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Drogen

So will der deutsche Staat selbst Gras anbauen

Die erste Ernte sollen die deutschen Weed-Bauern schon 2019 einfahren.

Das Gras wuchert schon seit Jahrzehnten illegal in deutschen Wäldern, Schränken und Fabrikhallen. Jetzt will der Staat Cannabis für medizinische Zwecke anbauen.

Noch im März soll das Gesetz in Kraft treten, das Schwerkranke mit Gras auf Kosten der Krankenkasse versorgt. Doch irgendwo muss der Stoff für die Patienten herkommen. Dafür will der Staat in Zukunft nicht mehr aus den Niederlanden oder Kanada importieren, sondern die Cannabis-Blüten lieber nach deutschem Reinheitsgebot selbst anbauen.

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Am vergangenen Freitag verkündete das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Berlin, dass die sogenannte Cannabisagentur schleunigst mit der Arbeit loslegen wird. "Erste Ernten in Deutschland sind für 2019 vorgesehen", sagte BfArM-Präsident Karl Broich.

Hinter dem äußerst lässigen Namen Cannabisagentur (bei der übrigens immer noch drei Stellen frei sind) versteckt sich eine Abteilung des BfArMs, die Anbau, Ernte, Abgabe und Qualität des deutschen Grases kontrolliert. In den kommenden Wochen startet die Agentur eine europaweite Ausschreibung, bei der sich Unternehmen, Bauern und Gärtner aus der EU für eine Grasanbau-Lizenz bewerben können. Die Plantagen sollen dann in Deutschland errichtet werden, natürlich unter strengen Sicherheitsregeln.

Wie viele Pflanzen letztendlich angebaut werden sollen, möchte das BfArM noch nicht verraten. Man würde erstmal mit dem bisherigen Bedarf rechnen, sagte Broich. Bisher haben rund 1.000 Patienten in Deutschland eine Ausnahmeerlaubnis für Cannabis. Für jeden Patienten wird mit einem Gramm Weed am Tag geplant – das macht insgesamt im Jahr einen Bedarf von 365 Kilo.

Das BfArM rät den Patienten aber davon ab, das Gras als Joint zu rauchen. Besser sei es, mit einem Vaporizer zu inhalieren oder die verarbeiteten Cannabis-Blüten als Tropfen oder Öl einzunehmen. Wie genau die Behandlung aussieht, bleibt jedoch Ärzten und Apothekern überlassen.

In den nächsten fünf Jahren sollen behandelte Schwerkranke auch wissenschaftlich begleitet werden. Dazu sollen Ärzte anonymisiert Daten erheben – über Diagnose, Krankheitsverlauf und womöglich auftretende Nebenwirkungen ihrer Patienten. Mithilfe von diesen Daten will die Cannabisagentur dann bis in spätestens zehn Jahren eigene Cannabis-Medikamente auf den Markt bringen.

Wer jetzt hofft, dass all das zur generellen Legalisierung von Cannabis beitragen könnte, hat falsch gedacht. Das BfArM machte am Freitag deutlich, dass es sich nicht einfach so auf den Konsum von gesunden Menschen übertragen ließe, wenn bei den Patienten überhaupt keine Nebenwirkungen auftreten.

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