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Popkultur

Der Entzug ist vorbei! Wir haben die wichtigsten Serienstarts für euch

Endlich laufen wieder unsere Lieblingsserien und ein paar Neuzugänge haben wir auch. Hier lest ihr, mit welchen kranken Staffelstarts ihr die Neujahrsvorsätze verdrängen könnt.
VICE Media

Viele Serien starten genau dann, wenn sich die menschliche Befindlichkeit wieder von Neujahrsvorsätzen distanziert und man langsam aufhören sollte, in E-Mails „Gutes Neues" zu schreiben. Jetzt flimmern wieder Trash und Drama aus Amerika bis England auf den Bildschirmen, während wir in überheizten Wohnräumen, dem Komfort und der Sicherheit unserer Jogginghosen frönend, die staubig gewordene Sportkleidung unter das Sofa strampeln.

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Hier ist unser auserlesenes, zum Teil schräges Seriensortiment für alle Leute, denen das TV-Unterhaltungsmethadon ausgegangen ist und nun wieder mit dem richtig harten Stoff rückfällig werden wollen. Diese Serien haben einen phänomenalen Start hingelegt oder nun endlich wieder begonnen, uns mit neuen Staffeln zu versorgen. Also: Happy Binge, everybody!

Danger 5

Endlich ist Staffel 2 dieser schwer zu empfehlenden australischen Spione-gegen-Hitler-Groteske da. Die Serie spielt in einer alternativen Timeline—in den neuen Folgen mit extremen 80er-Tendenzen—und wirkt wie ein TROMA-Remake von Thunderbirds! Jede Folge exerziert ein anderes klassisches Filmgenre der Schulterpolsterdekade durch und nimmt—buchstäblich—keine Gefangenen. Jackson, der Bad Boy der internationalen Spionentruppe, ist noch immer hot und Pierre plötzlich schwarz. Warum? Weil 80er, Kokain, Miami-Rosa, Keyboard-Synths, Slamdunk und wen interessiert's?!

Das Ganze ist wie ein Besuch in einer alten Videothek und man darf sich so viele Kassetten und Dr. Pepper mitnehmen, wie man will! Neben schön klingenden Schlagwörtern wie BOMB-USHKA, halbnackte Ginger Ninjas im Training, High School Prom Night Massakern und Haie in der Dusche, bietet Danger 5 die schönste und subtilste Deer Hunter-Referenz der Filmgeschichte. Man stelle sich vor, erotische Flashbacks in Form eines White Snake Musikvideos. Schaut diese Serie vorzugsweise im Double-Feature mit der schrottigen PBS-Doku-Reihe Nazi Mega Weapons—allein wegen dem großartigen Titel—und hoffen wir, dass die Crew von Danger 5 Crew Hitlers Pläne auch weiterhin vereiteln kann.

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ANDY „SO MUCH PARTY IN MY NOSE, PAPI!" REITER

The Man In The High Castle

Es wird bald nicht mehr nur „vom Berge orakelt" werden, dass das zur Zeit nicht so beliebte Amazon mit der Verarbeitung von Philip K. Dicks The Man In The High Castle schon in der Pilotfolge sehr viel richtig gemacht hat. Die Achsenmächte haben darin den Zweiten Weltkrieg gewonnen, nun sitzen Nazis und Japaner in New Berlin und anderen totalitären Auswüchsen und denken nicht daran, „God's Own Country" an selbigen oder irgendwen sonst zurückzuerstatten.

Unheilvoll hängt überall Verrat in der durchgebräunten Luft, aber mitunter keimt auch Hoffnung auf. Schnell darf und muss es hier bitte Nachschub geben, werter Packerlverschickdienst. In der Zwischenzeit sollte man sich der gerade startenden letzten Staffel der wohl konstant leiwandsten Serie der jüngeren Vergangenheit, Justified nennt sie sich, unschädlich halten.

Girls

Bei mir geht es zur Abwechslung mal nicht um Fantasien vom Endsieg und Nazis, sondern um Mädchen. Ich verkneife mir gerade jeglichen darauffolgenden kindischen Witz und hüpfe mit Elan in Lena Dunhams neuestes Abenteuer von und mit den jungen „Metropoladys". Wir müssen nicht lange um den heißen Brei herum reden—beziehungsweise um den heißen Rimjob, den Marnie in der ersten Folge der 4. Staffel direkt zum Anheizen ihrer Affäre-Storyline, in den Popo geblasen bekommt.

