Wir haben unsere Eltern über ihr Sexleben ausgefragt

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Sex

Wir haben unsere Eltern über ihr Sexleben ausgefragt

"Junge Frauen wissen nicht, wie man richtig bläst." - "Papa, bitte hör auf!"

Dr. Sommer kennt die Antworten auf die unangenehmsten Fragen, wie auf jene von Simon, 14: "Ich hab ein Problem damit", schreibt er, "wenn ich mitbekomme, dass meine Eltern Sex haben. Was kann ich dagegen tun?" Dr. Sommer antwortet: "Wir wissen ja nicht, wie laut sie sind. Alternativ kannst du deine Musik lauter machen oder Kopfhörer aufsetzen, wenn deine Eltern wieder loslegen. So bleiben dir Einzelheiten erspart und deine Eltern müssen sich nicht unnötig zurücknehmen."

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Zum Glück stehen die Chancen ziemlich hoch, dass es dir nicht so geht wie Simon. Gut möglich, dass deine Lebensspender nach deiner Geburt Sex quasi ad acta gelegt haben. Eine Studie hat nämlich gezeigt, dass jedes vierte Elternpaar nicht mal mehr einmal pro Monat Sex hat.

Manches will man von seinen Eltern nicht wissen. Wir wollen das auch nicht. Aber zum Glück nehmen VICE-Mitarbeiter ihren Aufklärungsauftrag wichtiger als ihr Schamgefühl. Unsere Kollegen in Büros weltweit haben ihren Eltern all die Fragen gestellt, die ihr aus guten Gründen nie fragen würdet.

Australien

Jessica O'Reilly hat sich mit ihrer Mutter Alison (61) und ihrem Stiefvater Mark (61) unterhalten

VICE: Wir würdet ihr euer Sexleben bewerten ?
Mark: Das lässt sich nur schwer sagen, denn es ist quasi nicht existent. Wir würden zwar gerne, sind abends aber immer viel zu fertig. Wir leiten ja ein Unternehmen und renovieren nebenher unser Haus. Im Urlaub schlafen wir natürlich miteinander, weil es da auch keine Alltagssorgen gibt. Dann verspüre ich plötzlich einen sexuellen Drang, genauso wie deine Mutter. Und der Sex ist fantastisch. Leider liegt der letzte Urlaub jetzt schon zwei Jahre zurück.

Schadet der fehlende Sex eurer Beziehung?
Mark: Wir finden uns gegenseitig ja trotzdem noch attraktiv, arbeiten bloß zu hart für unser Alter. Wir sind wie beste Freunde und können über alles reden. Obwohl, wir haben uns noch nicht darüber unterhalten, dass wir seit einem Jahr nicht mehr miteinander geschlafen haben. Für uns scheint das kein Problem zu sein. Wir fühlen uns immer noch zueinander hingezogen.
Alison: Ja, wir halten immer noch Händchen!

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Werdet ihr nach diesem Gespräch vielleicht wieder mehr Sex haben?
Alison: Das müssen wir jetzt ausklamüsern.
Mark: So etwas kann man ja auch nicht planen – so nach dem Motto "Abendessen um acht, Sex um neun".

Und wenn jetzt einer von euch heute Abend Lust bekommt?
Alison: Dann würde ich sagen: "Lass das, Jessica schläft im Zimmer gegenüber!"

Danke, Mama.


Auch bei VICE: People Who Just Had Sex - Mike und Alice


Deutschland

Nina hat ihren Vater Jürgen (57) interviewt, der seit 17 Jahren mit seiner zweiten Frau Claudia (48) verheiratet ist

VICE: Wie würdest du dein Sexleben beschreiben?
Jürgen: Erfüllt. Meine Frau liest mir alle Wünsche von den Augen ab. Viele sagen ja, Sex sei die wichtigste Nebensache der Welt. Für mich ist es überhaupt keine Nebensache, sondern eine Hauptsache und der Grund dafür, dass es uns gibt. Unsere Genitalien sind der Resonanzkörper unseres Gehirns.

Oh Gott. Wie hat sich dein Sexleben im Laufe deiner beiden Ehen verändert?
Im Laufe der Beziehungen und Ehen hat sich eigentlich nichts geändert. Im Laufe meines Lebens aber schon. Deine Mutter hatte eine Erziehung genossen, in der Sex total tabuisiert wurde. Deswegen waren die ersten Jahre meiner sexuellen Erfahrungen auch dadurch geprägt.

Du hattest dein erstes Mal mit Mama?
Ja.

