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Popkultur

Zu Norbert Hofer kommen drei weiße Sternsingerinnen und seine Fans sind wütend

Für manche der User bedeutet das Weglassen eines schwarz angemalten Kindes den Untergang des Abendlandes.

Zur Herkunft der Heiligen drei Könige, die vielleicht aber auch vier waren, gibt es verschiedenste Überlieferungen. Im 6. Jahrhundert wurden sie alle drei mit syrischen Kopfbedeckungen dargestellt, im 11. Jahrhundert fand die Vorstellung ihren Ursprung, dass die drei Könige jeweils aus den damals bekannten drei Kontinenten Afrika, Asien und Europa stammten. So kam es dazu, dass einer der Könige in weiterer Folge oftmals mit dunkler Hautfarbe dargestellt wurde, was wiederum der Grund dafür ist, warum die österreichische Version der Sternsinger lange Zeit aus zwei ungeschminkten und einem schwarz angemalten Kind bestand. Dass diese Praxis an sich schon fragwürdig und nichts anderes als Blackfacing ist und Stereotype schürt, steht außer Frage.

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Ende des vergangenen Jahres berichtete die Kronen Zeitung darüber, dass die österreichische Jungschar in Zukunft immer öfter ohne schwarz angemaltes Kind unterwegs sein werde. Der ehemalige Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer bekam Anfang November Besuch von einer solchen Sternsingergruppe, die aus drei ungeschminkten Mädchen bestand. Am Dienstag veröffentlichte er auf Facebook ein gemeinsames Foto und schrieb: "Ich freue mich, dass sich junge Menschen auf diese Art und Weise einsetzen, an unseren Traditionen festhalten und dabei auch noch Gutes tun." Und während sich Norbert Hofer freut, toben seine Fans in den Kommentaren unter dem Posting.

Dort finden sich zahlreiche Postings, die sich vor allem damit beschäftigen, dass der "Mohr" fehlt—ein Wort, das in den Kommentaren auffallend häufig verwendet und als rassistisch diskriminierender Ausdruck verstanden wird, weil es Menschen auf ihre Hautfarbe reduziert.

Das Fehlen eines schwarz angemalten Kindes in der illustren Sternsinger-Runde ist für viele der User der Anfang vom Ende: Wenn der "Mohr" weg ist, was kommt als nächstes? Wir selbst? Für diese Menschen ist die Tatsache, dass beim Sternsingen aus Sensibilität anderen Menschen gegenüber auf eine fragwürdige Praxis verzichtet wird, ein Zeichen dafür, dass unsere Traditionen sterben und das Abendland dem Untergang geweiht ist. Schließlich gab es früher einen "Mohr" und wer jetzt damit aufhört, Kindern das Gesicht schwarz anzumalen, beugt sich—wem auch immer.

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Ein Kommentator geht sogar so weit und prangert an, dass "wir unseren Glauben massiv ändern müssen." Auch, dass die Gruppe nicht nur ausschließlich aus ungeschminkten weißen Menschen, sondern noch dazu aus drei Mädchen besteht, stößt manchen sauer auf.

Wie schon so oft nutzen FPÖ-Wähler auch diese Gelegenheit dazu, sich als Retter "unserer" Traditionen zu profilieren—egal, wie rückständig diese Traditionen auch sein mögen. Dass Sternsinger keine schwarze Farbe mehr ins Gesicht geklatscht bekommen, ist ein wichtiger, sensibler Schritt. Denn nur, weil etwas schon immer so war, bedeutet es nicht, dass es richtig ist und auch immer so bleiben sollte.

Verena auf Twitter: @verenabgnr