Hannah lässt für die Autorenkarriere in Iowa ihre Freundinnen zurück, Adam wird mit jeder Sekunde prätentiöser, was sicher von dem ganzenStar Wars-Fame kommt, und letztlich habe ich immer noch ein bisschen Probleme, mich in Mitte-Zwanziger-Hipsterinnen aus New York hineinzuversetzen. Also mental. Ich mag die Serie und wie sie geschrieben ist sehr gerne und kann echt nur einen gelungenen Staffelstart diagnostizieren. Auch Broad City ist übrigens wieder da und da erklären uns die Mädels, dass pro 3 Kilo, die ein Typ abnimmt, der Penis um ein paar Zentimeter mehr rauskommt. TIL!

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JOSEF ZORN

12 Monkeys

Ja, es gibt jetzt auch eine Serie, die so heißt, ganz ruhig. Postapokalypse, Was-wäre-wenn-Szenarios und Zeitreisen sind Bestandteile dieses Geek-Fests und genau nach meinem Geschmack.

Wie gehabt lebt Protagonist Cole in der verwüsteten Zukunft von 2043, nachdem eine Epidemie beinahe die gesamte Menschheit ausgelöscht hat. Wer sich jetzt ein Serienformat wie bei Sliders vorstellt, in dem Cole jede Folge durch eine andere Epoche reist, mit einem liebenswert verrückten Brad Pitt-Verschnitt als Sidekick, der irrt sich gewaltig.

Die Serie 12 Monkeys kann in Puncto Atmosphäre und—aktuell brisantem—Epidemiewahn mit dem Klassiker von Terry Gilliam qualitativ gut mithalten. Die Downer-Stimmung einer verlorenen Menschheit, gibt ab der ersten Minute des Piloten den Ton an und auch, wenn man Aaron Stanford seine Rolle als harter Überlebenskämpfer nicht ganz abnimmt, hat diese Serie Zukunft—oder Vergangenheit?! 12 Monkeys und die blöd weitergesponnene Prämisse, dass Zeitreisen uns vielleicht einmal vor Ebola bewahren werden, lässt mich sabbernd nach mehr verlangen.

OLIVER KOSSEGG

Galavant

Helden in Strumpfhosen und Ritter der Kokosnuss wurden in diesem traumhaft albernen Mittelalter-Musical erfolgreich gekreuzt. Die absolute Rampensau ist Mallory Jansen, die treulos und intrigant auch ein herrlich campy Imitat von Emily Blunt abgibt. Das wird eigentlich nur noch von Timothy Omundsen übertroffen, der als überzeugt böser King Richard unglaublich herzige Erinnerungen an den schreckhaften, Daumen lutschenden Prince John aus Disney´s Zeichentrick-Robin Hood hervorruft. Galavant hält das, was alle anderen auf Märchen basierenden Serien der letzten Jahre nicht einmal versprechen hätten können.

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SIR ANDY REITER

It's Always Sunny in Philadelphia

Charlie ist so betrunken, dass er Untertitel bekommt. Auch Sweet Dee brabbelt und mimt mit den versoffensten Skapstick-Moves mehr oder weniger ein alkoholkrankes Kleinkind in der ersten Folge der 10. und vermeintlich letzten Staffel von It's Always Sunny in Philadelphia. Alle geben in dieser Show, die ich problemlos zu meinen absoluten Lieblingsserien zählen würde, ihre abartig Bestes. Auch wenn ihr fatalistisch wahnsinniges Comedy-Konzept bisschen ausgelutscht ist und Serien wie Workaholics mit der Dichte an bizarren Jokes aufgeholt haben, liebe man die Gang wie nie zuvor. Ich hoffe inständig, dass mir in meinen Quartalräuschen auch nur ein Funken von Charlies liebenswerter Art bleibt. Schauen wir, ob Sunny ein übertriebenes, peinliches Ende nehmen wird oder eher ein Browning Out. Ich salutiere, Milk Steak.

CHARLIE ZORN

Looking

Nachdem ich mich pflichtbewusst durch die unerträglich fad gewordene Staffel 1 gequält hatte, musste ich leider feststellen dass Staffel 2 nicht besser anfängt. Sie machen nach wie vor die peinliche Folgenbetitelung mit „Looking for … blablabla", was akutes Fremdschämen in mir auslöst.

Jonathan Groff spielt die Hauptfigur, von der ich mir den Namen auch nach der 100. Folge immer noch nicht merken kann, und die hat weiterhin nichts besseres zu tun als mit riesigen erstaunten Kuhaugen ALLES anzustarren was ihm unterkommt—zum Beispiel einen Eistee MIT MINZE DRIN. Kann man das Ding mit „Die Unschuld vom Lande" auch übertreiben? Sogar Tom Welling als Teenager Clark Kentwar am Anfang von Smallville weltgewandter und abgebrühter. Zumal Groffs Charakter—ich weiß immer noch nicht wie er heißt—seit 10 Jahren in San Francisco leben soll.