Ich sterbe.
Weil sie nicht so viel Zärtlichkeit und Nähe erfahren hat, war es schwierig, das dann zusammen zu leben. Ich dachte 15 Jahre lang, Sex müsste so sein. Dann trennten wir uns und ich schlief mit anderen Leuten. Mein Sexleben hat sich also im Laufe meines Lebens immer mehr verbessert und in meiner jetzigen Beziehung ist es auf seinem Höhepunkt.

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Was gefällt dir dabei am meisten?
Ich glaube, ich bin da ganz durchschnittlich. Ich hatte noch nie Analverkehr oder sowas. Ich stehe auf normalen, leidenschaftlichen Sex. Ich mag es, wenn ich merke, dass die Frau das genauso leidenschaftlich empfindet wie ich.

Fantasierst du von anderen Menschen?
Jürgen: Ich denke nicht an Sex mit anderen.
Claudia: Also wenn ich dazu was sagen darf: Es gab ein mal die Situation in der Dominikanischen Republik …
Jürgen: Ah ja, wie hieß die noch gleich?
Claudia: Petra.
Jürgen: Genau, Petra. Claudia und ich haben da einen Deal. Wenn wir uns jemals betrügen sollten, würden wir uns das sofort sagen. Damals habe ich Claudia auch sofort erzählt, dass da jemand ist, den ihn ich interessant finde. Aber durchgezogen habe ich es dann doch nicht.

Aber wenn du es noch genauer wissen willst: Kinder sind der Tod des Sexuallebens.

Na schönen Dank auch!
Aber Kinder sind das Wichtigste und das Beste. Deswegen ist das dann auch OK.

Findest du junge Frauen anziehend oder fühlt sich das eher komisch an, weil die theoretisch deine Tochter sein könnten?
Wenn ich eine Frau attraktiv finde, dann hängt das nicht mit dem Alter zusammen, sondern mit einem schönen Gesicht oder einem tollen Körper. Junge Frauen interessieren mich aber nicht, weil da wirklich dieses Tochter-Ding reinspielt. Außerdem wissen junge Frauen ja noch nicht mal, wie man richtig bläst.

Papa, bitte hör auf!
Na ja, das muss man ja alles lernen.

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Mexiko

Diego Urdaneta hat mit seinen Eltern Alfredo (55) und Tibisay (54) gesprochen

VICE: Wie hat sich euer Sexleben im Laufe der Jahre verändert?
Alfredo: Wenn man 35 Jahre lang mit dem gleichen Menschen zusammen ist, dann verändert sich natürlich einiges. Früher war Sex die Grundlage unserer Beziehung. Mit den Jahren wurde uns aber klar, dass es Wichtigeres gibt – eine Familie gründen, die Kinder großziehen und sich gegenseitig respektieren. Die Prioritäten verschieben sich.

Habt ihr Fantasien mit anderen Leuten?
Alfredo: Jeder stellt sich doch mal vor, wie es wäre, mit einem anderen Menschen zu schlafen. Schlimm wird es erst, wenn man diese Fantasie in der Realität umsetzt. Wenn man seinen Kindern ein Vorbild sein will, dann ist es viel wichtiger, die Familie zusammenzuhalten, als irgendein flüchtiges Verlangen zu befriedigen.

Welchen Aspekt eures Sexlebens vermisst ihr am meisten?
Tibisay: Unsere jüngeren Körper! Früher waren wir viel abhängiger von unserem Sexleben. Inzwischen gibt es auch Tage, an denen wir nicht viel miteinander reden und sogar in getrennten Zimmern schlafen. Im Laufe einer 30-jährigen Beziehung passieren so viele Dinge, die das Leben als Paar verändern.

Geht das sexuelle Verlangen mit dem Alter zurück?
Alfredo: Bei mir hat sich nur die Sichtweise auf Sex verändert. Als junger Mann war Sex für mich ein Wettbewerb oder Sport, während ich den Geschlechtsverkehr später bewusster erfuhr und auch mehr genoss. Ich war dann aber auch selbstbewusster und ging mehr auf meine Partnerin ein. Sie war ja schon die Mutter meiner Kinder und nicht irgendeine Frau, die ich gerade erst kennengelernt hatte.

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Dänemark

Alfred Maddox hat sich mit seinem Vater Scott (48) unterhalten – einem Musiker und Tontechniker, der seit elf Jahren mit Alfreds Stiefmutter zusammen ist

VICE: Wir würdest du dein Sexleben bewerten?
Scott: Ganz klar 10 von 10. OK, vielleicht 9,5. Zehn klingt so übertrieben. Aber da ist niemand anderes, keine Fantasien. Ich bekomme alles, was ich will. Ich glaube, dass Pornos jungen Leuten ein falsches Bild vermitteln. Sie denken, dass Sex mit einen Blowjob beginnt, dann aus vier oder fünf Stellungen besteht und schließlich mit einem Facial endet. Ich habe einer Frau nie ins Gesicht gespritzt. Wenn man in Sachen Geschlechtsverkehr nicht viel Erfahrung besitzt und dann Pornos als Vorlage nimmt, dann kann man ein 9,5-Sexleben vergessen.

