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„Grundsätzlich können wir zu der geäußerten Befürchtung der Ärzte nichts sagen, da es hierzu keine polizeilichen Erfahrungen gibt (wie auch). Inwieweit die ‚Pille danach' überhaupt im Tatgeschehen innerfamiliärer, sexueller Gewalt eine Rolle spielt, lässt sich deutschlandweit nicht automatisiert recherchieren. Insofern ist alles, was ich darüber hinaus sagen kann, Spekulation.Ich denke, dass eine Befürchtung, wie sie in dem FAZ-Artikel geäußert wird, im Einzelfall sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist. Aber: Je enger die Beziehung zwischen Täter und Opfer ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Missbrauchshandlungen intensiver, über einen längeren Zeitraum und mit mehr (psychischer) Gewalt ausgeführt werden. Innerfamiliärer Missbrauch oder sexuelle Gewalt an Mädchen in Verbindung mit der ‚Pille danach' setzt voraus, dass diese im gebärfähigen Alter sind. Die Taten beginnen nach polizeilicher Erfahrung vorher.Wenn Mädchen einmal ein solches Alter erreicht haben und dennoch zu der Gewalt, der sie ausgesetzt sind, wegen des Machtgefälles zwischen Täter und Opfer schweigen, ist es m. E. für einen Täter auch möglich, das Opfer dazu zu bewegen oder so zu manipulieren—als Teil des Tatplans—, die Pille zu nehmen oder sich die ‚Pille danach' auf Rezept selbst verschreiben zu lassen.Die rezeptfreie Abgabe der ‚Pille danach' ermöglicht es dem Opfer einer sexuellen Gewalttat, unabhängig von der Beziehung zu einem Täter, unkompliziert selbst Vorsorge vor einer ungewollten Schwangerschaft zu treffen. Mir erscheint dies eher eine opferfreundliche Regelung zu sein."
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„Diese Befürchtung teilen wir nicht. Wer vorhat, ein Kind zu missbrauchen, wird auch andere Mittel und Wege finden, damit es nicht zu einer Schwangerschaft kommt. Manche Väter kennen die Monatszyklen ihrer Töchter sogar besser als sie selbst. Und Kondome sind leicht gekauft, bei der ‚Pille danach' besteht zumindest die Hürde des direkten Kontaktes mit dem Apotheker. Richtig ist aber, dass ein Missbrauch in der Regel von langer Hand geplant wird.Trotzdem sind wir gegen das unkontrollierte Verabreichen der ‚Pille danach', um generell einen missbräuchlichen Umgang damit zu verhindern. Und in Zeiten von Aids birgt ungeschützter Sex nicht nur das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft."Beratungsstelle „Kind im Zentrum":
„Zur Frage des Einflusses der Freigabe der ‚Pille danach' ohne Rezept auf mögliches Täterverhalten bei familiärem Missbrauch von Kindern, einige Erfahrungen unserer Beratungsstelle:
- Schwangerschaft als bedeutsames Merkmal zur Aufdeckung sexuellen Kindesmissbrauchs tritt nur in einer sehr geringen Anzahl von Fällen auf
- in der überwiegenden Zahl der Fälle beginnt sexueller Missbrauch vor der Menarche (sowohl im familiären Kontext als auch außerhalb von diesem)
- bei Geschwisterinzest ist eine höhere Bedeutung der Möglichkeit einer Schwangerschaft anzunehmen, da dieser häufig im Jugendalter stattfindet
- bei pädophilen Tätern hört aufgrund des bevorzugten Körperschemas der Missbrauch häufig vor der Menarche auf
- Täter aus dem familiären Bereich achten oft nicht auf Verhütung oder mögliche Schwangerschaft
- in Einzelfällen haben planvoll und bewusst vorgehende Täter darauf geachtet, eine Schwangerschaft im Zuge von Missbrauch zu vermeiden (dies spricht aber nicht automatisch für die These, da auch über die ‚normale' Pille oder andere Verhütung eine solche Vermeidung stattfinden kann)
- Maßnahmen wie die ‚Pille danach' können keinen Ersatz für Prävention und sexuelle Bildung darstellen"
„Wir können diesen Zusammenhang so nicht bestätigen und halten diese These für eine reine Vermutung. Ein Zusammenhang zwischen der ‚Pille danach' und der Häufigkeit von sexuellem Missbrauch ist uns aus unserer Arbeit nicht bekannt."