Es ist nicht so einfach, sich im Begriffsdschungel von Pegida, „Asylgegnern" und allen anderen Verwirrten da draußen zurechtzufinden. Nicht nur, dass die Freunde eines gepflegten Flüchtlingsheim-Brandes gerne Neologismen wie „Geburtendschihad" oder „Rapefugees" schaffen, nein, sie reißen auch ab und an Begriffe an sich, die dann im eigenen hassenden Umfeld zu Codewörtern werden, mit denen unliebsame Menschen oder Bevölkerungsgruppen benannt werden.
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Wir erinnern uns alle noch zu gut an die Strache-Sager von den „neuen Juden" und der „Oktober-Revolution", mit denen er semantisch nicht total subtil den Protest-Begriff derLinken übernehmen und den Antisemitismus-Vorwurf aushebeln wollte.Beatrix von Storch beispielweise benutzt auch weit lieber das Wort „Migrant" als das Wort „Flüchtling"—vermutlich um sicherzugehen, dass auch wirklich kein AfDler das eigene Weltbild vergisst, in dem es weniger um Menschen geht, die Zuflucht vor Terror und Gewalt suchen, sondern vielmehr um eine Masse von Einwanderern, die uns allen mit ihren Smartphones und Markenklamotten auch noch den letzten Job bei McDonald's streitig machen.Langsam, aber sicher haben Pegida, Identitäre, AfD und ihr unappetitliches Umfeld genau das erschaffen, vor dem sie eigentlich so große Angst haben: eine Parallelgesellschaft mit einer eigenen Sprache und eigenen Codes. Diese Begriffe gehören so oder so ähnlich zum Standardrepertoire an „asylkritischen" Stammtischen und in Facebook-Kommentaren.In Pegida-Sprech ein anderes Wort für das Grundrecht auf Asyl, wie es seit 1949 in Artikel 16 des Grundgesetzes steht. Das Recht auf Asyl wurde erstmals 1948 in der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen festgeschrieben. 1951 wurde in der Genfer Flüchtlingskonvention genauer festgelegt, wie Hilfe nach Flucht und Vertreibung auf staatlicher Ebene zu handhaben ist. Das ist aber alles egal. Denn wenn das Kind nicht mehr zum Taekwondo-Kurs in der Sporthalle kann, weil da Flüchtlinge untergebracht worden sind, die vor Fassbomben flüchten, sind die Menschenrechte ja wohl vollkommen nebensächlich. Man braucht schließlich auch mal Zeit für sich. Versteht aber wieder keiner.Auch mit A: Antisemitismuskeule; Antideutsche, Antifanten, Antifa e.V. (s.a. SA Antifa); Armes Deutschland, Abendland
A wie Asylirrsinn (auch: Asylchaos)
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B wie Bürgerkrieg
C wie Christenverfolgung
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D wie Demogeld
Witze werden ja bekanntlich nicht witziger, wenn man sie erklärt, aber hier noch mal für alle, die es bisher nicht ganz verstanden haben: Das Ganze geht unter anderem auf ein bei Facebook geteiltes Foto zurück, auf dem ein Schreiben vom Vorstand eines sogenannten Antifa e.V. zu sehen war, in dem es ebenfalls darum ging, dass 48 Busse organisiert wurden und ein Stundenlohn von 25 Euro ausgehandelt wurde.
