Sex

TikTok, Memes und Pornos: Ein Interview mit Johnny Sins – dem Mann, der alles kann

"Es kann echt anstrengend sein, wenn man es als Arbeit sieht. Aber ich würde auch so versuchen, jeden Tag Sex zu haben."
Arielle Richards
Melbourne, AU
Der Pornodarsteller Johnny Sinns raucht eine Zigarre
Johnny Sins | Foto mit freundlicher Genehmigung des Interviewten

Du kennst ihn. Von den ganzen Memes, die das Internet vor ein paar Jahren fluteten, von TikTok, seinem YouTube-Kanal oder von den vielen, vielen Pornoszenen, die er seit 2006 gedreht hat. Johnny Sins ist überall. Aktuell ist er der berühmteste und meistgesuchte Pornodarsteller der Welt.

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VICE hat den amerikanischen Pornostar bei der australischen Sexmesse Sexpo getroffen, um über guten Sex, Sex im Weltall, seinen Lieblingsberuf, das Geheimnis der ewigen Jugend und das Leben als Meme-Ikone zu sprechen.


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VICE: Wusstest du immer schon, dass du mal berühmt wirst?
Johnny Sins:
Nein, überhaupt nicht. Ich hatte eigentlich nie vor, berühmt zu werden. Selbst als ich mit den Pornos angefangen habe, habe ich nicht gedacht, jemals so bekannt zu werden.

Was war der Grund für deinen Erfolg?
Ich glaube, das waren diese ganzen Memes über die vielen Berufe, die ich in Pornos gespielt habe. Dadurch wurde ich vom Pornodarsteller zu einer Internetberühmtheit. Menschen begannen, mich auf der Straße zu erkennen. Diese Memes haben ein ganz neues Publikum erreicht, das über die Pornofans hinausging. 

Hast du ein Lieblings-Meme mit dir?
Ich glaube, es ist einfach das erste mit den sechs Berufen. Dieses: 'Dieser Typ kann alles: Doktor, Anwalt, Lehrer, Klempner, Astronaut.' Die mag ich am liebsten.

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Du bist auf TikTok sehr erfolgreich. Wie schaffst du es, dich neben deiner anderen Arbeit darum zu kümmern?
Mit TikTok habe ich zu Beginn des Lockdowns angefangen. Das erste Video, das ich gemacht habe, war dann total erfolgreich. Ich verbringe heutzutage nicht besonders viel Zeit auf TikTok, vor allem weil ich dort nichts bewerben kann. Ironischerweise ist es meine größte Plattform. Ich glaube, ich habe dort knapp acht Millionen Follower.

TikTok ist bekannt dafür, Menschen zu zensieren, die in der Sexindustrie arbeiten. Hast du mit deinem Account schon Probleme gehabt?
Natürlich, wie alle auf TikTok. Ich erwähne zum Beispiel nicht mal OnlyFans und versuche, es komplett jugendfrei zu halten. Ich habe auch noch keinen blauen Haken bekommen. Es herrscht also anscheinend Diskriminierung von Sexarbeitern bei der Verifizierung. Ohne diesen Haken muss ich noch mehr aufpassen, was ich sage.

Zeigst du dich auf TikTok bewusst von einer anderen Seite?
Ja. Und ich glaube, deswegen ist mein Account so erfolgreich. Das ist es, was die Menschen sehen wollen: dein Privatleben, deinen Alltag. Die Fans denken wegen meiner Pornoszenen immer, ich sei dieser Alphatyp. Aber wenn sie mit mir reden oder meine YouTube-Videos sehen, sagen sie: "Oh, du bist ja eigentlich ein cooler Typ, jemand, mit dem ich gerne abhängen würde." 

Das Pornogeschäft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Kann man sagen, dass OnlyFans zu einer Art Demokratisierung der Pornoindustrie geführt hat?
Es hat tatsächlich die Macht aus den Fängen der Produktionsfirmen genommen und sie in die Hände der Darsteller gelegt. Plötzlich bieten sie uns lauter Sachen an. Davor war es schon schwer, als Darsteller am Set ein Mittagessen zu kriegen. Die Unternehmen waren wirklich sehr knauserig. Jetzt können Darsteller ihre eigenen Szenen drehen, sie bei OnlyFans hochladen und damit sehr gutes Geld verdienen. Die Produktionsfirmen konkurrieren jetzt quasi mit OnlyFans, um uns ans Set zu kriegen. Das hat uns definitiv geholfen.

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Es hat Pornos auch noch mehr mainstream gemacht. Du brauchst jetzt nur noch zu sagen, dass du OnlyFans machst, und alle wissen Bescheid. Es hat alles für uns verändert. Als ich anfing, warst du komplett von den Firmen abhängig. Wenn irgendwas passierte, du krank warst, dich verletzt hattest oder der Dreh aus anderen Gründen ausfiel, bekamst du kein Geld.

