Ich habe mich auf einem Festival von einer Tschik bis zu Koks hochgetauscht
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Ich habe mich auf einem Festival von einer Tschik bis zu Koks hochgetauscht

Wenn man schon eine Büroklammer gegen ein Haus eintauschen kann, warum sollte das gleiche Prinzip dann nicht auch auf eine Zigarette und ein Tütchen des weißen Pulvers angewendet werden können?

Vor ungefähr zehn Jahren hat ein Mann namens Kyle MacDonald eine einzige rote Büroklammer gegen ein Haus eingetauscht. Natürlich handelte es sich dabei nicht um einen Direkttausch, sondern der Kanadier brauchte insgesamt ein Jahr und 14 Mal Verhandlungsgeschick, um endlich ein zweistöckiges Bauernhaus in Saskatchewan sein Eigen nennen zu können. Ähnlich machte es der Deutsche Michael Wigge, der mit einem Apfel anfing und mit einem Haus in Hawaii aufhörte.

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Solche Geschichten wurden für eine gewisse demografische Gruppe an Schnorrern—zu der ich mich wohl auch zähle—legendär. Ich bin chronisch pleite und Geld für Kokain habe ich schon gleich gar nicht. Aber wenn man schon eine Büroklammer gegen ein Haus eintauschen kann, warum sollte das gleiche Prinzip dann nicht auch auf eine Zigarette und ein Tütchen des weißen Discostaubs angewendet werden können?

Zudem dachte ich mir, dass ein Festival das passende Umfeld für meinen Tauschversuch darstellen würde. Ich meine, dabei handelt es sich ja um ein geschlossenes System, bei dem den Besuchern nur das Zeug zur Verfügung steht, das sie mitgebracht haben. Natürlich könnte man auch die anderen Anwesenden fragen, aber wer spricht denn heutzutage noch mit fremden Leuten? Deshalb hatte ich auch direkt einen Vorteil—ich musste nur noch jemanden finden, der eine Zigarette brauchte. Moment, zuerst brauchte ich doch eine Zigarette.

Diese beiden Typen halfen mir bereitwillig mit einer Tschik aus. Falls sie dir irgendwo zufällig mal über den Weg laufen sollten, dann tue ihnen den gleichen Gefallen oder gib ihnen ein Bier aus. Gute Jungs!

Das ganze Unterfangen sollte sich dann aber doch als ziemlich kompliziert herausstellen. Es war nämlich richtig heiß und niemand schien irgendetwas tauschen zu wollen, das für mich von Wert sein könnte. Ich habe zum Beispiel diesen jungen Mann kennengelernt, der Bier aus einem Eiweiß-Shaker trank. Ich bat ihm meine Zigarette für den Rest des Gerstensafts an. Er meinte, ich solle mich verpissen.

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Dieser Typ war dazu bereit, meine Zigarette gegen einen Joint einzutauschen. Ich musste dafür nur „ein halbes Stündchen" auf seine Freunde warten. Tschik gegen Ofen, wie konnte ich da denn nein sagen? Nach 40 Minuten waren die besagten Freunde jedoch immer noch nicht aufgetaucht und egal was der junge Mann sich vorher auch eingeschmissen hatte, es schien seine Wirkung offensichtlich zu entfalten. Da er immer wieder umfiel, entschied ich mich dazu, den armen Tropf nicht auszunutzen. Außerdem musste ich echt dringend aufs Klo.

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Als ich dann auf einem der vielen Dixi-Throne saß, bekam ich zufällig mit, wie zwei junge Männer darüber diskutierten, wie gerne sie jetzt doch eine Zigarette rauchen würden. Diese Gelegenheit musste ich beim Schopfe packen. „Hey, ich kann euch bei eurem Tabakproblem weiterhelfen", rief ich von einer Kabine zur anderen. „Wartet einfach draußen auf mich!"

Und genau das machten sie auch. „Du bist die Stimme aus der Toilette, richtig?" Theatralisch zog ich die Kippe hinter meinem Ohr hervor. Es war an der Zeit, mein Verhandlungsgeschick unter Beweis zu stellen.

Sie willigten ein, mir für meine Zigarette vier Räucherstäbchen zu geben—dafür musste ich sie allerdings zu ihrem Zelt zurückbegleiten. Ich war mir jedoch sicher, dass ich irgendeinen Hippie finden würde, der mir für diese Teile ordentlich was auf den Tisch legt.

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Und genau so kam es: Ich lernte schnell einen ziemlich schrägen Typen kennen und nach einer kurzen Diskussion über Chemtrails, die Kraft des dritten Auges und das Übel von Fluorid-Vergiftungen war er dazu bereit, mir für die vier „göttlichen Stangen" den oben zu sehenden (und sehr schlecht gerollten) Joint zu geben.

Schließlich geriet ich an diesen Gentleman. Unsere Unterhaltung lief dabei ungefähr so ab:

- Hey Alter, Bock auf'n Joint?
- Klar.
- Was hast du im Gegenzug für mich?
- Bock auf 'n paar Gaskartuschen?

Zwei der Gaskartuschen konnte ich dann direkt gegen zwei eiskalte Bierchen eintauschen.

Zu diesem Zeitpunkt herrschten gut 40 Grad und jede Getränkequelle war mindestens einen zehnminütigen Fußmarsch entfernt. Ich traf einen Typen, der für ein kühles Blondes wohl alles gemacht hätte. Glück für ihn, denn ich hatte ja direkt zwei davon in meiner Tasche. Als Tauschware bot er mir eine volle Schachtel Zigaretten an. „Ja, die stammen aus Korea oder so. Mein Kumpel hat das Zeug kistenweise mit zurückgebracht."

Es dauerte nicht lange und ich traf auf eine wunderschöne junge Frau, die mich nach einer Zigarette fragte. Ich meinte zu ihr, dass ich eine ganze Schachtel für sie hätte, wenn sie mir im Gegenzug ebenfalls etwas Gutes anbieten könnte. „Na ja, ich hab einen ganzen Haufen MDMA-Kapseln dabei. Drei davon könnten dir gehören. Fotografiere aber bitte nicht mein Gesicht, meine Mutter soll mich hier nicht erkennen können."

Ich geriet in Versuchung, mein Experiment an dieser Stelle abzubrechen—ich meine, drei Kapseln MDMA sind ja keine schlechte Ausbeute. Ich war allerdings schon so weit gekommen, dass ich einfach weitermachen musste. Nachdem ich mich durch ein paar weitere Zeltgrüppchen gefragt hatte, traf ich schließlich auf einen Kerl, der vom Alter her auch mein Vater hätte sein können. Er war bereit, sich von einem Tütchen des berüchtigten weißen Pulvers zu trennen. Mission accomplished!

Falls die Polizei oder meine Mutter diesen Artikel lesen sollte: Ich habe das Kokain natürlich direkt ins nächste Dixi-Klo geworfen, denn Drogen sind keine gute Sache!