Mehrere Illustrationen zeigen eine dunkelhaarige Frau, einen dunkelhaarigen Mann an einem Schreibtisch, Gedenkkreuze, eine Blutlache und mit Kugel durchsiebte Trucks; es handelt sich um verschiedene Szenen aus dem Leben der Verbrecherin Marixa Lemos
Illustration: Michelle Urra für VICE World News
Drogen

Drogen, Mord und Gefängnisausbrüche: In Guatemala ist "El Chapo" eine Frau

Die Schwestern Mayra und Marixa Lemus haben die Politik an der Grenze zwischen Guatemala und El Salvador in einen blutigen Schauplatz der Gewalt verwandelt. Wir haben Marixa im Gefängnis besucht.

Es geschah am 18. Februar 2011 in Ciudad Pedro de Alvarado, einer Kleinstadt in Guatemala an der Grenze zu El Salvador. Die Bürgermeisterwahl war nur noch wenige Monate entfernt, Mayra Lemus hatte sich dafür aufstellen lassen. Für ihre Wahlkampagne saß sie mit lokaler Prominenz im Hotel Los Cuernos und aß zu Mittag.

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Die Anwesenden hatten gerade die Vorspeise aufgegessen, als zwei Pick-up-Trucks vorfuhren. Wie Augenzeugen sagen, stiegen schwerbewaffnete Männer aus und eröffneten mit AK-47-Sturmgewehren und Schrotflinten das Feuer. Acht Menschen – darunter auch Mayra und mindestens einer ihrer Bodyguards – wurden niedergeschossen. 


Auch bei VICE: Ich habe eine Leiche bei Google Maps gefunden


Marixa Lemus, Mayras jüngere Schwester, hörte die Gewehrsalven, sprang sofort in ihren gepanzerten Truck und raste dorthin, woher die Schüsse kamen. Ihre Bodyguards stiegen hektisch in ein anderes Fahrzeug, um ihr zu folgen, und versuchten, sie hupend auf die drohende Todesgefahr aufmerksam zu machen.

Die bewaffneten Männer sahen Marixa heranrauschen und eröffneten das Feuer auf ihr Fahrzeug. Marixa konnte fühlen und hören, wie die Kugeln von ihrer Windschutzscheibe abprallten. Also bog sie schnell ab, um bei der örtlichen Polizei Hilfe zu holen. Die Beamten hätten die Schießerei bereits gehört und wollten nichts damit zu tun haben, sagt Marixa im Gespräch mit VICE World News.

Eine Frau mit langen, dunklen Haaren, einer Kruzifix-Kette und einem Jeans-Oberteil steht mit Handschellen gefesselt in einer Polizeidienststelle

Marixa Lemus in U-Haft, später wurde sie wegen Entführung und Mord verurteilt | Foto: CARLOS HERNÁNDEZ für OR PRENSA LIBRE

Bei Marixas Rückkehr zum Hotel waren die Schüsse verstummt und die Pick-up-Trucks längst weg. Das Restaurant war durch die Kugeln zerstört. Marixa fand die Leiche ihrer Schwester in einem Hinterzimmer, nur wenige Meter von ihrem Mittagstisch entfernt. Mayra hatte sich dort versteckt, aber die bewaffneten Männer schossen durch die Tür. "Ihr Gesicht war zerfetzt, sie lag in ihrer eigenen Blutlache", sagt Marixa.

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Der heimtückische Angriff ist in der Gegend heute als das "Massaker im Los Cuernos" bekannt. Im Gegensatz zum Tod der anderen Gäste kam Mayras gewaltsames Ende aber nicht ganz unerwartet. 

