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Urlaub am Strand? Nicht mal für Geld

Strandurlaub—nicht mit mir. Ich könnte mir nichts Langweiligeres vorstellen.
Foto: FlickrLuka Ma | CC-BY 2.0

Foto: Flickr | Luka Ma | CC-BY 2.0

Der Juli ist da. Was unter anderem bedeutet, dass viele von euch auf Urlaub fahren werden. Sogar die VICE-Redaktion, die ja aus den fleißigsten Arbeitsbienen der Welt besteht, dünnt langsam aus. Viele von euch werden Urlaubs-technisch das tun, was man irgendwie tut, seitdem man 16 Jahre alt ist: Sie werden mit ihren Freunden oder Partnern irgendwo an einen Strand fahren. Entweder mit dem Auto nach Kroatien oder Norditalien oder mit dem Flugzeug in die Türkei. Manchmal sogar Tel Aviv, wenn man ganz verwegen ist.

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Natürlich verfüge ich nicht über die Kompetenz, euch das zu verbieten. Und wenn, würde ich sie hoffentlich für Wichtigeres einsetzen. Aber ich möchte euch kurz mitteilen, dass das einfach nicht in meinen Kopf will.

Ich würde nicht mal Strandurlaub machen, wenn man ihn mir schenken würde. Genau genommen würde ich nicht mal Strandurlaub machen, wenn man mich dafür bezahlen würde. Nach zwei Wochen im Sand bräuchte ich zwei Wochen, um mich von diesen zwei Wochen im Sand zu erholen. Ich habe grundsätzlich noch nicht mal ein Problem mit Hitze. Na ja, eigentlich schon. Aber ich war auch schon im Süden, hab mir tagsüber Ausgrabungen und andere Sehenswürdigkeiten angeschaut und abends auf der Terrasse gesessen. Es war völlig OK. Ich gehe sogar gelegentlich schwimmen. Auch das ist nicht der Punkt. Mein Problem mit Strandurlaub ist ein ganz anderer: Die Vorstellung, mehrere Stunden dort herumzuliegen ist so langweilig, dass ich gerade schon beim Gedanken daran über der Tastatur einschlafe.

Ihr schaut danach entweder so aus wie Engländer oder wie aus einer ATV-Reportage

Ich weiß, es klingt sexistisch, aber nach meinen vollkommen unwissenschaftlichen Beobachtungen stehen vor allem Frauen auf Strand-Urlaub. Zumindest hatte ich die Diskussion mit jeder meiner bisherigen Lebensabschnittspartnerinnen. Aus irgendwelchen Gründen finden viele Frauen (und sicher auch einige Männer) die Vorstellung, zwei Wochen „mit einem guten Buch" irgendwo in Antalya zu liegen angenehm. Das ist sie aber nicht, und dafür gibt es Gründe.

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Zuerst mal ist es am Strand für gewöhnlich heiß. Ja, wenn es am Strand heiß ist, ist es auch im Hinterland heiß, ich verstehe das Konzept. Aber am Strand ist man der Sonne (zum Beispiel der roten Sonne von Barbados) quasi schutzlos ausgeliefert. Sich unter Sonnenschirmen zu verstecken ist dabei in etwa so effektiv wie eine Flut mit einem Föhn trocken legen zu wollen. Es gibt kein Entrinnen. Es ist heiß, man verbrennt langsam und wird dabei entweder rot (Engländer) oder schaut danach so aus, als könnte man demnächst in einer ATV-Reportage auftreten.

Daneben ist der Strand—wie oben schon erwähnt—halt auch unvorstellbar langweilig. Es ist ja nichts dort. Es gibt Sand, es gibt halb nackte Menschen, es gibt ein Meer. Das war es für gewöhnlich. Damit kann man ja eigentlich nicht viel anfangen, wenn man mal aus dem Alter der Sandburgen raus ist. Deshalb nehmen sich die Menschen dann dieses Buch mit, das sie „eh schon so lange lesen wollten". Oder ihren Mp3-Player. Oder seit neustem das iPad oder den Kindle, auf dem sie dann nichts sehen, weil die Sonne aus einem beschissenen Winkel drauf leuchtet.

Der Strandurlaub von Twentysomethings ist ein Missverständnis

Auch ich lese gelegentlich ein Buch. Auch ich höre Mp3s. Und auch ich habe ein iPad. Das alles benutze ich aber auch zu Hause. Warum zum Teufel sollte ich dafür an einen Ort, an dem ich unangenehm schwitze und sich Sand in meiner Badehose sammelt? Ich verstehe, dass man sich im Urlaub gerne entspannen und irgendetwas tun möchte, zu dem man im Alltag weniger Zeit hat. Aber sollte das, was man im Urlaub macht, nicht auch für sich erstrebenswert sein? Und nicht daraus bestehen, dass man an den Strand geht und dort solange bleibt, bis man „für heute genug am Strand" war?

Der Strandurlaub von Twentysomethings basiert im Grunde auf einem Missverständnis. Kinder fahren an der Strand, weil sie viel Blödsinn im Meer machen und im Sand spielen können. Eltern fahren an den Strand, weil ihre Kinder viel Blödsinn im Meer machen und im Sand spielen können. Teenager fahren an den Strand, weil es billig ist, Teenager von nackter Haut angezogen werden wie die Motten vom Licht und man abends am Strand billig Schnaps trinken kann. Zwischen 23 und 33 Jahren gibt es aber eigentlich keinen Grund dafür. OK, zwei: Gewöhnung (Urlaub heißt Strand) und die Abwesenheit von W-Lan. Mein Kollege Markus hat hier aber mal beschrieben, warum Urlaub nicht die Abwesenheit von W-Lan heißt.

Also, liebe Menschen, fahrt an den Strand. Schwitzt. Verbrennt. Langweilt euch. Ich kann dazu nur Rammstein zitieren: Ich versteh euch nicht.