Man sieht den Mentalisten Uri Geller. Er hält gut sichtbar seine Hand ins Bild. In dem Text geht es darum, dass Geller den russischen Präsidenten Putin stoppen möchte und so einen Atomkrieg verhindern will.
Halt Putin, Stopp. Niemand will einen Atomkrieg | Foto: IMAGO / ZUMA Press
Popkultur

Uri Geller hat uns erklärt, wie er mit seinen Gedanken Atomraketen ablenken will

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass Wladimir Putin an übernatürliche Kräfte glaubt. Ich bin mir deshalb sicher, dass meine Warnung ernst genommen wurde", sagt der Mentalist.

Vor einigen Tagen veröffentlichte der TV-Mentalist Uri Geller auf Twitter einen offenen Brief an Wladimir Putin. Darin warnt er den russischen Präsidenten davor, die Küste von Schottland mit Atomraketen anzugreifen. Er werde jedes letzte Molekül seiner Mindpower gegen Putin richten. Weil das doch einige Fragen aufwirft, kontaktieren wir Geller. Wir wollen wissen, wie genau er sich das vorstellt und warum er angesichts solcher Fähigkeiten den Krieg in der Ukraine nicht gleich stoppt. 

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Doch Geller, den wir per Videocall erreichen, will uns mit dem Laptop in der Hand erst einmal durch sein Museum in Tel Aviv-Jaffa führen, in dem er seine größten Schätze ausstellt. Wir sehen: eine Wand voller Elvis-Presley-Poster, einen schwarzen Cadillac, der über und über mit Löffeln vollgeklebt ist und einen Comic von Stan Lee, der Uri Geller auf ein Cover gezeichnet hat. Außerdem einen von Donald Trump signierten Hut und ein blechernes Wandbild, das Gellers erstes Auto zeigt, einen orangefarbenen VW-Käfer. Ach ja, und 2.500 Jahre alte Steine, die laut Geller vor dem Grab des Pharaos Ramses II gefunden wurden, liegen da auch noch in einer Glasvitrine. Schließlich beendet der Mentalist seine Tour und fragt: "Was wollen sie von mir wissen?".


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VICE: Sie haben in einem offenen Brief an Wladimir Putin angekündigt, Ihre geistige Kraft gegen ihn zu richten, sollte er Nuklearwaffen einsetzen. Wie kamen Sie auf die Idee?
Uri Geller:
Ich habe den Brief direkt an den Kreml geschickt und egal, ob Sie mir glauben oder nicht: Ich habe eine Antwort erhalten, über die ich aber nicht reden darf. Das alles fing aber schon viel früher an: Vor vielen Jahren habe ich mit den Leitern der Delegationen der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion bei den Gesprächen über Atomwaffen ausgeholfen. Es kam auch durch meine Mindpower zu einer Einigung. Das war nicht nur mein Verdienst, aber ich war ein wichtiges Instrument für die Verhandlungen. Ich weiß also, dass ich mit meinen Kräften erfolgreich sein kann. Bei Putin ist aber zugegeben alles ein bisschen anders. 

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Was genau ist anders?
Sein Finger liegt schon am Abzug der Atomwaffen und die Lage ist sehr brenzlig. Viele hohe Generäle sagen ihm: Ja, feuer drauf los, schieß diese Raketen ab! Die Folgen wären verheerend. Wenn eine atomare Rakete auf Schottland geschossen wird – mir gehört dort eine Insel – sterben 200.000 Menschen. Die Strahlung wird mit dem Wind fortgetragen und bald darauf die USA erreichen. Das bereitet mir große Sorgen und deshalb habe ich den Brief geschrieben. Ich glaube wirklich an meine Kräfte. Egal wie unglaublich es klingt: Der menschliche Geist kann die Computer stoppen, über welche die Atomraketen gesteuert werden. Ich habe schon Experimente in Nuklearzentren in den USA gemacht, wo an mir getestet wurde, ob ich mit meinen Geist eine Nuklearbombe zünden oder verwirren kann. Und das konnte ich.