"Man kannte sie als Killerin. Die ganze Stadt hatte deswegen Angst vor ihr. Sie entschied, wer leben durfte und wer sterben musste", erzählt ein Ladenbesitzer im Schatten des Los-Cuernos-Restaurants. Die Legende besagt, dass Mayra, die auf Fotos mit rotem, schulterlangem Haar und kräftigem Körperbau auffällt, ihren Ehemann zu Hause umgebracht und seine Leiche dann in einem anderen Teil der Stadt entsorgt habe. Wir konnten dieses angebliche Verbrechen nicht unabhängig verifizieren, und Mayra wurde dafür auch nie angeklagt oder verurteilt. Aber die gewalttätige Vergangenheit von ihr und ihrer Familie ist eng verbunden mit den Hintergrundgeschichten von anderen mächtigen Leuten aus der Gegend. Denn in der Großstadt Jutiapa im Südosten von Guatemala gibt es viel, um das man kämpfen kann.

Mittelamerika ist der Kokain-Highway von Lateinamerika. Anders gesagt: Dort gibt es wichtige Routen zu Land, Luft und Wasser, auf denen die Droge aus den südamerikanischen Produktionsländern – vor allem Kolumbien – in Richtung Norden gebracht wird. Für geübte Augen ist das schnell offensichtlich. Auch als wir im März 2021 für Interviews in Ciudad Pedro de Alvarado ankommen, fahren wir an Dutzenden langen Sattelschleppern vorbei, die aufgereiht vor der Grenze nach El Salvador auf ihre Überfahrt warten. Andere Trucks fahren in die andere Richtung, von El Salvador nach Guatemala. 

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Der Transport von legalen Gütern über die Grenzstationen in der Gegend ist beim Drogenschmuggel die perfekte Tarnung. Das Kokain muss auf dem Weg in den Norden durch diesen wichtigen Korridor, es wird in versteckten Fächern oder zwischen den eigentlichen Waren verstaut. Wie Ortsansässige und Mitarbeiter der Drogenfahndung in Guatemala City sagen, gäbe es einfach zu viele Trucks, um alle ordentlich überprüfen und durchsuchen zu können. Die Profite des Drogenhandels im Norden werden dann als Bargeld wieder Richtung Süden gebracht – ebenfalls in Trucks versteckt.

Die Kontrolle über solche Knotenpunkte ist für relativ kleine Gangs aus den Städten entlang der Schmuggelroute extrem lukrativ. Allianzen zwischen den lokalen Behörden und den Drogenschmugglern können dabei unterschiedlich aussehen: In manchen Fällen zahlen die Verbrecherbanden den Behörden Schmiergeld, damit sie die Grenze ohne Kontrolle passieren dürfen, in anderen Fällen verschwimmen die Grenzen zwischen beiden Gruppen oder verschwinden komplett. Politische und kriminelle Macht sind hier oft dasselbe – und die geografische Lage von Ciudad Pedro de Alvarado hat zur Folge, dass alle kriminellen Organisationen, vom Sinaloa-Kartell in Mexiko über die kleineren Schmuggel-Clans in Honduras bis hin zu den Produzenten in Kolumbien, genau beobachten und mitbestimmen, was hier passiert.

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"Im Grunde gilt: Hier lohnt es sich, ein Killer zu sein. Hier verdienst du dir Respekt, wenn du Leute umbringst. Das bestimmt, wie viel Macht du hast. Ganz einfach. Es geht nicht darum, wie gebildet du bist, sondern wie viele Menschen du tötest", sagt der Ladenbesitzer aus Ciudad Pedro de Alvarado.

Die Folge: Lokalpolitik in mittelamerikanischen Grenzstädten wie Ciudad Pedro de Alvarado oder dem nahegelegenen Moyuta mutet fast wie blutiger Kampfsport an. Als Mayra im Kugelhagel umkam, war die Lemus-Familie eine von nur zwei Anwärtern auf den Champion-Gürtel, das Bürgermeisteramt. Mayras und Marixas Bruder Magno war bereits Bürgermeister, bis er 2009 an einem Herzinfarkt starb. Mayra führte seine Amtszeit zu Ende, bis sie selbst getötet wurde.

