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weltfrauentag

Was weibliche Flüchtlinge in der Schweiz über Gleichberechtigung denken

"Ist der Weltfrauentag wichtig für dich, Rihab?" "Klar! Jede Frau will Gleichheit und Freiheit geniessen."

Alle Fotos zur Verfügung gestellt. In der europäischen Migrationsdebatte kommen Flüchtlinge kaum zu Wort. Weibliche Flüchtlinge noch viel weniger, obwohl sie aktuell die Hälfte der über 65 Millionen Menschen auf der Flucht und der 244 Millionen Migranten ausmachen. Ein Fokus auf sie und ihre Anliegen ist rar. Dabei hätten sie ihn nötig: Frauen und Mädchen auf der Flucht sind laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht permanent von Gewalt und sexualisierter Gewalt bedroht, was sich ein Leben lang auf sie auswirken kann. Zudem stammen manche von ihnen aus Ländern wie dem Sudan, in denen ihnen als Frau noch mehr Grundrechte fehlen als Schweizerinnen vor 1971.

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Nach Schätzungen der UN schaffen nur ein kleiner Teil der weiblichen Flüchtlinge den gefährlichen Weg über die militärisch geschlossenen Aussengrenzen nach Europa. Daher liegt der Anteil weiblicher Flüchtlinge in Europa insgesamt bei einem Drittel. "In der Schweiz verfügen wir leider nicht über genaue Zahlen, weil entsprechende Statistiken fehlen. Daher fordern wir von der Politik eine Datenerhebung, in der das Geschlecht berücksichtigt wird", sagt die Geschäftsführerin von "Terres des Femmes Schweiz" Natalie Trummer. Sie wird am 9. März an der Universität Zürich aus der Expertensicht vertieft über das Thema weibliche Flüchtlinge sprechen.

Was aber denken in die Schweiz geflüchtete Frauen über Gleichberechtigung und den Weltfrauentag? VICE hat sie gefragt.

Rana, Syrien

VICE: Wird der Weltfrauentag auch in deiner Heimat gefeiert?
Ich bin mir nicht sicher, ich habe ihn noch nie gefeiert. Wir feiern aber ganz sicher den Muttertag und den finde ich wichtig.

Was bedeutet der Weltfrauentag für dich?
Weil ich den Tag nicht kenne, nichts.

Gibt es etwas, das du für Frauen in der Schweiz oder deinem Heimatland verändern würdest?
Ich wünsche mir für Syrien das Ende des Krieges und dass Frauen anständig behandelt werden. Für die Schweiz weiss ich nicht. Ich habe hier als Frau immer nur positive Erfahrungen gemacht. Ich wurde im Asylzentrum immer gut behandelt.

Rihab, Sudan

Wird der Weltfrauentag auch in deiner Heimat gefeiert?
Ja, wir feiern ihn. Wir zeigen Respekt, Wertschätzung und Liebe für Frauen und ihre wirtschaftlichen, politischen und sozialen Leistungen. Wir machen auch auf Probleme aufmerksam, die noch da sind, um echte Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herzustellen.

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Ist der Weltfrauentag wichtig für dich?
Klar! Jede Frau will Gleichheit und Freiheit geniessen.

Gibt es etwas, das du für Frauen in der Schweiz oder deinem Heimatland verändern würdest?
Leider ist der Sudan eines der schlimmsten Länder, wenn es um die Rechte der Frau geht: Häusliche Gewalt, Kinderheiraten und Vergewaltigung in der Ehe sind erlaubt. Hinzu kommen Gesetze, die Frauen degradieren. Ich denke dabei an den Artikel 152 aus dem sudanesischen Strafgesetzbuch, der es erlaubt Frauen für die Art, wie sie sich kleiden zu schlagen. Unter diesen Umständen ist es für Sudanesinnen natürlich sehr schwierig Gleichberechtigung zu erhalten.

Mayla*, Syrien

Wird der Weltfrauentag auch in deiner Heimat gefeiert?
Ja und ich finde, dass dieser Tag sehr nötig ist.

Gibt es etwas, das du für Frauen in der Schweiz oder deinem Heimatland verändern würdest?
Ich wünsche mir, dass es in der syrischen Gesellschaft mehr Platz für die Frau, die Mutter, die Schwester, die Freundin und einfach alle Frauen gibt.

Yorda, Eritrea

Wird der Weltfrauentag auch in deiner Heimat gefeiert?
Ja, alle Frauen ziehen an diesem Tag besondere Kleider an und feiern mit Live-Musik und Essen gemeinsam.

Gibt es etwas, das du für Frauen in der Schweiz oder deinem Heimatland verändern würdest?
Nein, alles gefällt mir, wie es ist.

Gibt es gar keine Unterschiede?
In Eritrea arbeiten meistens nur die Männer und die Frauen machen den Haushalt. Sonst gibt es nichts, das mir aufgefallen wäre.

Und was findest du besser?
Ich finde es in der Schweiz besser, weil ich den Haushalt nicht alleine machen muss.

*Name von der Redaktion geändert

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