Slowakisches Ghetto

FYI.

This story is over 5 years old.

The Uganda Love This Issue

Wie Menschen im slowakischen Roma-Ghetto aus der Hölle trotzdem Spaß haben

Eine Reise Richtung Quality Time in der seltsamen, zerbombten Wohnsiedlung Luník IX.

Ich traf Martin Slepcik und seine Familie zum ersten Mal, als ich in Cliftonville, England, fotografierte. Von da an versuchte ich jedes Mal, wenn ich das Küstenstädtchen besuchte, sie anzutreffen, und sie wurden zu einem der Hauptmotive in einem Projekt, an dem ich arbeitete. Doch eines Tages waren sie einfach so verschwunden.

Nachbarn sagten mir, sie seien in die Slowakei zurückgekehrt. In der Hoffnung, sie besuchen und die Fotoreihe fortsetzen zu können, fragte ich in der Stadt nach einer Adresse oder Telefonnummern herum. Alles was ich erfuhr, war, dass sie an einen Ort namens Luník IX in der Ostslowakei gegangen waren, und dass ich meinen Hund nicht dorthin mitnehmen sollte, denn man würde ihn dort essen. Einige verglichen die Gegend mit District 9. Luník IX liegt in den Hügeln und Wäldern vor Košice, einer malerischen osteuropäischen Stadt, die im Hinblick auf Shopping, Unterhaltung und Infrastruktur nichts zu wünschen übrig lässt—was Luník IX nur noch unfassbarer macht, wenn man es vor sich hat. Ich hatte Luník IX grob im Internet recherchiert, und mehrere ältere Artikel gefunden, die behaupteten, es sei abgerissen worden. Es ist definitiv noch da. Die Wohnsiedlung wurde ursprünglich in den 1970ern erbaut, um Roma sowie Soldaten und Polizisten zu beherbergen, ein großes soziales Experiment, das typisch für die kommunistische Tschechoslowakei war. Nach und nach zogen alle bis auf die Roma weg, und heute fehlen in weiten Teilen der Siedlung fließendes Wasser, Strom und Heizung.

Anzeige

Selbst aus der Ferne wird deutlich, dass dieser Ort nicht mehr stehen, geschweige denn bewohnt sein sollte. Und er ist nicht nur bewohnt, sondern seit Jahrzehnten überbevölkert. Luník IX sieht aus wie nach einem Bombenangriff. An den Wänden sind Brand- und Rauchspuren und Hausmüll stapelt sich weit über Erdgeschosshöhe. Die meisten Straßenlaternen und Fenster sind kaputt, und nachts laufen die Leute mit Taschenlampen und Handys herum, um nicht zu stolpern. Was man dagegen wunderbar sieht, ist Optima, ein modernes Einkaufszentrum, das Luník IX von der anderen Seite des Autobahnkreuzes aus verspottet. Bei meinen zwei Besuchen bei Martin und seiner Familie fotografierte ich die Wohnsiedlung und gab Martin Einwegkameras, um seine eigene Erfahrung in diesem seltsamen, endzeitartigen Ghetto einzufangen. Hier sind unsere Bilder.