Wie genau wollen Sie Ihre geistigen Kräfte gegen Wladimir Putin einsetzen?
Bereits Albert Einstein hat bewiesen: E=mc². Das bedeutet, dass alles aus Energie besteht – auch wir Menschen. Diese Energien können ausgestrahlt und absorbiert werden. Als ich für die britischen Geheimdienste MI5 und MI6 gearbeitet habe, wurden ein paar Tests mit mir durchgeführt: Ich habe es geschafft, mit meiner Gedankenkraft per Telekinese einen Gegenstand von Punkt A zu Punkt B durch eine Wand zu bewegen. Die Akten über diese Experimente wurden vor zwei Jahren von der NSA veröffentlicht und können eingesehen werden. Die Forschenden dachten nach den Experimenten: Wenn ein Uri Geller so etwas umsetzen kann, was können dann zehn Uri Gellers? Eine russische Stadt verschwinden lassen? Es ist unglaublich, aber die NSA hat alles dokumentiert. Was ich damit sagen möchte: Die Kraft des menschlichen Geistes ist immens. Wenn ich mich auf etwas fokussiere, schaffe ich, was ich mir vorgenommen habe. Ja, viele Leute glauben mir nicht und sprechen sehr kontrovers über mich. Aber hey: Solange sie meinen Namen korrekt buchstabieren, ist mir egal was sie schreiben. 

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Wie sind Sie zu Ihren Kräften gekommen?
Ich bin mir nicht zu einhundert Prozent sicher, aber was ich weiß ist, dass ich mit fünf Jahren eine Suppe gegessen habe und dabei plötzlich ohne Krafteinwirkung den Löffel in meiner Hand verbogen habe. Wussten Sie, dass ich von Sigmund Freuds Familie abstamme? 

Uri Geller dreht den Laptop und zeigt uns einen antiken walnussfarbenen Safe, der aus dem Wiener Haus von Sigmund Freud stammen soll. Dann verweist er auf ein Foto an der Wand, laut Geller das Porträt von Freuds Enkelsohn. 

Er sieht aus wie ich. Vielleicht wurden mir diese Kräfte von der Familie Freud vererbt. Viele Menschen denken auch, dass ich meine Kräfte von Aliens habe. Ich weiß es selbst nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich mit fünf Jahren mit meinem Geist Löffel verbiegen konnte. 

Glauben Sie, dass Ihr Brief Putin beeindruckt hat?
Ja, und ich kann Ihnen genau sagen, warum ich das denke: Sehen Sie diese Menschen vor meiner Tür? Sie stehen vor dem größten Löffel der Welt, um meine Energie zu erhalten. 

Uri Geller hält in der einen Hand den Laptop, öffnet mit der anderen die Eingangstore des Museums und tritt nach draußen. Dort stehen fünf Menschen vor einem 16 Meter langen kupferfarbenen Suppenlöffel und berühren diesen.

Die Menschen, die den Löffel berühren, kommen häufig aus Russland und der Ukraine. Gerade diese Menschen glauben an Wunder. Sie glauben an diese Kräfte. Ich habe keinen Zweifel daran, dass Wladimir Putin auch an übernatürliche Kräfte glaubt. Deshalb bin ich mir sicher, dass meine Warnung ernst genommen wurde. 

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In Ihrem Brief fordern Sie die Leserinnen und Leser auf, ihre mentalen Kräfte ebenfalls gegen Putin einzusetzen. Worum geht es dabei?
Kollektive Energie ist viel stärker als die Kraft eines Einzelnen. Wenn sich jeder auf mein Ziel konzentriert, stärkt mich das. 

