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We are not slaves to anything
Or anyone who tells us how to be.We're simply witness to the war
Participating on the living room floor
And eating up are television dreams."Als ich Muhammad kennenlernte, war er noch in Wien in einer Notunterkunft am Rande der Stadt im Nirgendwo. Das war am 4. Dezember 2015. Weil er unbedingt Deutsch lernen möchte, biete ich ihm an meine geschriebenen, englischen Nachrichten zusätzlich ins Deutsche zu übersetzen. „Yes, it is a good idea", antwortet er. Seitdem tippe ich immer erst Englisch und im Anschluss die deutsche Übersetzung.Unser erstes Gespräch war auch unser einziges Treffen. Als ich in dieser mit Menschen überfüllten, grellen und lauten Halle stehe, um mich mit Muhammad über seinen Weg von Syrien bis nach Österreich zu unterhalten, hab ich ein mulmiges Gefühl. Er scheint so zuversichtlich zu sein und voller Hoffnung auf die Zukunft. Irgendwie schön, aber gleichzeitig denke ich an die österreichische Bürokratie und das komplexe System des Asylverfahrens. Aber Muhammad zeigt bloß frech auf sein Zelt, das mit Pappkartons umrahmt ist. „Für die Privatsphäre?", frage ich. Er lacht und schüttelt den Kopf. So etwas gibt es hier nicht. Seine „Tür" steht immer offen für alle.Während er mit mir spricht, hat er immer ein Grinsen auf seinem Gesicht. Es bringt schließlich nichts, Trübsal zu blasen. Man muss immer weitermachen, um voranzukommen, meint er. Warum bin ich eigentlich viel hoffnungsloser und negativer als Muhammad, der knapp anderthalb Monate brauchte, um überhaupt aus Syrien rauszukommen, dann von der Türkei übers Meer acht Tage lang auf einem Schiff nach Griechenland verbrachte und jetzt von einem Dorf zum nächsten verfrachtet wird?
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15. Dezember:
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21. Dezember:
„Today is a bad day/Heute ist ein schlechter Tag", antworte ich.
„How many bad days have you had during your life?", fragt er mich.Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, dass heute Weltuntergangsstimmung bei mir herrscht, obwohl ich nicht flüchten musste und ein stabiles Umfeld habe. Gleichzeitig bin ich genervt, weil ich einfach auch mal schlecht drauf sein darf, ohne einen triftigen Grund haben zu brauchen. Stunden später antworte ich dann, dass es mir eh schon besser geht.
31. Dezember:
19. Januar:
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8. Februar:
20. Februar:
1. März:
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Wenn mich schon ein Anruf am Amt fast zum Verzweifeln bringt, will ich mir gar nicht erst vorstellen, wie es jemandem gehen muss, der ständig dieser Willkür ausgesetzt ist—ohne klare Ansagen, mit ständiger Verzögerung, in dieser ewigen Ungewissheit.Muhammad sagt mir, dass für ihn nicht infrage kommt, ohne seinen Cousin in der Slowakei zu bleiben. Daher werde er zurück nach Österreich gehen. Er wirkt sehr entschlossen. Gleichzeitig frage ich mich, ob das so einfach wird, wie er sich das vorstellt.This is supposed to be the last place before my last transfer.