Hat sich dein Sexleben im Laufe der Ehe verändert? Oder hat alles direkt im 9,5-Bereich angefangen?
Natürlich hat sich in den elf Jahren einiges verändert. Anfangs gab es noch viele Zungenküsse, verrückte Stellungen und Outdoor-Sex. So etwas machen wir nicht mehr. Im Grunde ist es so, dass man am Anfang schaut, was alles geht, und sich mit der Zeit dann auf das einigt, was für den Rest des Lebens im Bett passiert.

Was gefällt dir an deiner Frau am besten?
Sie ist wunderschön. Sie ist für mich der größte Turn-On. Wenn sie sich duscht, dann schaue ich immer mal kurz hinter den Duschvorhang. Nachdem wir uns kennengelernt hatten, machten wir mal in meiner Wohnung rum. Da stand sie plötzlich auf und zog ihr Oberteil aus. Ich weiß noch genau, wie ich in diesem Moment ganz außer mir war.

Hast du jemals Fantasien mit anderen Frauen?
Nein. Wenn ich masturbiere – damit hört man übrigens nie auf –, dann denke ich an deine Stiefmutter, wie sie sich in absurden Situation befindet. Sie ist zum Beispiel irgendwo gefesselt und ich rette sie.

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Ist dein Verlangen mit den Jahren anders geworden?
Ja, es ist mehr geworden. In Pornos bekommen die Typen 10 Minuten lang einen geblasen, ficken noch mal 20 weitere und dann ist alles vorbei. Wie geht das? Ich kann jetzt schon seit Langem immer Sex haben und lass dir eins gesagt sein: Wenn sich mir die Möglichkeit zum Bettsport bietet, dann lasse ich sofort alles liegen und stehen.

Spanien

Roser Amills hat ihre inzwischen geschiedenen Eltern Catalina (63) und Esteban (67) getrennt interviewt, um einem Streit vorzubeugen

VICE: Wie würdest du dein Sexleben beschreiben?
Esteban: Aktiv und erfüllend. Ich kann mich echt nicht beschweren.
Catalina: Als ich deinen Vater heiratete, war mein Wissen zum Thema Sex sehr beschränkt. Deshalb fühlte ich mich während der Ehe oft wie eine alte Schachtel. Dein Vater zeigte mir gegenüber keinen Respekt und ich musste zu Hause bleiben, wenn er mit seinen Kumpels um die Häuser ziehen wollte.

Wie hat sich deine Sexualität mit der Zeit verändert?
Esteban: Früher war alles noch recht einfach. Aber das Alter zeigt keine Gnade. Nach der Scheidung hatte ich mehrere neue Frauen, aber richtig klappen wollte es mit keiner. Heutzutage bevorzuge ich Ruhe und Zuneigung.
Catalina: Nach der Scheidung wurde ich selbstbewusster. Ich kaufte mir einen Vibrator, um nicht mehr von Männern abhängig zu sein. Heutzutage lächle ich, wenn ich auf der Straße ein Kompliment bekomme. So etwas kann mir den Tag retten. Denn eigentlich fühle ich mich in meinem Körper nämlich nicht sehr wohl. Ich habe vier Kinder zur Welt gebracht. Die Extrapfunde habe ich bis heute nicht wieder runter. Mit 34 kam ich wegen der Entfernung meiner Gebärmutter verfrüht in die Wechseljahre. Dadurch ging mein Sexleben den Bach runter, weil ich nicht mehr feucht werden konnte und sich dein Vater nicht gerade sanft mit diesem Problem auseinandersetzte. Er beachtete mich nicht mehr. Ich fing dann an, deinen Vater zu meiden, obwohl ich ihn liebte.

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Hast du das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben?
Esteban: Als ich heiratete, war ich jung und impulsiv. Deine Mutter hingegen war unwissend und prüde. Deshalb konnte ich meine sexuellen Fantasien nie wirklich ausleben, weil ich mich dann schuldig fühlte und das nur Probleme mit sich brachte. Ich wollte mich nicht noch mehr mit ihr streiten.
Catalina: Es war richtig dumm von mir, für deinen Vater nur die Frau zu sein, die sich um seine Kinder kümmert. Ich stellte mich selbst hinten an, obwohl ich früher so hübsch war. Vergiss niemals dich selbst. Hätte ich es damals bloß besser gewusst. Ich habe meine besten Jahre weggeworfen und bekomme sie nie wieder zurück.