Das war ein Witz. Die Antifa ist kein Verein. Die Antifa ist auch nicht bundesweit organisiert. Das alles wurde dann von der taz in einem relativ leicht als Satire identifizierbaren Artikel verarbeitet. Aber was ist schon leicht erkennbar in der Welt von Pegida und Co.? Seither sind das Demogeld und die sagenumwobenen 48 Busse immer wieder Thema und Grund zur Empörung bei Leuten, die gerade jemanden mit Springerstiefeln zusammengetreten haben, als Gott den Humor verteilt hat.Auch mit D: Deserteure, Designerklamotten, „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen"
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E wie Einzelfall
F wie „Flüchtlinge"
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G wie Geburtendschihad
H wie Heer
I wie „Ich bin ja kein Nazi, aber"
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J wie Jude, der
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Auch mit J: Jewgida
K wie Kopftuchmädchen
Thilo Sarrazin sitzt vermutlich gerade in seinem Reihenhaus im Berliner Westend und reibt sich die Hände. Das SPD-Mitglied, ehemaliger Finanzsenator in Berlin, ehemaliges Vorstandsmitglied der Deutschen Bank und der Bahn ist die alternde Diva der Asylkritik und war schon 2009 Trendsetter in Sachen Hetze. Zunächst sprach er in einem Interview in Lettre International von den „Kopftuchmädchen" und den Migranten, die lediglich gut darin seien, Obst und Gemüse zu verkaufen. Auch die Islamisierung Deutschlands war für Sarrazin damals schon ausgemacht. Die „Kopftuchmädchen" sind nur ein anderer Aspekt des „Geburtendschihads" (siehe auch: G) und dienen dazu, Deutschland zu erobern. 2010 ging es dann weiter, als er verkündete, dass der Intelligenzdurchschnitt Deutschlands durch Zuwanderung sinke. Später im Jahr veröffentlichte er dann das Standardwerk, das in keiner pegidafreundlichen Bibliothek fehlen darf und vielleicht das einzige Buch ist, das Lutz Bachmann jemals gelesen hat: Deutschland schafft sich ab. In einer Art „Rassenkunde" erklärte Sarrazin anhand von umstrittenen Statistiken, warum Migranten weniger intelligent seien als Deutsche. Was Thilo Sarrazin zur offensichtlichen Dumpfheit und Verrohung sagt, die „Asylkritiker" so oft auf ihren Facebook-Seiten und in Kommentarspalten an den Tag legen, ist leider nicht bekannt.„Ich muß niemanden anerkennen, der vom Staat lebt, diesen Staat ablehnt, für die Ausbildung seiner Kinder nicht vernünftig sorgt und ständig neue kleine Kopftuchmädchen produziert." (Thilo Sarrazin, Lettre International, 2009)
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Auch mit K: Kulturverfall, KinderschänderparteiMit der Lügenpresse ist es so eine Sache. Grundsätzlich sind die Medien schlecht, wenn sie nicht die eigene Weltsicht oder die eigene Meinung widerspiegeln (siehe auch: Einzelfall). Wenn aber in einem Artikel oder einem Video von einem „Mainstream-Kanal" etwas geschrieben oder gezeigt wird, das einem in den Kram passt, kann das jederzeit und ohne Probleme geteilt und unterstützt werden. „Lügenpresse"-Schreier sind Medienexperten, die eigentlich viel besser als alle anderen wissen, was denn jetzt in den Zeitungen und diesem Internet stehen soll. Dummerweise fragt sie nie jemand. Aber Gott sei dank gibt es ja Facebook, wo man sich rege und mehr oder weniger sinnvoll zu jeder Laus äußern kann, die einem über die Leber gelaufen ist.Auch mit L: Lebensbejahender afrikanischer Ausbreitungstyp, linksgrünversifft, linkslinke GutmenschenAngela Merkel ist die große Feindin. In Dresden wurde bereits ein für sie reservierter Galgen durch die Stadt getragen, in Heidenau wurde sie von Menschen beschimpft, die es nicht ertragen, dass Flüchtlinge in einem ehemaligen Baumarkt außerhalb der Stadt einquartiert werden mussten, und Beatrix von Storch behauptet, dass die Kanzlerin sich nach Südamerika absetzen will. Aus Sicherheitsgründen. Für Pegida-Gänger ist Merkel, unter deren Regierung das Asylrecht so stark verschärft wurde wie seit den 90ern nicht mehr, ein rotes Tuch. Alleine schon mit den Verschwörungstheorien, die sich um sie ranken, könnte man wahrscheinlich Bücher füllen: Sie war Mitarbeiterin der Stasi, ihr Vater war Mitarbeiter der Stasi, ihre Mutter war Mitarbeiterin der Stasi, sie hat psychische Probleme, sie ist Illuminatin , Freimaurerin und Pegida NRW weiß schon seit Langem, dass Merkel eigentlich Jüdin ist (siehe auch: Jude, der). Immerhin: Irgendwas muss sie richtig gemacht haben, wenn Rassisten, Neonazis und Antisemiten sie alle hassen.Auch mit M: Migranten, Multikulti, Meinungsterror, Maria statt SchariaNächstes Mal geht es mit N wie Nordafrikaner bis Z wie Zaun weiter.Stefan ist auf T wie Twitter.