Der umstrittene Kebap-Stand von Ali Turgut

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Der umstrittene Kebap-Stand von Ali Turgut

"Das ist genau jene Parallelgesellschaft, die wir in Wiener Neustadt nicht brauchen und auf öffentlichem Gut nicht wollen."

Alihan Turgut verkauft Kebap – und das seit mittlerweile 11 Jahren. Das macht der gebürtige Türke, der in den 90er-Jahren nach Österreich gekommen ist, aber nicht irgendwo, sondern am Wiener Neustädter Hauptplatz.

Mit dem Bau des neuen Marienmarktes ändert sich für "Kebap-Ali" und seine eingesessenen Marktstandkollegen jetzt einiges. Während andere (österreichische) Standler, die am neuen Markt nicht mehr unterkommen, einen Alternativstellplatz in der Innenstadt zur Verfügung gestellt bekommen, wird Turguts Genehmigungsbescheid allem Anschein nach nicht verlängert und ihm auch kein anderer Standort angeboten.

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Die Jungen Grünen von Wiener Neustadt, die auch eine Petition für den Kebap-Stand ins Leben gerufen haben, vermuten dahinter eine politisch motivierte und rassistische Aktion. Auf die Vorwürfe reagiert der FPÖ-Marktstadtrat Udo Landbauer auf seiner offiziellen Facebookseite folgendermaßen:

Auch sein Parteikollege und Bürgermeister-Stellvertreter Michael Schnedlitz tut auf Facebook seinen Unmut kund:

Die Kerbe, in die hier geschlagen wird, scheint eine recht eindeutige zu sein – um den von Schwarzblau definierten "Produktmix am Hauptplatz", wie anfangs noch behauptet, geht es demnach wohl eher nicht.

Der Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger von der ÖVP steht nämlich ebenfalls klar hinter diesen Aussagen, wie er am Mittwoch mitteilt, und meint außerdem: "Kritisch ist auch anzumerken, wenn jemand mitten in der Innenstadt auf öffentlichem Gut einen Betrieb führen möchte, obwohl er nach über 20 Jahren in Österreich nicht in der Lage ist, ausreichend Deutsch zu sprechen, um ohne Dolmetscher beim Bürgermeister vorzusprechen, ja dessen Frau nicht einmal in Ansätzen der deutschen Sprache mächtig ist. Das ist genau jene Parallelgesellschaft, die wir in Wiener Neustadt nicht brauchen und auf öffentlichem Gut nicht wollen."

"Schnedlitz hat vor etwa einem Jahr ganz offen gesagt, dass er die Zahl der Migranten in Wiener Neustadt auf die Hälfte reduzieren möchte."

Zum Thema "Parallelgesellschaft" meint Stefan Glaser von den Jungen Grünen wiederum, dass der zuständige Stadtrat Landbauer bei Neustadts schlagender deutschnationaler Burschenschaft, der "pennalen Burschenschaft Germania zu Wr. NeustadtMitglied sei, was auch ein Bericht im Standard bestätigt. "Wenn das nicht eine Parallelgesellschaft ist, wie sie im Buche steht, dann weiß ich auch nicht."

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Zudem sei der Hauptplatz derartig groß, dass die Grünen eigentlich keinen Grund sähen, warum Ali Turgut überhaupt von seinem ursprünglichen Standort weichen solle. Auch die SPÖ vermutet dahinter klare Vertreibungspolitik: "Schnedlitz hat vor etwa einem Jahr ganz offen gesagt, dass er die Zahl der Migranten in Wiener Neustadt auf die Hälfte reduzieren möchte. Jetzt wird es immer klarer wo er und Stadtrat Landbauer ansetzen", sagt die Gemeinderätin Meral Karats im Interview mit den Tips. Mittlerweile gibt FPÖ-Landbauer im Übrigen sogar ganz offen zu, dass es ihm darum gehe, türkischen Geschäften "die wie Schwammerl wachsen, den Riegel vorzuschieben".

Stefan Glaser (Junge Grüne) & Katrin Scharmitzer (Rote Gfraster)

Nicht zuletzt deswegen wurde am Donnerstag um 13:30 Uhr ein solidarisches Eat-In bei "Kebap-Ali" von den Jungen Grünen und den Roten Gfrastern organisiert, zu dem sich rund 50 Leute einfanden. "Anders, als von der FPÖ grundlos behauptet, ist der Bedarf ganz offensichtlich da", sagt Stefan Glaser. Herr Turgut selbst wollte uns zu seiner Situation heute kein Statement geben, da ihm die Angelegenheit mittlerweile zu heiß und turbulent werde. Die offene Fremdenfeindlichkeit der Wiener Neustädter Stadtpolitik scheint zu fruchten.

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