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Facebook-Investor Peter Thiel: Der Deutsche an der Seite Donald Trumps

Wie ein schwuler, nach Unsterblichkeit strebender Tech-Investor aus dem liberalen Silicon Valley Trumps Berater wurde.
Titelfoto: imago | ZUMA Press

Foto: imago | ZUMA Press

Wäre Trump ein Pferd (was nicht allzu schwer vorstellbar sein sollte), dann hätte Peter Thiel auf das richtige gesetzt. Schon wieder. Einst investierte der 49-Jährige in Facebook, als das soziale Netzwerk noch in den Kinderschuhen steckte, dann gründete er PayPal mit. Und er besaß auch den richtigen Riecher, welches Pferd bei der US-Wahl das Rennen machen würde.

Trump, der leider kein Pferd ist, sondern wahrhaftig der nächste Präsident der USA, freute sich über die untypische Unterstützung aus dem ansonsten liberalen Silicon Valley—Peter Thiel ist das einzige prominente Gesicht aus der IT-Branche, das sich für Trump einsetzte.

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Als Dank wurde der IT-Milliardär letzte Woche von Trump als Berater in das präsidiale Übergangsteam einberufen. Zusammen mit Trumps Kindern, dem künftigen Vize Mike Pence und anderen Republikanern soll Thiel die Machtübernahme vorbereiten. Peter Thiel ist 1967 in Frankfurt am Main geboren, und mit einem Jahr mit seinen Eltern nach Kalifornien gezogen. Zumindest qua Herkunft ist er der deutsche Einflüsterer Donald Trumps.

In einem Interview mit der

New York Times

erklärte Thiel, er wolle zwar nicht nach Washington ziehen und könne sich auch nicht vorstellen, eine formale Position im Regierungskreis zu bekleiden, aber er verkündete: "Ich werde alles in meiner Macht Stehende versuchen, dem Präsidenten zu helfen."

"Eine neue Seite im Geschichtsbuch ist aufgeschlagen"

Aber was macht ein 49-jähriger Tech-Investor aus dem liberalen Silicon Valley, der offen homosexuell lebt, in Trumps Vertrautenkreis? Warum spendete er 1,25 Millionen US-Dollar für Trumps Wahlkampagne? Und warum sprach er auf der Republican Convention für Trump, wobei er der erste Sprecher auf dem Parteitag der Konservativen in der Geschichte war, der verkündete, er sei "proud to be gay"? Es war nicht das erste Mal, dass Thiel mit seinen politischen Ansichten für Aufmerksamkeit sorgte.

Er selbst nennt sich einen "radikalen Liberalen", wünscht sich die Abschaffung des Staates und die Einführung eines unregulierten Kapitalismus. Dieser Hass gegen jegliche staatliche Regierung lässt ihn auch in Firmen investieren, die schwimmende, von Nationen unabhängige Siedlungen im Meer etablieren wollen, sogenannte Seasteads. Träumt Peter Thiel von einem Leben wie Kevin Costner in Waterworld?

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Thiel hat The Donald nicht wegen der schillernden Persönlichkeit gewählt, sondern aufgrund der Ideologie, die hinter dem Gerede über die Mauer an der mexikanischen Grenze, das Einreiseverbot für Muslime und dem offenen Sexismus steckt. Er sieht die amerikanische Wirtschaft am Boden und wünscht sich eine Regierung, die sich weniger auf Themen wie Gender fokussiert, sondern effizient an Infrastruktur-Projekten arbeitet. Als ob durch eine Politik für mehr Gleichberechtigung auch nur eine Straße weniger gebaut würde.

Peter Thiels politischer Einfluss wächst durch das Übergangsteam

"Anders als in Deutschland müssen in den USA nach einem Regierungswechsel mehrere tausend Stellen neu besetzt werden", erklärt US-Experte Dr. Johannes Thimm von der Stiftung Wissenschaft und Politik gegenüber VICE. "Das Transition-Team entscheidet mit, wer welchen Posten bekommt und ist damit sehr einflussreich."

Trotz allem hält Dr. Johannes Thimm den Einfluss Thiels auf die amerikanische Politik für begrenzt: "Er ist für Trump interessant, weil Thiel ihn als einziger Prominenter aus dem Silicon Valley öffentlich unterstützt und gute Kontakte in der IT-Szene hat. Er könnte für Trump auch als Berater in Fragen für Technologiepolitik und der Regulierung des Internet nützlich sein."

Gawker, Hulk Hogan und das ewige Leben

Peter Thiel hat mit seinen von Forbes geschätzten 2,7 Milliarden Dollar Vermögen auch die Mittel, seine Ideen umzusetzen. Als der Klatsch-Blog Gawker 2007 Peter Thiels Homosexualität outete, begann Thiel einen Feldzug—und killte die Website im Sommer dieses Jahres endgültig. Sein Ziel: Gawker-Redakteure sollten als "Terroristen, nicht als Schreiber oder Redakteure" wahrgenommen werden. Thiel gab später zu, den Prozess des Wrestlers Hulk Hogan gegen das Magazin mit 10 Millionen Dollar finanziert zu haben. Hogan hatte Gawker wegen der Veröffentlichung eines privaten Sex-Videos auf Schadensersatz verklagt. Den Prozess überlebte Gawker nicht.

Wenn Thiels Prophezeiungen und Kämpfe weiter so gelingen, verlässt uns der 49-Jährige nicht mehr. Denn heute investiert er gegen seinen Tod. "Man kann ihn akzeptieren, man kann ihn leugnen, oder man kann ihn bekämpfen", sagte Thiel in einem Interview über den Tod. Offensichtlich gehört er zu den Kämpfern: Er schluckt Wachstumshormone, um seine Muskelmasse zu erhalten, experimentiert mit verjüngenden Diäten und will sich bald das Blut junger Menschen einspritzen lassen. Sollte er dennoch dem Tod nicht entwischen können, will sich Peter Thiel vor dem Abnippeln lieber einfrieren lassen, um dann in einem anderen Jahrhundert geheilt werden zu können.

Ein ewig lebender Peter Thiel, in dessen Adern jugendliches Blut fließt? Dann wird er noch oft beweisen können, wie gut er bei Pferderennen wettet.