Sie sagen, alle friedliebenden Menschen sollten sich fünf Sekunden lang ein strahlendes Kraftfeld vorstellen. Ich kann mir das Kraftfeld nicht vorstellen, aber möchte helfen. Was nun?
Jeder kann sich Dinge vorstellen. Ich bekomme jeden Tag Tausende Emails, auch von jüngeren Menschen, die wissen wollen, wie sie Löffel verbiegen können. Und wissen Sie, was ich ihnen antworte? Wenn du in Gedanken etwas erreichst, kannst du es auch tatsächlich erreichen.. Du kannst alles sein, machen oder bekommen, wenn du es willst. Du bist der Architekt deines Lebens. Wenn du dir vor deinem inneren Augen Erfolg vorstellst, wirst du Erfolg haben. Das ist das Gesetz des Universums. Mein Brief an Putin ist viral gegangen und viele der Menschen, die ihn gelesen haben, werden tun, was in dem Brief steht und sich das Schutzschild vorstellen. 

Sie sagen, dass Sie Putins Computer, Navigationssysteme und Raketen deaktivieren werden. Warum sind Sie sich da so sicher?
Weil ich es bereits in der Vergangenheit getan habe. Ich kenne meine Kräfte. Ich habe das so vielen Institutionen bewiesen: Universitäten, Laboren und so weiter. Wissen Sie was, ich hole eben schnell einen Löffel und zeige es Ihnen.

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Uri Geller verschwindet für einige Sekunden aus dem Bild. Man hört ihn kramen, es klimpert. Schließlich kehrt er mit einem Suppenlöffel zurück.

Ich lege nun meinen Finger sehr sachte auf den Löffel und schmelze das Metall mit meinem Geist. Das ist ein massiver Löffel. Sehen Sie, wie er weich wird?

Die Löffelspitze wackelt auf dem Stiel herum, den Uri Geller zwischen Zeigefinger und Daumen reibt. Nach etwa zehn Sekunden springt der Löffel laut klirrend entzwei. Für einige Sekunden und ohne erkennbaren Grund wird Uri Gellers Übertragungsfenster im Videocall schwarz.

Ich habe das schon so viele Male gemacht. In meinen TV-Shows können Sie sehen, dass ich über die Bildschirme auf der ganzen Welt Löffel verbogen habe. Wenn ich das kann, wo ist der große Unterschied zu Computern? 

Kann die Menschheit dank Ihrer Aktion nun beruhigt sein?
Nein, natürlich nicht. Die meisten Menschen denken, dass das alles haarsträubend verrückt ist. Sie nehmen mich nicht ernst. Klar, es ist ungewöhnlich. Meine Kräfte zeigen eben eine andere Dimension, die vielen fremd ist. Deshalb schreiben Zeitungen so gern über mich.

Glauben Sie dennoch, dass Sie Menschen mit Ihrem Brief Hoffnung gegeben haben?
Die Emails und die Briefe, die ich bekomme, lassen mich das vermuten. Fünfundneunzig Prozent der Nachrichten sind positiv. Viele Menschen schreiben, dass sie sich nun meinetwegen sicherer und besser fühlen. Aber wir sind fast acht Milliarden Menschen. Ich kann nicht jeden erreichen. 

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Wenn Sie glauben, einen Atomkrieg verhindern zu können, warum helfen Sie dann nicht der Ukraine direkt?
Das ist sehr kompliziert. In Israel schlagen gerade viele Raketen vom Gazastreifen ein. Es gibt also auch schlimme Probleme hier bei mir, um die ich mich gerade kümmere. Es ist sehr schwierig, alle Probleme der Welt zu lösen. 

Was sagen Sie Leuten, die Ihre Methoden kritisieren, weil sie nicht wissenschaftlich bewiesen werden können?
Daran bin ich gewöhnt. Ich werde schon mein ganzes Leben lang von Skeptikern verfolgt. Aber sie haben für mich tolle, unbezahlte Werbung gemacht. Sie haben die Mysteriösität um mich kreiert, das Fremde, Seltsame. Sie haben die Debatte um mich erschaffen: Ist die Kraft von Uri Geller real? Ist sie es nicht? Die Leute, die mir nicht glauben, müssen ja auch nicht meine Shows ansehen und meinen Werdegang verfolgen. Ich will Ihnen noch etwas zeigen: Ich habe einen Oscar für meine Skeptiker gebaut. 