 Jetzt ist das anders. Wenn ich heute eine Szene drehe, kann ich sie für den Rest meines Lebens verkaufen.

Du hast im Laufe deiner Karriere so viele Berufe gespielt – Arzt, Lehrer, Feuerwehrmann und so weiter. Hast du eine Lieblingsrolle?
Ich glaube, meine Arztrolle ist die bekannteste. Sie ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was ich tue. Ich spiele wirklich gerne Arzt, ich weiß nicht warum. Sonst würde ich Astronaut sagen, aber ich bin bis jetzt noch nie wirklich Astronaut gewesen. Ich warte immer noch darauf, dass diese Weltraumgeschichte passiert. 

Stimmt, du wolltest der erste Darsteller werden, der Sex im Weltraum hat. Die Crowdfundingkampagne ist leider gescheitert. Ist das immer noch ein Traum von dir?
Das wäre sehr cool. Ich würde es lieben, der erste Darsteller im All zu sein. Als die Kampagne lief, das war etwa 2015, gab es diese kommerziellen Weltraumflüge noch nicht. Aber jetzt ist es potenziell realistisch. Es sollte auf jeden Fall in den nächsten paar Jahren passieren, ich werde schließlich auch älter … 

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Ja, die Uhr tickt. Vielleicht sollte man Elon Musk mal fragen.
Elon wäre vielleicht dafür zu haben, er ist so ein Typ. Es wäre auf jeden Fall tolle Werbung für SpaceX.

Was war der wildeste Ort, an dem du bis jetzt Sex hattest – beruflich oder privat?
Was Drehs angeht, dann wahrscheinlich ein fliegender Helikopter. Laut Vorschrift der US-Luftfahrtbehörde musst du ständig einen Sicherheitsgurt tragen – egal, was passiert. Der Pilot ließ da auch nicht mit sich reden. Es war ein recht kleiner Helikopter und wir saßen nebeneinander, aber wir haben dann den Schultergurt etwas gelöst. Am Ende haben wir im fliegenden Helikopter drei oder vier Stellungen hinbekommen. Das war eine krasse Erfahrung.

Abgesehen davon haben meine Partnerin Kissa und ich unsere eigene Firma gegründet. Wir nehmen einfach eine GoPro und haben Sex im Urlaub – am Strand, im Pool oder an anderen riskanten Orten, an denen man erwischt werden kann. Das sind einige meiner besten Videos, bei denen ich den meisten Spaß hatte. 

Gefallen dir diese spontanen Sachen ohne Drehbuch besser?
Ja, momentan schon. Am Anfang mochte ich noch diese Schauspielparts mit Intro lieber, aber inzwischen stelle ich lieber einfach eine Kamera auf und habe Sex. 

Hast du eine extrem ausgeprägte Libido?
Ja, immer schon. Seit zehn Jahren drehe ich so viel wie möglich, also rund sechs Tage die Woche. Ich habe immer noch diese richtig aktive Libido. Ich sage immer, um in diesem Geschäft erfolgreich zu sein, musst du auch ein bisschen süchtig danach sein. Du musst es schließlich täglich machen. Es kann echt anstrengend sein, wenn man es als Arbeit sieht. Aber ich würde auch so versuchen, jeden Tag Sex zu haben.

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Wenn ich mir mal einen Tag frei nehme, denke ich mir: "Das ist doch bescheuert. Ich will immer noch Sex haben." Da kann ich auch arbeiten und mich dafür bezahlen lassen. 

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Das ist die Definition von seine Leidenschaft zum Beruf machen.
Ich denke auch, dass es einen jung hält, täglich Sex zu haben oder zumindest zu masturbieren. So trickst du nämlich deinen Körper aus. Wir sind mehr oder weniger auf der Welt, um uns fortzupflanzen. Das ist unser ganzer Zweck. Sobald du damit aufhörst, sagst du deinem Körper: "OK, ich brauchen dich nicht mehr, es ist Zeit, alt zu werden." Wenn du Sex hast oder zumindest einen Orgasmus am Tag, sagst du deinem Körper: "Alles funktioniert noch, du musst jung bleiben, du musst dich fortpflanzen." 

Und was ist dein Geheimnis für guten Sex?
Sich auf seine Partnerin zu konzentrieren und nicht auf sich selbst. So viele Frauen sagen mir heutzutage, dass die Typen beim Sex sehr egoistisch seien. Es ginge ihnen nur um sie selbst. Ich bin das Gegenteil. Ich will dich 20-mal zum Orgasmus bringen, bevor ich überhaupt selbst daran denke. Ich glaube, das macht guten Sex aus. 

Hast du einen Ratschlag für junge Menschen?
Ich werde wegen der Berufe-Memes tatsächlich ständig nach Karrieretipps gefragt und ich sage immer: Was auch immer du gerne machst. Heutzutage kann man alles zu einer Karriere machen. Du musst nicht für jemanden oder ein Unternehmen arbeiten. Du kannst tun, was du willst, und damit sehr erfolgreich sein.

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