Der Mord an Mayra war aber nicht das erste Mal, dass jemand versucht hat, sie umzubringen. Im Juni 2006 eröffneten bewaffnete Männer das Feuer auf ein Fahrzeug, in dem sich mehrere Mitglieder der Lemus-Familie befanden. Darunter auch Mayra und Magno. Beide überlebten, aber ihre Nichte – Marixas damals 17-jährige Tochter Jennifer – kam wie mehrere andere Leute aus dem Lemus-Clan bei dem Angriff ums Leben. 

Unter einem kleinen Überdach sind mehrere dunkle Kreuze und Kerzen aufgestellt, davor wuchert Gestrüpp

In Erinnerung an die Mitglieder der Lemus-Familie, die im Juni 2006 ermordet wurden, hat man Kreuze aufgestellt. Das Kreuz für Marixas Tochter Jennifer wurde wieder entfernt | Foto: DEBORAH BONELLO / VICE WORLD NEWS

Der Angriff ereignete sich auf einem Highway in der Nähe von Moyuta. Heute steht dort ein kleines Mahnmal, das die Lemus-Familie zu Ehren der Todesopfer aufgestellt hat. Ein Kreuz mit dem Namen von Jennifer fehlt aber. Es hat den Anschein, als ob jemand es weggerissen hat. Zum Zeitpunkt des Überfalls kandidierte Magnos gerade für das Amt des Bürgermeisters. Er gewann die Wahl schließlich.

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Der Verlust ihrer Tochter setzte Marixa schwer zu. "Ich kann gar nicht sagen, wie viele Löcher sie an diesem Tag in ihrem Körper hatte. Ich habe nur ihren Rücken gesehen und wusste sofort, dass sie tot war", sagt sie. Der Anblick der Leichen von Jennifer und Mayra habe sich für immer in Marixas Gedächtnis gebrannt. Zwar ist bis heute ungeklärt, wer damals das Feuer auf das Auto der Lemus-Familie eröffnet hat, aber für Marixa ist immerhin klar, wer für das spätere Massaker im Hotelrestaurant verantwortlich ist: Roberto Marroquín Fuentes, der politische Erzfeind der Lemus'.

 2011 war Marroquín Mayras Rivale im Rennen um das Bürgermeisteramt in Moyuta und später einer der Hauptverdächtigen im Fall von Mayras Tod nur wenige Monate vor der Wahl. Das geht aus Berichten hervor, die auf Dokumenten der guatemaltekischen Staatsanwaltschaft beruhen. 

Marroquín ist auch heute noch der Bürgermeister von Moyuta. Er sagt, er habe mit dem Mord an Mayra nichts zu tun, zudem hätte er bei den Ermittlungen voll kooperiert. Er habe sich immer nur verteidigt, und die Lemus-Familie hasse ihn wegen seiner örtlichen Beliebtheit. Marroquín wurde wegen des Tods von Mayra nie verhaftet oder angeklagt. "Jeder ist für seinen eigenen Lebensweg verantwortlich. [Der Mord] ist passiert, weil sie nicht wusste, sich zu benehmen, oder weil sie zu ehrgeizig war", sagte der Politiker nach Mayras Ableben gegenüber einem örtlichen TV-Sender.

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"Früher wollten die Drogenbosse noch nicht selbst Bürgermeister werden, sie wählten nur ihre Kandidaten aus und finanzierten deren Wahlkampf."

Schließlich übernahm Marixa Mayras Platz im Rennen um das Bürgermeisteramt. Um ihre Siegeschancen zu erhöhen, tat sie sich mit einem anderen politischen und kriminellen Rivalen von Marroquín zusammen, mit einem Mann namens Rony Rodriguez. Die Politik war aber nicht das einzige gemeinsame Spielfeld von Rodriguez und der Lemus-Familie: Zeugen zufolge soll Rodriguez nach dem Tod von Magno Lemus im Jahr 2009 auch die Kontrolle über die örtlichen Schmuggelrouten übernommen haben.