Uri Geller steigt mit dem Laptop in den Keller des Museums hinab und präsentiert 550 alte verrostete Opiumpfeifen. Die seien beim Umbau des Gebäudes gefunden worden. Und das da, sagt er auf dem weiteren Weg durch die Ausstellung seines eigenen Lebens, das sei der sogenannte CIA-Raum. Geller geht aber daran vorbei und bleibt vor einer Wand mit Pokemonkarten stehen: “Sehen Sie hier, das ist meine Pokémonkarte. Wussten Sie, dass ich auf einer Pokemonkarte bin? Nintendo hatte mich damals nicht um Erlaubnis gebeten, weshalb es zum Rechtsstreit kam. Heute sind wir aber gute Freunde.” Geller geht weiter und deutet schließlich auf den Anlass für unsere kleine Kellerexkursion: eine Figur aus Löffeln, die aussieht wie ein Strichmännchen – nur eben aus Löffeln. Dies sei seine Version eines Oscar für seine Skeptiker. Vorbei an der angeblichen Totenmaske von Frédéric Chopin arbeitet sich Geller immer tiefer in seinen Museumskeller hinein. 

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Sie haben viele Schätze in Ihrem Keller.
Ja, weil ich eine Zeit lang alles gehortet habe. Sehen Sie, ich habe alle meine Telefone aufgehoben, ich habe nie eins weggeschmissen. Dieses Telefon ist aus dem Jahr 1976. 

Uri Geller zeigt auf eine Glasvitrine, in der schätzungsweise 30 Telefone und Handys liegen. Daneben wieder eine Tabakpfeife. Die habe Albert Einstein gehört, sagt Geller. Direkt daneben das sei Churchills altes Feuerzeug und der Chanel-N°5-Flakon von Marylin Monroe. 

Danke für die Führung. Könnten Sie Covid oder die Klimakrise beenden?Nein, natürlich nicht. Ich bin ja kein Wunderheiler. Aber wir können positiv in die Zukunft blicken: In zehn bis fünfzig Jahren werden Aliens auf der Erde landen. Es wird keine gefährliche Invasion sein, sie werden uns helfen. Ich denke, dass wir mit dem Wissen der Aliens die globale Erwärmung stoppen können. 

Einmal haben Sie versucht, in einer Live-Fernsehsendung mit Außerirdischen Kontakt aufzunehmen. Das hat nicht funktioniert. Warum sollte die Verteidigung gegen Putins Nuklearwaffen funktionieren?
Das war furchtbar, es war eine der schlechtesten Shows, die ich je gemacht habe. Es hat nicht funktioniert. Aber: Sie stellen mir auch heute Fragen zu dieser Show. Es kommt nicht darauf an, ob die Show gut oder schlecht war, Sie können sich daran erinnern. Um die Frage zu beantworten: Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun, ich glaube, dass ich Putin stoppen kann. 

Was sagen Sie Leuten, die Ihre Versprechungen als anmaßend empfinden?
Ich kann es nicht allen recht machen. Selbst wenn vierzig Prozent der Menschen auf der Welt an das glauben, was ich sage, reicht mir das. All den engstirnigen Menschen möchte ich mit einem Zitat von Oscar Wilde begegnen: ​​"Nur eine Sache ist schlimmer als beredet zu werden: wenn niemand über einen redet."

Das ist das perfekte Ende für das Interview, vielen Dank.
Eine Sache noch: Grüßen Sie Ihre Eltern von mir. Also wirklich, Sie müssen es mir versprechen. Wenn wir gleich auflegen, dann grüßen Sie Ihre Mutter und Ihren Vater. Versprechen Sie das?

Versprochen.

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