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Menschen

Ich bin in mein früheres Leben gereist und habe gesehen, was nach dem Tod kommt

Rückführungen ermöglichen es einem, seine früheren Existenzen noch einmal im Schnelllauf zu durchleben. Ich wollte wissen, wer ich einmal war und bin dafür in die Pampa gefahren.
Reise in ein vorheriges Leben (Symbolbild)
Titelbild von John Fowler

Für manche klingt das Konzept von „früheren Leben" nach Eso-Scheisse. Doch um ehrlich zu sein, bin ich bekennende Teilzeit-Eso-Tante und Dinge wie Chakras, Reinkarnation und Energien klingen für mich logisch. So begab ich mich an einem verregneten Mai-Tag zu Doris Widmer nach Neckerthal um herauszufinden, was in einem meiner früheren Leben so passierte.

An der Zieladresse angekommen, tritt eine blonde Frau mittleren Alters aus der Tür: „Komm ruhig rein und schau dich um, ich fütter noch rasch die Hunde", sagt sie und zeigt auf die beiden grazilen Windhunde, die mich neugierig beäugen. Doris Widmer tritt anschliessend zu mir hin und fragt, ob ich nervös sei. Ich verneine, doch eigentlich habe ich ziemlich Schiss. Sie berichtet mir von ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sie erzählt die Geschichte einer Klientin, die beinahe in die Prostitution gerutscht wäre. „Ich glaube sie war noch keine 17. Wir haben dann herausgefunden, dass sie im früheren Leben tatsächlich eine Prostituierte war." Doch das habe ihr geholfen, sich ihren jetzigen Problemen zu stellen.

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Jugendliche lassen sich im Allgemeinen sehr gut in früheren Leben zurückführen. Das macht vor allem dann Sinn, wenn ein junger Mensch nicht weiss, welche berufliche Laufbahn er einschlagen soll. In der Rückführung kann man herausfinden, welche Talente vorhanden sind, auf die man aufbauen kann. Auch wenn Blockaden da sind, wie zum Beispiel die Angst vor dem anderen Geschlecht oder Angst vor dem Erwachsenwerden und der Sexualität, gibt die Rückführungstherapie Aufschluss und die Probleme können in der Tiefe behandelt und aufgelöst werden.

Foto von Alice Popkorn, Flickr, CC BY 2.0

Ich nicke und hoffe, dass ich in meinem vergangenen Leben keinen Sex gegen Bezahlung hatte. Wir wechseln ins Therapiezimmer. Es duftet nach Räucherstäbchen. Kurz schildert mir Doris, wie das Ganze ablaufen wird. Ich nicke und erkläre mich mit allem einverstanden. Sie verweist mich auf ein Bett und legt eine Decke über mich. Ich höre Meditationsmusik und Doris beginnt, mich in den Alpha-Zustand, einen Zustand der Tiefenentspannung, zu führen. Der Körper fühlt sich im Alpha-Zustand unglaublich schwer an. Man kann und man will sich nicht mehr bewegen. Im Kopf ist man unglaublich weit weg.

Doris: „Dein höheres Ich ist mit dir nun in einem Raum mit vielen Türen angelangt. Wähle nun die richtige Türe für dich aus." In meinem Kopf habe ich das Bild von Türen, die in einer hellen Wolkenwelt stehen. Ich wähle eine hölzerne mit goldenem Knopf. „Du bist jetzt 16. Reise an den Zeitpunkt, in dem etwas Wichtiges passiert." Plötzlich ist es, als würde ich in eine andere Welt gezogen. Als ich wieder auf meine Füsse schaue stecken sie in Ballerinas und ich bemerke, dass ich ein rosa Ballkleid trage. Ich habe schulterlanges hellblondes Haar. „Wo bist du, was erlebst du?" „Ich bin an einem Ball" sage ich. „Meine Familie ist auch hier. Ich warte auf meine Freundin. Um mich herum sind viele Leute. Sie sind alle sehr adrett gekleidet und es spielt ein Streichmusik-Quartett auf einer Terrasse"

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„Wenn ich auf drei zähle, reist du in das nächste wichtige Ereignis deines Lebens. Eins, Zwei, Drei. Wo bist du?" „Es ist der Tag meiner Hochzeit. Ich bin 24. Ein sehr schöner Tag. Mein Mann steht gleich dort drüben. Er trägt einen hellen Anzug. " „Weisst du, wie du heisst?" „Emilia", höre ich mich sagen. „Weisst du, wie dein Mann heisst?" „Oskar".

Foto von Eddi van W., Flickr, CC BY-ND 2.0

Im Kopf zeichnet sich mir ein Leben im Wohlstand. In meinem Leben als Emilia werde ich noch zwei Kinder zur Welt bringen. Dabei bleibt mir am meisten die Geburt meines Sohnes in Erinnerung: Ich fühle mich erschöpft. Ich sehe, wie mein Mann das Zimmer betritt, mit unserem Sohn auf den Armen. Er legt sich zu mir ins Bett und wir liegen einfach zu dritt da. Ein sehr schöner Moment. Ich erlebe, wie mein erster Mann an einem Herzinfarkt stirbt, doch das ist für mich nicht weiter schlimm: „Wir haben uns schon seit langer Zeit auseinandergelebt. Er war sehr oft im Ausland. Er hatte auch Affären.", höre ich mich sagen.

Ein weiterer Tod in diesem früheren Leben, wird mich dazu bewegen meines frühzeitig zu beenden: Ich fühle einen physischen Schmerz in meiner Brust. Ich hatte einen zweiten Mann kennengelernt. Romantiker würden sagen, die wahre Liebe. „Ich habe ihn so sehr geliebt. So sehr. Doch jetzt ist er tot." Dann höre ich mich sagen: „Ich möchte ohne ihn nicht leben. Ich werde mich umbringen." In meinem Kopf ziehen Bilder vom Leben mit diesem zweiten Mann vorbei. Ich beginne zu lächeln und in mir steigt ein riesiges Glücksgefühl auf. Es ist ein Gefühl tiefer Verbundenheit und sehr starker Liebe. Schliesslich habe ich das Bild vor Augen, wie eine Angestellte mir ein Tablett ans Bett bringt, mit weissen Pillen darauf. Ich weiss, dass ich sterben will und sterben werde. So sehe ich auch meinen Tod. „Du bist nun im Jenseits. Was siehst du?" Ich sehe mich als goldgelbe Energie. Und fühle mich sehr leicht. Mir geht es sehr gut. Ich bin wieder mit meinem zweiten Mann zusammen. Doch nicht in körperlicher Form sondern nur in Form von Energie.

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Als mich Doris zurückholt, bin ich sehr erschöpft, doch es geht mir sehr gut. Was von dieser Reise nämlich bleibt, ist Verbundenheit und Liebe, die ich für diesen zweiten Mann empfand. Dazu meint Doris: „Im Jenseits treffen wir mit diesem Seelenverwandten oft die Abmachung, dass man sich im nächsten Leben wieder trifft." Ich muss schmunzeln und hoffe, dass es sich dabei um den Mann handelt, der jetzt mein Leben bereichert. Wir werden sehen. Wenn nicht in diesem, dann wohl im nächsten Leben.

Hier findest du die Homepage von Doris Widmer.

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Titelbild von John Fowler, Flickr, CC BY 2.0