In Malaysia sind alle muskulösen Jungs schwul

Die Regierung Malaysias bekommt beim Gedanken an schwule Jungs einen harten, pulsierenden Ständer. Angesichts der „zügellosen“ Aktivitäten homosexueller Bevölkerungsteile ist die Regierung dermaßen besorgt, dass sie 66 „verweichlichte Jungs“ losgeschickt hat, damit sie mittels einer testosteron-geladenen Macho-Sportart zu ihrer Heterosexualität zurückzufinden: Paintball. Das ist wohl immer noch besser als das, was schwulen Männern ansonsten in einem Land bevorsteht, in dem Homosexualität illegal ist: ein Gefängnisaufenthalt oder die völlig homo-unerotische Bestrafung, von einem anderen Mann den blanken Arsch öffentlich versohlt zu bekommen.

Zusätzlich zur idiotensicheren staatlichen Anordnung, einen Haufen jugendlicher Schwule an einem Ort zu versammeln, um ihnen dadurch das Schwulsein auszutreiben, hat der Bildungsminister einen Ratgeber, der helfen soll, „einen Schwulen“ zu erkennen, veröffentlicht. Darin wird empfohlen, auf Dinge wie „muskulöser Körperbau und die Vorliebe, diesen Anderen vorzuführen“ zu achten, außerdem auf „die Vorliebe für T-Shirts mit V-Ausschnitt“, den „Trend, übergroße Handtaschen zu tragen“, und (Achtung!) den „Hang, Zuneigung für Männer zu empfinden“. Ich habe mit Jerome Kugan von „Seksualiti Merdeka“, einer malaysischen Organisation, die sich für LGBT-Rechte einsetzt, gesprochen, um herauszufinden, wie viele homophobe Bürger das Handbuch aktiv befolgen und Horden von muskulösen Männern in T-Shirts mit V-Ausschnitt zusammentreiben.

  
Jerome Kugan.

VICE: Hi Jerome. Also, nimmt eigentlich irgendjemand in Malaysia dieses Handbuch ernst?
Jerome Kugan: Diskussionen über Sexualität sind für die Mehrheit der malaysischen Gesellschaft immer noch tabu, obwohl unsere Gesellschaft in sexueller Hinsicht sehr vielfältig ist. Die meisten möchten sich jedoch nicht mit dieser Problematik beschäftigen, da das ziemlich persönlich ist. Egal ob man diesen absurden Ratgeber ernst nimmt oder nicht, er ist Teil einer wachsenden Strömung innerhalb der konservativen Rechten, die Homosexuellen moralische und religiöse Werte abspricht. Befürchtest du, dass sich das durchsetzt und Malaysias kommende Generation zur Homophobie erzogen wird?
Ja, das ist definitiv ein Problem. Wir von Seksualiti Merdeka finden, die Regierung erteilt den Leuten regelrecht Freibriefe dazu, tyrannisch Selbstjustiz gegen unschuldige Homosexuelle zu begehen. Zudem ist die Mehrheit in Malaysia muslimisch, und die einflussreichen, lokalen religiösen Persönlichkeiten sehen Homosexualität als Symptom eines moralischen Zerfalls, ähnlich einer Massenerkrankung, gegen die vorgegangen werden muss. Viele religiöse Malaysier nehmen ihnen das auch wirklich ab. Solange es jedoch Stimmen des Widerstands gibt, denke ich, dass noch Hoffnung besteht. Gibt es einen bestimmten Grund, warum wieder auf diese Weise argumentiert wird?
Einige von uns denken, dass die Regierung die schwulenfeindlichen Gesinnungen deshalb so befeuert, weil sie einen moralischen und politischen Sündenbock finden will. Die Parlamentswahlen stehen bevor, also versuchen sie dadurch, diese Angelegenheit durch eine Schmierenkampagne den anderen Parteien zuzuschieben. Kannst du mir zu guter Letzt noch das hier bestätigen: Wirklich jeder schwule Typ in Malaysia trägt ein tief ausgeschnittenes Shirt, richtig?
[Lacht] Nein, in manchen schicken Stadtteilen ist es aber ziemlich populär. Ich habe einige in meinem Schrank, aber ich vermute mal, mit dem offiziellen Leitfaden werden sie jetzt noch viel populärer.