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Forscher haben in Meteoriten alle vier DNA-Bausteine entdeckt

Nach jahrzehntelanger Suche haben Wissenschaftler auf außerirdischem Gestein die wichtigsten Grundbestandteile für das Leben nachgewiesen.
Illustration von Meteoriten, die sich der Erde nähern, Forscher vermuten, dass das Leben mit außerirdischen Steinen auf der Erde entstand.
Bild: Christoph Burgstedt/Science Photo Library/Getty Images

Eine neue Studie untermauert die Theorie, dass das Leben auf Steinen aus dem All auf die Erde kam. Zum ersten Mal haben Forscher vier wichtige DNA-Bestandteile in Meteoriten nachgewiesen.

Die Doppelhelix-Struktur der DNA besteht unter anderem aus den Nukleinbasen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin. Diese bilden in vielfältigen Kombinationen den Quellcode für alles Leben auf der Erde, auch für uns Menschen. Die Nukleinbasen Adenin und Guanin konnte man bereits vor rund 50 Jahren in Meteoriten nachweisen, Cytosin und Thymin hingegen noch nicht. Dabei gab es Hinweise darauf, dass diese bereits im interstellaren Staub existiert haben könnten, aus dem unser Sonnensystem vor rund 4,6 Milliarden Jahren entstanden ist – der sogenannten Urwolke.

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Jetzt hat ein Forscherteam unter der Leitung von Yasuhiro Oba von der Universität Hokkaido Spuren von Cytosin und Thymin in drei kohlenstoffhaltigen Meteoriten entdeckt. Der Fund spreche für die Theorie, dass Einschläge außerirdischer Meteoriten "zur Entstehung der genetischen Eigenschaften der frühesten Lebensformen auf der Erde beigetragen haben", heißt es in der Studie, die am 26. April in der Fachzeitschrift Nature Communications erschien. 

Die beiden neu entdeckten Nukleinbasen Cytosin und Thymin gehören zur Gruppe der Pyrimidine, Adenin und Guanin hingegen gehören zu den Purinen. Neben den DNA-Bausteinen fanden Oba und sein Team auch Spuren eines anderen Pyrimidins namens Uracil, welches anstelle von Thymin in der RNA vorkommt, dem etwas einfacheren Schwestermolekül der DNA. Auch wenn Uracil schon früher in Meteoriten nachgewiesen werden konnte, wirft die Entdeckung aller drei Pyrimidine in dem außerirdischen Gestein neues Licht darauf, wie überraschend selten diese Nukleinbasen in Meteoriten vorkommen, verglichen mit den Purinen Adenin und Guanin. 

"Die mangelnde Pyrimidinvielfalt in Meteoriten bleibt ein Geheimnis, seit Modelle der präbiotischen Chemie und Laborexperimente vorhergesagt haben, dass diese Verbindungen auch aus den chemischen Grundstoffen hergestellt werden können, die man in Meteoriten findet", schreibt Obas Team in der Studie. Die hier angesprochene präbiotische Chemie befasst sich mit der chemischen Entstehung und Evolution des Lebens.

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Mithilfe modernster Analyseverfahren hatten die Forscher Proben vom Murchison Meteorit, dem Lake Murray Meteorit und dem Tagish Lake Meteorit untersucht. Es war nicht das erste Mal, dass in diesen und anderen Meteoriten Proteine, Stickstoff, Wasser, organische Verbindungen und andere Schlüsselelemente des Lebens auf der Erde nachgewiesen wurden. Für viele ein Beweis dafür, dass die extraterrestrischen Objekte unseren jungen Planeten überhaupt erst bewohnbar gemacht haben.

Es wäre sogar möglich, dass primitive Lebensformen zwischen verschiedenen Welten wie Erde und Mars übergesiedelt sind. Ein einfacher Organismus könnte zum Beispiel durch einen Kometeneinschlag auf seinem Planeten an einen Felsbrocken geheftet ins Weltall gelangen und dann mit diesem als Meteorit auf einem anderen Planeten niedergehen. Sogar mehrzellige Organismen wie die faszinierenden Bärtierchen könnten so eine Weltraumreise überleben.

Auch wenn bislang noch nicht klar ist, warum die Purine im extraterrestrischen Gestein öfter vorkommen, glauben die Forscher, dass die Nukleinbasen durch photochemische Prozesse im interstellaren Medium entstanden sein können. "Das lässt vermuten, dass diese Klassen organischer Verbindungen in extraterrestrischen Umgebungen allgegenwärtig sind, sowohl inner- wie außerhalb unseres Sonnensystems", heißt es in der Studie.

In anderen Worten: Die neue Entdeckung könnte uns nicht nur dabei helfen, unsere eigene Herkunft zu klären, sondern auch unsere Suche nach außerirdischen Lebewesen prägen. Weitere Antworten sollte die OSIRIS-REx-Mission liefern, wenn sie 2023 mit Proben von einem erdnahen Asteroiden die Erde erreicht.

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