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GAMES

Kann dieses Videospiel Augenkrankheiten heilen?

‚Dig Rush' verspricht viel, aber sind Games wirklich ein sinnvolle Therapie gegen Sehschwäche? Wir haben bei einem Mediziner nachgefragt.
Screenshot:Youtube

Wir haben schon in der Vergangenheit keinen Hehl daraus gemacht, dass wir Videospiele für eine der besten Erfindungen aller Zeiten halten. Sie können wütend machen oder traurig, tolle Geschichten erzählen oder einen einfach nur lustvoll auf alles schießen lassen, was sich bewegt. Und manchmal fungieren sie auch als communityinszenierte Wichsvorlage. Auch Devices wie Virtual-Reality-Brillen versprechen eine strahlende Zukunft der Technologie und könnten abseits der Games-Branche für technische Innovation sorgen. Nur Krankheiten zu heilen, das hat man Videospielen bisher noch nicht so richtig zugetraut.

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Umso interessanter ist es, was Ubisoft mit seinem neuen Titel Dig Rush verspricht, der sich speziell an Betroffene der Augenerkrankung Amblyopie richtet. Betroffene leiden dabei an einer Störung im Gehirn, durch die sie nicht mehr dazu in der Lage sind, visuelle Informationen korrekt zu verarbeiten und somit an einer nicht durch Sehhilfen zu korrigierenden Sehschwäche leiden. Die Krankheit, die umgangssprachlich auch als „Lazy Eye"-Syndrom bezeichnet wird, entwickelt sich meist durch eine Erkrankung im frühen Kindheitsalter und wirkt sich auf ein, seltener auch auf beide Augen aus.

„Eine neue Art der Behandlung" verspricht der Spiele-Entwickler nun also für Amblyopie. Dabei war Ubisoft bisher vor allem für seine AAA-Franchises á la Assassin's Creed und Far Cry bekannt und hatte sich im Medizinsektor bisher noch nicht sonderlich hervorgetan. Das Game, in dem man Nagetiere mit Helmen durch eine simpel gestaltete Platformwelt steuern muss, basiert auf einer bereits erprobten medizinischen App der Firma Amblyotech. Der Nutzer trägt dabei eine Art 3D-Brille, während die Applikation ihn durch bestimmte Aufmerksamkeitstests dazu „zwingt", visuelle Reize korrekt zu erkennen und zu verarbeiten. Versprochen wird eine medizinisch fundierte Behandlung, die langfristig für eine Verbesserung der Sehstärke sorgen soll.

Aber ist das mit einem Videospiel überhaupt möglich? Wir haben bei einem Mediziner nachgefragt, der es wissen muss.

„Ob Computerspiele bei der Behandlung von Ambyopie helfen, ist nicht nachgewiesen", erklärt Dr. Daniel Salchow, Chefarzt der Kinderaugenheilkunde an der Berliner Charité, und widerspricht damit den vollmundigen Aussagen der Pressemitteilung. Neben der Fragwürdigkeit des tatsächlichen Erfolgs scheint es auch keinen unmittelbaren Bedarf an neuen Behandlungsmethoden zu geben: „Es gibt durchaus erprobte und wirksame Therapien für die Amblyopie. Neben der Behandlung der Grunderkrankung wirken Okklusion, das Abkleben des besser sehenden Auges, oder Verneblung, zum Beispiel durch Atropin-Augentropfen oder spezielle Brillengläser."

Vielleicht kann man den Vorstoß von Ubisoft deswegen vor allem als eine Art Alternative zur herkömmlichen Therapie sehen, da das Tragen einer Augenklappe wohl für die wenigsten Kinder und Erwachsenen einen Idealzustand darstellt. Bis es Dig Rush in die deutschen Augenarztpraxen geschafft hat, dürfte es trotzdem noch ein weiter Weg sein. Aktuell hofft Amblyotech in den USA noch auf eine Freigabe durch die amerikanische Food and Drugs Administration. Erst dann wird die Videospieltherapie für Betroffene weltweit zugänglich sein.

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