So feiert man eine schwarze Messe in Mexiko

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So feiert man eine schwarze Messe in Mexiko

Der Klassiker: Brennende Pentagramme, Tieropfer, Blut-Drinks und Teufelbeschwörungen.

Vincent Long ist ein Fotograf aus Melbourne, der vor Kurzem von einer mehrmonatigen Reise durch Zentralamerika zurückgekehrt ist. Er zeigte uns seine Fotos und wir wollten wissen, was zur Hölle wir da eigentlich betrachteten. Deshalb hat er uns erklärt, was in Mexiko bei einer schwarzen Messe abgeht.

Ich bin mir nicht ganz sicher, was genau es impliziert, ein richtiger Hexenmeister zu sein. In der westlichen Welt heißt das wohl nur, dass man entweder Arzt oder Irrer ist. In der mexikanischen Stadt Catemaco, die sich im Bundesstaat Veracruz befindet, bedeutet das Dasein als Hexenmeister, dass man den Glücklosen Glück bringt, die Kranken heilt und den Teufel herbeiruft. In einer Gegend, in der sowieso schon viele Leute diesen Beruf ausüben, ist ein Mann namens Gonzalo Aguirre Pech womöglich der bekannteste Hexenmeister.

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In den 70er Jahren war Gonzalo als Brujo Mayor (was sich grob als großer Hexer oder Zauberer übersetzen lässt) bekannt. Neben seinem Talent in Sachen Mystizismus hat er auch dabei geholfen, die Tourismusindustrie der Gegend ins Leben zu rufen. Seine größte Errungenschaft ist dabei eine Hexenkunst-Tagung namens Congreso Nacional de Brujos de Catemaco. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Art Messe für Hexendoktoren, die sich im Laufe der Jahre zu einem dreitägigen Festival gemausert hat. Das Ganze findet jeden März statt und wird von ungefähr 200 Schamanen, Hexenmeistern, Heilern und Kräuerkundlern sowie von bis zu 5.000 Zuschauern besucht.

Jahrelang war das Brujos de Catemaco als grausamer Ort berühmt und berüchtigt, aber die Veranstaltung ist aufgrund des Verbots von Tieropfern in ganz Veracruz inzwischen etwas entschärft worden. Die traditionellen, blutgetränkten Rituale werden in den nahegelegenen Hügeln allerdings immer noch durchgeführt. So stieß ich auch auf eine abgelegene schwarze Messe, die man auf dem sogenannten Weißen-Affen-Berg abhielt.

Die Zeremonie lief dabei folgendermaßen ab: Jeder Teilnehmer hatte mit einem bestimmten Problem zu kämpfen, zum Beispiel einer nicht mehr funktionierenden Ehe, Rachegelüsten oder schlecht laufenden Geschäften.

Sie knieten dann vor einem der acht Schamanen nieder und wurden mit Beschwörungen sowie mit Weihrauch gesegnet, während man ein paar lebende Hühner heranschaffte. Denen wurde dann schnell das Genick gebrochen und der Kopf abgetrennt. Mit dem Blut spritzte man anschließend die immer noch knienden Bittsteller voll.

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Danach wurde eine Ziege in den Mittelpunkt gerückt. Dabei konnte ich kaum zusehen, weil besagte Ziege offensichtlich panische Angst hatte und hysterisch herummeckerte. Aber auch diesem Tier schnitt man erbarmungslos die Kehle durch. Dieses Mal wurde das Blut jedoch in einem großen Kupfergefäß gesammelt.

Munchies: Wir sollten alle mit Blut kochen.

Die Schamanen und Bittsteller ließen dann das Gefäß herumwandern und tranken das warme Ziegenblut. An ihren Gesichtsausdrücken konnte ich erkennen, dass es wohl nicht gerade gut schmeckte, aber ohne die Energie und spirituelle Kraft des Bluts funktioniert die schwarze Magie angeblich nicht. Als dieser Teil des Rituals vorbei war, versammelten sich die Schamanen und ihre neuen Jünger um ein knapp fünf Meter großes, brennendes Pentagramm und begannen damit, den Teufel zu beschwören. Damit sollte der Antichrist in unsere Mitte geholt werden, was in diesem Moment eine wirklich nervenaufreibende Vorstellung war.

Der Teufel ließ sich jedoch nicht blicken (oder zumindest habe ich ihn nicht gesehen) und nach einer Weile wurden wir in eine tiefer gelegene Höhle geführt, die mit umgedrehten Kreuzen sowie mit einer riesigen, erigierten Luzifer-Statue verziert war. Über diese Erregung spuckten alle Anwesenden schließlich Tequila—aus Hochachtung vor der Göttlichkeit. Ich konnte nicht genau ausmachen, ob es hier nun um Bewunderung oder um Verachtung ging, denn alles lief ziemlich hektisch ab.

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Mir wurde mitgeteilt, dass genau hier alles zusammenkäme. Die neuen Anhänger schworen dem Teufel ihre Treue und versprachen, ihre Pflichten ihm gegenüber zu erfüllen, weil sie ihre Seelen sonst für immer verlieren würden. Die versammelten Schamanen riefen dann ein „Preiset Satan" und der Zauber war anscheinend besiegelt.

Wirklich länger bin ich danach nicht mehr geblieben. Für meinen Teil hatte ich genug Blut und Metzelei gesehen. Und außerdem ist mir meine Seele dann doch etwas wert.