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Sex

Wie das Internet unsere Kindheit zerstört

In den Weiten des Internets lungert jede Menge kranker Scheiß. Oftmals wünschen wir uns, wir hätten ihn nie gefunden.

Das ist wirklich aus dem Film.

Es war ein verregneter Sommerabend und ich ahnte nichts Böses, als mir ein sogenannter Freund—zumindest hielt ich ihn für einen—ein Foto auf WhatsApp zukommen ließ. Zu besagtem Freund, jetzt Erzrivale, verband mich vorrangig eine ausgeprägte Liebe für den besten Film aller Zeiten, besser gesagt für Der König der Löwen.

Eine Liebe, die einst grenzenlos schien und jetzt so sehr im Arsch ist, dass ich fürchte, nie wieder in der Lage dazu zu sein, während der „Du musst aufstehen, Papa"-Szene jegliche Form von erwachsener Beherrschung zu verlieren und völlig unkontrolliert in Tränen auszubrechen.

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Noisey weiß wovon ich rede.

Nie wieder werde ich zu diesem nahezu perfekten Soundtrack inbrünstig mitbrüllen können und das katzenähnlichste Wesen, das ich auf die Schnelle auftreiben kann, in die Höhe halten. Nie wieder werde ich Rafikis Weisheiten feiern können, ohne mich dabei unbehaglich zu fühlen, wenn er von „seinem Stock" redet. Nie wieder. Denn ich musste sehen, wie Mufasa einem weinenden Simba ins Maul scheißt und gleichzeitig von Nala einen geblasen bekommt.

Wer schon mal Pornos im Internet gesehen hat—und das haben wir weiß Gott schon alle, hört auf zu lügen—der weiß Bescheid über die Existenz von Dingen wie Hentai und wahrscheinlich leider auch dieser nicht jugendfreien Verfremdungen der Simpsons oder Family Guy, die immer in den Anzeigen geschaltet werden (ich hoffe das ist nicht nur bei mir so).

Nicht, dass das irgendwie besser wäre, aber ich meine, da werden zumindest Menschen dargestellt. Aber Der König der Löwen? Alleine die Tatsache, dass man den wohl beliebtesten Disney-Film unserer Kindheit hernimmt und einen verdammten Hardcore-Porno daraus macht, ist Fuck-up genug. (Achtung, hier kommt das Foto.)

Für immer geschädigt.

Besagtes Bild jedoch vereint die eh schon im Übermaß vorhandene Grausligkeit dazu noch mit Erniedrigung, Inzest, Koprophilie, Pädophilie, Zoophilie und eigentlich allem, weswegen das Internet einfach der schlimmste Ort auf der ganzen Welt ist. (Wegen Zoophilie bin ich übrigens auf dem zugehörigen Wikipedia-Artikel gelandet und möchte jetzt gerne brechen.)

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Es gibt doch diese Stelle in Der König der Löwen, in der sich Nala und Simba nach Jahren endlich wiedersehen, frisch verliebt „Can You Feel The Love Tonight" singen und Nala plötzlich diesen Schlafzimmerblick aufsetzt—früher hab ich mir nichts dabei gedacht. Das ist jetzt vorbei.

Ich habe so viele Fragen. Zuerst mal: Was? Dann gleich: Ist das überhaupt legal? Und: Warum? Wann hat das angefangen? Wieso müssen Menschen so sein? Und wer kommt dafür mal in die Hölle?

Ich wäre kein Stiefkind Googles, würde mich das Wissen, dass kranker Scheiß wie dieser irgendwo da draußen existiert, nicht zumindest ansatzweise dazu verleiten, mich weiter in diesen finsteren Bereich der Suchmaschinen-Ergebnisse zu wagen. Einfach aus Neugier und sehr viel Dummheit.

Es ist ein bisschen wie beim Mäki zu essen, oder auf Zeltfeste zu gehen—man weiß genau, dass es sehr, sehr schlimm wird und man es hinterher wieder bereuen wird, aber man macht es irgendwie trotzdem. Der Masochist in mir empfand es also schließlich als total gute Idee, nach Disney-Filmen mit dem Suffix „Porn" zu googeln.

Das war es nicht. Wirklich nicht. Also, nicht mal ansatzweise. Was zur Hölle. Ganz egal, was euer Lieblingsfilm von Disney war oder vielleicht sogar heute noch ist—irgendwo da draußen sitzt ein gestörtes Arschloch, das Arielle die Meerjungfrau beim Sex mit ihrem Vater zeichnet oder den Glöckner von Notre Dame dabei inszeniert, wie er eine Esmeralda mit Brüsten wie Wasserballons pudert.

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Die meisten von euch werden jetzt genau so deppert sein wie ich und sich ihre Hand am Google-Herd verbrennen—nur so lernen Kinder wie wir. Viel Spaß, ihr Narren. Ihr werdet nie wieder die selben Menschen sein, die ihr vorher wart. Wrong Boners sind real und unangenehm genug, aber gerade fühlt es sich eher so an, als würde mein Penis sich in sich selbst zusammenziehen. Wie die Augen einer Nacktschnecke, wenn man versehentlich daran ankommt.

Es ist eine Sache, unterschwellige Botschaften in Kinderfilmen sehen zu wollen und dann von einer ruinierten Kindheit zu sprechen. Da steht dann plötzlich überall „Sex", Aladdin befiehlt Teenagern, sich auszuziehen und alle sind so „Wacht endlich auf".

Ganz abgesehen davon gab es mit Serien wie Cow & Chicken auch Beispiele, die mir schon als Kind nicht ganz unbefleckt und befremdlich sexuell erschienen—jede Figur hatte einen äußerst ausgeprägten Pavian-Hintern, ganz abgesehen von dem argen Euter der Kuh. Im Grunde genommen ging es nur um Titten und Ärsche, ich habe es nie bemerkt und fühle mich jetzt ein bisschen missbraucht.

Es ist aber eine andere Sache, die schönsten Erinnerungen aus der eigenen Kindheit schlicht und ergreifend als eklatant abgefuckten Porno zu Gesicht zu bekommen. Wenn es etwas gibt, das ich wirklich niemals sehen möchte, dann ist das Tom fickt Jerry. Und ja, auch das gibt es tatsächlich. Ich hab gerade nachgesehen und jetzt ist es zu spät. Für immer eingebrannt auf meiner Netzhaut. Ich hasse mich.

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Gern geschehen.

Viele dieser Bilder wirken nicht mal, als wären sie auf die Schnelle von ein paar Freaks amateurhaft zusammengebastelt worden, sondern richtig aufwendig und detailverliebt gezeichnet, in professionellen Studios gestaltet und in koreanischen Sweatshops koloriert worden.

Der Gedanke daran, dass da wirklich irgendwo ein paar Menschen sitzen, die möglicherweise sogar Profis sind, und sich unendlich viel Mühe dabei geben, Bambi einen möglichst fetten, pulsierenden Schwanz zu zeichnen, macht mich ehrlich ziemlich fertig. Ich weiß nicht mehr weiter.

Manchmal wünschte ich, ich wäre so wie meine Mama und hätte keine Ahnung von Computern. So viel würde mir erspart bleiben und ich würde ein glückliches Leben leben. Scheiß-Internet. Echt. Du bringst das Hässlichste im Menschen zum Vorschein. Andererseits: Solange König der Löwen-Inzestpornos noch eine Nachricht sind, die viele da draußen doch noch überrascht, kann es eigentlich nicht ganz so schlimm um uns stehen.

Franz packt es noch immer nicht ganz: @FranzLicht