert euch.

Außerdem wurde am Rande der Antarktis das größte Meeresschutzgebiet der Welt eingerichtet, in dem nun auf einer Fläche viermal so groß wie Deutschland ein Pinguin tun kann, was ein Pinguin tun muss—ohne von menschlichen Aktivitäten wie kommerzieller Fischerei gestört zu werden.

Eine 22-jährige Studentin am Clive Davis Institute der New York University hat Pharrell vor laufender Kamera mit einem ihrer Songs beinahe zum Weinen gebracht, woraufhin ihr Bekanntheitsgrad wenig überraschend in astronomische Höhen geschossen ist. Apple hat eine Emoji-Leiste auf die neuen MacBooks gepackt und die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat nach über 20 Jahren Bauzeit das größte Weltraumteleskop der Geschichte fertiggestellt. Außerdem haben die Chicago Cubs zum ersten Mal seit über 100 Jahren die World Series geholt, was davor genau niemand außer Zurück in die Zukunft II für möglich gehalten hätte.

Zusätzlich hat die medizinische Forschung in diesem Jahr rasante und beeindruckende Fortschritte gemacht—wir sind heute näher dran als jemals zuvor, Krankheiten wie Krebs, Diabetes, Alzheimer, Multiple Sklerose und ALS zu heilen.

Anfang des Jahres hat der Iran wie angekündigt sein Atomwaffenprogramm heruntergefahren und somit den Weg für das Ende der UN-Sanktionen freigemacht, unter denen insbesondere die ärmsten Teile der Bevölkerung gelitten haben.

Bill Murray war der glücklichste Mensch der Welt, Bob Dylan hat den Nobelpreis für Literatur gewonnen und sich wochenlang nicht mal dazu geäußert und die Kinder von heute werden mit großer Wahrscheinlichkeit interstellare Raumfahrt miterleben. 3D-Drucker und Virtual Reality sind mehr oder weniger erschwinglich geworden und Leo hat für seine körperlich herausforderndste Rolle endlich seinen Oscar bekommen. Oh, und Frank Ocean hat nach vielen Spekulationen und langem Hin und Her ein neues Album veröffentlicht—oder genau genommen sogar zwei, plus viel Drumherum. Das alles soll nicht heißen, dass der Wahlsieg von Donald Trump und viele andere Dinge auf der Welt nicht ziemlich beschissen wären. Aber vor allem an Tagen wie diesen haben auch die positiven Dinge es verdient, beachtet zu werden.

Jakob auf Twitter: @JakobBouchal