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Diese Menschen haben ihre Angehörigen zu Edelsteinen verarbeiten lassen

"Aus einem Teil der Asche meines verstorbenen Vaters ließ ich einen Rubin-Ring anfertigen."
Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung von Mevisto und ihren Kunden

In der Jugend machen sich die meisten von uns wenig Gedanken darüber, was nach dem

Tod

mit unseren Körpern geschehen soll. Aber selbst diejenigen, die sich überdurchschnittlich viel mit dem Thema beschäftigen, denken eine Form der Bestattung wahrscheinlich nicht mit: die Herstellung eines Edelsteins aus der Asche von Verstorbenen.

Genau das macht die Edelsteinmanufaktur Mevisto. Hier werden aus den Bestandteilen der Asche—wie Phosphor, Calcium oder Magnesium—Rubine und Saphire gewonnen. Die Steine können auch aus biogenem Material wie Haaren, Fingernägeln oder den Resten der Nabelschnur eines Kindes erzeugt werden. Mit dieser Methode lassen sich also auch Schmuckstücke von noch lebenden Menschen herstellen.

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Wir haben mit ein paar Menschen gesprochen, die zur Kundschaft bei Mevisto gehören.

Nina, 21

Nina mit dem Rubin-Ring aus der Asche ihres Vaters. Alle Fotos von Mevisto und ihren Kunden

Ich habe meinen Vater 2014 während des letzten Schuljahres verloren. Er starb an einem plötzlichen Tod und ich versuchte irgendwie, dieses letzte Jahr zu überstehen. Die Bestatterin erzählte mir von der Möglichkeit, einen Edelstein aus seiner Asche anfertigen zu lassen und ich fand die Idee wirklich schön. Er äußerte den Wunsch, nach seinem Tod verbrannt zu werden. Also bot es sich an, einen Teil der Asche in einem Edelstein verarbeiten zu lassen.

Ich entschied mich für einen Rubin, weil rot nicht nur meine Lieblingsfarbe ist, sondern es auch die Liebe zu meinem Vater symbolisieren soll. Der Stein wurde in einen Ring gefasst und ich trage ihn wirklich jeden Tag. Anfangs habe ich natürlich jedes Mal an meinen Vater gedacht, wenn ich den Ring an meinem Finger sah. Mittlerweile gehört er so sehr zu mir, dass ich mir oft nicht der Bedeutung des Ringes bewusst bin. Er kostete zirka 5000 Euro und ich überlegte wirklich lange, ob ich den Stein möchte. Aber meine Mutter meinte, ich könnte es sonst im Nachhinein vielleicht bereuen.

Karina, 40

Foto mit der Pfote von Holmes, Zharas besten Freund. Alle Fotos von Mevisto und ihren Kunden

Vor einem Jahr starb meine Hündin Zhara an einer Krebserkrankung. Ich denke, man hat immer nur einen Seelenhund im Leben und Zhara war einer für mich. Ich fand die Idee der Edelsteinbestattung wirklich schön und als ich von der Möglichkeit erfuhr, sagte ich gleich zu meiner Hündin: "Wenn du nicht mehr bist, dann wirst du ein Edelstein und bist immer bei mir".

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Karina mit der Urne von Zhara. Alle Fotos von Mevisto und ihren Kunden

Meine Hündin war der Grund dafür, dass ich meinen Job als Werbe- und Kommunikationsleiterin aufgab und Hundetrainerin wurde. Sie war der erste Hund, mit dem ich dieses Hundetraining absolviert habe und auch die Rasse der Weimaraner liegt mir sehr am Herzen. Für mich war klar, dass ich Zhara kremieren lasse und einen Teil der Asche zur Edelsteinmanufaktur bringe. Ich ließ einen Saphir im Naturton anfertigen und in einen Ring fassen. Ich lege ihn so gut wie nie ab.

Christine, 58

Christine mit der Edelsteinkette ihres Mannes. Alle Fotos von Mevisto und ihren Kunden

Zu unserem 20. Hochzeitstag fuhren mein Mann und ich mit der Harley für ein Wochenende weg. Eine Frau nahm uns die Vorfahrt und wir hatten einen schweren Unfall. Nach 13 Jahren im Wachkoma starb er schließlich. Meine Töchter und ich kannten bereits die Edelsteinbestattung und mein Mann äußerte zu Lebzeiten sehr oft, dass er nach seinem Tod verbrannt werden möchte. Ich ließ aus der Hälfte der Asche zwei Halsketten für mich und meine Tochter anfertigen.

Meine zweite Tochter ist äußerst sensibel und wollte nicht immer an den Papa erinnert werden. Ich entschied mich für einen Stein in Naturfarbe, meine Tochter wünschte sich einen Rubin. Die Halsketten tragen wir fast täglich. Für mich hat dieser Stein eine große Bedeutung. Der Herstellungsprozess ist für mich sehr schwer zu begreifen, aber das macht ihn auch so wertvoll für mich.

Mein Mann und ich hatten bis zum Schluss eine sehr enge Verbindung. Nach einiger Zeit in der Klinik beschloss ich, ihn zu Hause zu pflegen und gab meinen Beruf in der Hotelbranche auf. Ich und auch viele andere hatten bis zuletzt die Hoffnung, dass er aus dem Koma erwachen könnte.

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In dieser schwierigen Zeit fing ich auch mit dem Malen an, um einen Ausgleich zur zeitintensiven Pflege meines Mannes zu finden.

Birgit, 41 und Jürgen, 35

Haare und Fingernägel verewigt in einem Saphir. Alle Fotos von Mevisto und ihren Kunden

Wir ließen einen Edelstein für unsere Eheringe anfertigen. Dazu wurden die Haare und Fingernägel unserer eineinhalb-jährigen Tochter und von uns beiden verwendet. Es war ein bisschen schwierig, die relativ große Menge, die man dafür braucht, zusammen zu bekommen. Also gingen wir vor der Hochzeit noch ein paar Mal zum Frisör und sammelten auch die Haare aus den Bürsten.

Wir fanden die Idee großartig, dass wir durch diese Ringe immer ein Stück des Partners und der gemeinsamen Tochter bei uns tragen. Die Ringe sind durch die Edelsteine wirklich einzigartig und sollen auch an unsere nächste Generation weitergegeben werden. Die Individualität der Ringe macht sie für uns sehr wertvoll. Bei unserer Hochzeitsfeier waren viele Gäste sehr überrascht und kannten den Herstellungsprozess noch nicht. Aber eigentlich waren alle von den Ringen begeistert. Wir haben uns für den Saphir entschieden, weil er auch für den Männerring am besten gepasst hat.

Die Edelstein- und Diamantbestattung wird auch von Bestattungsunternehmen angeboten. Mehr Informationen findet ihr hier.

Folge Sabrina auf Twitter: @Sprinert