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Die einzigen erträglichen Personen sind einige wenige Nebencharaktere, die viel zu wenig Screentime erhalten. Ich finde, dass eine Serie mit angeblichen „Queer Content" ein Problem hat, wenn die interessanteste und einzig lustige Figur, die beinahe mittelalterlich heterosexuelle und beste Freundin des Protagonisten ist.

Wobei DAS wäre eigentlich ja wiederum traditionell queer: Als schwuler Mann identifiziert man sich ja seit jeher am ehesten mit bösartigen, älteren Frauen, mit spitzer Zunge und einem Hang zum Alkoholismus, wie zum Beispiel Christine Baranski in ALLEM das sie je gemacht hat. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich Looking diese Meta-Ebene zutrauen sollte.

So, jetzt ist das eigentlich ein Verriss geworden. Aber vielleicht gibt es ja ein paar „Normcore Amish Elders" unter euch, denen man die Scheu und Angst vor dem Sündenpfuhl Großstadt austreiben muss!? Das scheint mir jedenfalls manchmal das Ziel von Looking zu sein. Es ist einfach nicht genug Urban-Dictionary-Begriffe wie „Seal Pup", „House in Virginia" und Filmzitate unters Volk zu bringen. Es versöhnt mich aber schon, dass Damian AKA Daniel Franzese, Darling aus Mean Girls und „Too gay to function", wieder einmal eine lang verdiente, größere Rolle hat.

ANDY RHINO REITER

Wolf Hall

Ich rufe offiziell „Hype-Alert" aus! Auch wenn ein 6-teiliges Historiendrama rund um King Henry VIII, der versucht, die Ehe mit Katharina von Aragon zu annullieren, weil sie ihm keinen Thronfolger-Buben gebärt, auf Anhieb nicht danach klingt. Das war im 16. Jahrhundert alles gar nicht so einfach und Heinrich—gespielt von Homeland-Ginger Damian Lewis—ist kein geduldiger Mann. Irgendwann werden Köpfe rollen. Und das ist jetzt echt kein Spoiler.

Historisch verhält sich Wolf Hall so akkurat wie nur möglich und basiert auf einem Buch von Hilary Mantel. Man könnte also behaupten, dass Wolf Hall das Game Of Thrones für Uni-Absolventen ist. Auf Twitter flippen alle aus, mit #wolfhall und alles. Nur ein paar mokieren sich, dass die Serie etwas „zu schlecht ausgeleuchtet" ist. Thomas Edison kommt halt erst 300 Jahre später auf die Welt! Wolf Hall solltet ihr euch vielleicht nicht unbedingt verkatert anschauen, und sicherheitshalber vorher noch die Story auffrischen.

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Und um auf BBC zu bleiben, die neue beziehungsweise 22. (!) Staffel von Top Gear bringt genau die gleiche Autoverherrlichung wie immer, nur in noch mehr HD. Wenn xenophobe Anspielungen von Erderwärmungsleugnern mit ein paar schönen Slo-Mo-Aufnahmen von rauchenden Reifen nicht dein Ding sein sollte, dann schaut euch Top Gear definitiv verkatert an. It will all make sense.

DANIEL EBERHARTER

Parks and Recreation

Auch wenn ihr vielleicht nicht mehr viel mit Parks and Recreation anfangen könnt und die neue Futurismus-Handlungsebene im Jahr 2017 doppelt abschreckend findet, gebt den ersten Folgen der 7. Staffel eine Chance. Aus dem Nichts erscheint nämlich unser aller Erlöser Werner Herzog, einen weirden Hausmeister spielend, und gewinnt mich mit seiner Liebe zu Disneyland wieder tausendprozentig zurück. Die Folgen flauen dann wieder etwas ab, in das gehabte Schema von „Wir sind komische Typen, aber haben einander lieb." Aber ich schaue sicher weiter, weil solche genialen Ausreisser wie mit Herzog oder, als Amy Poehler Billy Joel's We Didn't Start the Fire singt ohne den Text zu kennen, darf ich nicht verpassen. Sie spielt übrigens die böse Inzest-Eiskunstläuferin in Blades of Glory. Das hab ich voll lange nicht gecheckt. Schaut mehr fern, meine Lieben, wir haben es uns verdient, Abschiedsfloskel.

WERNEF HERZORN


Alle Fotos: Screenshots von VICE Media