Mal angenommen, du wärst wieder jung: Welchen Fehler würdest du nicht noch mal machen?
Esteban: Ich habe zu früh geheiratet und war nicht darauf vorbereitet, in meinem Alter für eine Familie zu sorgen. Ich hätte mein Leben damals mehr auskosten sollen.
Catalina: Ich würde mich viel früher von deinem Vater trennen. Und noch viel wichtiger: Ich würde nie wieder einen Mann heiraten, mit dem ich vorher nicht geschlafen habe.

Niederlande

Maxime de Vries hat mir ihrer Mutter Nancy (47) gesprochen, die 20 Jahre lang mit Maximes Vater verheiratet war. Ihre neue Beziehung hält seit dreieinhalb Jahren

VICE: Wie würdest du dein Sexleben bewerten?
Nancy: 8,5 oder 9 von 10. Da ist viel Liebe und Spaß im Spiel. Mein Freund arbeitet nur manchmal nachts, deshalb schlafen wir oft nicht im gleichen Bett. Wenn wir jedoch die Nacht zusammen verbringen, dann ist es immer schön. Bettsport ist schon mindestens einmal in der Woche angesagt.

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Schämst du dich manchmal für deinen Körper?
Nein, nicht wirklich. Ich bin mir meines Körpers schon immer bewusst gewesen, weil ich seit meinem Kindesalter tanze. Ich kenne jedes Haar und jede Falte. Ob ich nun mit meinem Körper zufrieden bin, steht auf einem anderen Blatt. Das lässt mich in intimen Momenten jedoch nicht unsicher werden. Du merkst einfach, wenn dich jemand wirklich liebt und von Kopf bis Fuß attraktiv findet.

Dein sexuelles Verlangen ist im Laufe der Jahre kaum zurückgegangen, oder?
Mit der Zeit hängt natürlich alles ein wenig mehr nach unten, aber das stellt für mich kein Hindernis dar. Ich bin eine Frau, der der sexuelle Aspekt einer Beziehung sehr wichtig ist. Ich will nicht mit einem Mann zusammen sein, der nach einer Schwangerschaft oder den Wechseljahren sagt, dass es jetzt vorbei sei. Da rede ich auch manchmal mit meinem Freund drüber und wir haben beschlossen, einfach immer weiterzumachen. Selbst Gehstöcke können uns da nicht aufhalten.

Du warst 20 Jahre lang mit Papa verheiratet und hast jetzt seit dreieinhalb Jahren einen neuen Freund. Wie ist es, in deinem Alter noch mal einen neuen Menschen sexuell zu entdecken?
Es macht viel Spaß. Ich erfahre Sex jetzt viel intensiver. Im jungen Alter ist das Ganze immer aufregend und beim Geschlechtsverkehr geht es hauptsächlich um Lust. Das macht nicht immer glücklich. Das soll jetzt nicht heißen, dass der Sex dann nicht gut sein kann, aber im Laufe der Jahre geht es immer mehr darum, einfach zu "sein". Und dadurch wird jede Berührung so intensiv wie nie zuvor.

Brasilien

VICE-Fotograf Guilherme Santana hat sich mit seinem Vater (67) unterhalten, der seit sieben Jahren mit seiner Freundin zusammen ist

VICE: Bist du mit deinem Sexleben zufrieden?
Guilhermes Vater: Ja. Verglichen mit früher bin ich aber ruhiger geworden. Wenn man heiratet, hat man zwar keine neuen Sexpartner mehr, aber die sexuelle Aktivität geht deswegen nicht zwangsläufig zurück.

Was gefällt dir an deinem Sexleben?
Ich bin froh, eine Frau gefunden zu haben, die ich sowohl körperlich als auch charakterlich attraktiv finde. Unsere Beziehung ist monogam – ein Aspekt, denn ich in Zeiten von AIDS und anderen Krankheiten sehr wichtig finde. Fantasien mit anderen Menschen sind vollkommen in Ordnung, aber letztendlich ist man mit der Person, die man wirklich liebt, immer besser dran.

Verändert sich das sexuelle Verlangen, wenn man älter wird?
Mein sexuelles Verlangen ist schon immer ziemlich groß gewesen, aber im Alter hält man natürlich nicht mehr so lange durch.

Wie ist es, wenn der eigene Körper und der Körper der Partnerin immer schlaffer werden?
Meine Freundin ist 30 Jahre jünger als ich. Deswegen habe ich dieses Problem nicht. Ihr Körper ist wunderschön, während ich meinen als gerade noch OK einschätzen würde. Am liebsten hätte ich die gleiche Energie wie früher – nur gekoppelt mit der Erfahrung, die ich heute besitze.

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