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In Deutschland will man Unterhaltszahlungen durch Autos garantieren

Männern, die nicht für ihre Kinder zahlen, könnte bald der Führerschein weggenommen werden.

Lächerlich: wenn das Auto mehr wert ist als das eigene Kind | Foto: pexels

Kinder alleinerziehender Mütter wissen: Sie ist nachts da, wenn du Albträume hast, sie bringt dich in den Kindergarten und gibt dir eine Brotzeit mit. Als Kind hält man es für selbstverständlich, dass Mama funktioniert. Damit sich das für das Kind natürlich anfühlt, müssen Alleinerziehende jeden Tag kämpfen—oft auch noch gegen die Armut.

Der Hauptgrund: Die Hälfte der Alleinerziehenden in Deutschland erhält überhaupt keinen Unterhalt. Weitere 25 Prozent bekommen weniger, als ihnen zustünde. Das zeigt eine Studie der Bertelsmannstiftung. Jetzt will die SPD gegensteuern und erwägt, Vätern, die nicht zahlen, den Führerschein abzunehmen. Wütend macht mich, dass es funktionieren könnte. Es ist sofort spürbar, schränkt den prellenden Vater in seinem Alltag ein und könnte ihn so dazu bringen, lieber zu zahlen. Wie kann es einem so am Arsch vorbeigehen, wenn Kind und Ex-Frau oder Ex-Freundin leiden, dass es ein Auto als Druckmittel braucht?

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Im Umkehrschluss hieße das: Das Auto ist vielen mehr wert als das Wohlergehen des Kindes. Dass ein Vater wirklich anfängt, seinem Kind Geld zu zahlen, weil er sonst nicht mehr Auto fahren kann, lässt den Glauben an die Menschheit verblassen. Nur leider fallen mir direkt Fälle ein, in denen diese Drohung tatsächlich etwas bewirken könnte. Die Väter wären ohne Führerschein in ihren OK bis gut bezahlten Jobs eingeschränkt.

Das ist genauso abstrus, wie seine eigenen Eltern während des Studiums auf Unterhalt verklagen zu müssen. Liebe Väter, es gibt die Düsseldorfer Tabelle, in der ganz genau steht, wie viel ihr euren Kindern zahlen müsst. Danach könnt ihr euch nicht richten, danach müsst ihr euch richten. Die Realität sieht anders aus. Jörg Dräger, Stiftungsvorstand der Bertelsmannstiftung sagt: "Kinderarmut ist ganz wesentlich auf die Armut von Alleinerziehenden zurückzuführen."

Auf die Suchanfrage "Warum Väter nicht zahlen" spuckt Google zwar eine halbe Million Ergebnisse aus, aber keine Antworten. Tippt man bei Google allerdings "wie drücke ich mich v" ein, ergänzt die Suchmaschine automatisch "vor Unterhaltszahlungen".

Josef Linser, Bundesvorsitzende des Interessenverbandes Unterhalt und Familienrecht, sagt: "Viele Väter krebsen am Existenzminimum—das bedeutet, dass viele den Unterhalt nicht zahlen können, obwohl sie wollen." Die Welt schreibt: Man kann den meisten Männern keinen Vorwurf machen. Wer ist mit man gemeint? Ich finde, die Mütter können und sollten solchen Vätern sehr wohl einen Vorwurf machen. Punkt 1: 2,2 Millionen Kinder in Deutschland wachsen bei einem Elternteil auf, 90 Prozent davon bei ihren Müttern. Dass alle dazugehörigen Ex-Partner in Armut leben, ist schlicht unmöglich. Punkt 2: Auch wenn der Vater selbst keine Kohle hat, ist das immer noch kein Grund, der Mutter nicht unter die Arme zu greifen.

Wenn sie sich hängen lässt, bleibt die Kinderkotze unaufgewischt, der Geldbeutel leer und die Münder auch. Wenn er sich hängen lässt, riskiert er vielleicht demnächst seinen Führerschein.

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