 Aber Rodriguez' politische Ambitionen sollten nur von kurzer Dauer sein. Im Juni 2011, nur wenige Monate nach Mayras Tod, wurde auch er in Moyuta erschossen. Marroquín gewann die Bürgermeisterwahl und bekam dabei mehr als doppelt so viele Stimmen wie Marixa. Das schürte ihren Hass auf ihn nur noch weiter – und zwar so sehr, dass sie dreimal versucht haben soll, Marroquín umzubringen.

Im November 2013 wurde Marroquíns Auto von bewaffneten Männern angegriffen. Nicht mal einen Monat später wurde örtlichen Medienberichten zufolge eine Bombe an einer Brücke angebracht, die Marroquín auf seinem Nachhauseweg immer überquerte. Die Bombe detonierte jedoch nicht, und Polizisten, die angeblich in das Mordkomplott eingeweiht waren, rannten schnell weg und ließen dabei AK-47-Sturmgewehre und mindestens eine Handgranate zurück. Marroquín überstand beide Anschläge unbeschadet.

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Als der dritte Anschlag auf Marroquín stattfand, saß Marixa bereits hinter Gittern. Man hatte sie im April 2014 verhaftet und wegen Entführung und Mord angeklagt. Ihr wurde auch vorgeworfen, ihren Ehemann umgebracht zu haben – was sie bis heute abstreitet.

Beim dritten Anschlag wurde Marroquín im November 2014 von bewaffneten Angreifern verletzt. Seine Ehefrau und sein Leibwächter kamen bei dem hinterhältigen Überfall ebenfalls zu Schaden. Obwohl Marixa im Gefängnis war, gab Marroquín ihr die Schuld. 

Eine Illustration zeigt eine dunkelhaarige Frau mit großen Ohrringen und einer Halskette

Das ist Marixa Lemus Perez | ILLUSTRATION: MICHELLE URRA für VICE WORLD NEWS

Auch heute ist der Kampf um Moyuta immer noch nicht vorbei. Marroquíns Bruder, Jorge Mario Marroquín Fuentes, schrieb in El Salvador Geschichte, als er im Mai 2017 mit fast einer Tonne Kokain erwischt wurde, die er in einem Fischerboot vor der salvadorianischen Küstenstadt Acajutla transportierte. Der Oberbefehlshaber der Marine von El Salvador sagte damals, dass man in El Salvador noch nie so viel Kokain beschlagnahmt habe. 

"Früher wollten die Drogenbosse noch nicht selbst Bürgermeister werden, sie wählten nur ihre Kandidaten aus und finanzierten deren Wahlkampf. Jetzt organisieren die Bürgermeister den Drogenhandel direkt", sagt Gerson Alegría, Guatemalas leitender Staatsanwalt im Kampf gegen den Drogenschmuggel. Unter ihm kommen immer mehr Festnahmen von gewählten Amtleuten und Beweise gegen sie zusammen. Bezüglich der gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen dem Lemus- und dem Marroquín-Clan sagt er: "Es handelt sich um einen Kampf um territoriale Macht."

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Trotzdem haben weder Alegría noch eine andere Abteilung des guatemaltekischen Justizapparats Marroquín bisher wegen irgendetwas angeklagt. Alegría sagt, dass Marroquín in gewissem Maße geschützt sei, weil er immer noch Bürgermeister ist. Marroquín selbst sagt, dass er ein Opfer des politischen Establishments sei, das ihn wegen seiner Beliebtheit und seiner guten Taten loswerden wolle. "Wenn ich ein Drogenboss wäre, würde ich nicht auch noch Politiker sein, sondern mich verstecken", sagt er wild gestikulierend in seinem Büro in Moyuta.

Marixa hasst es, hinter Gittern zu sitzen. Deshalb ist sie auch schon mehrmals aus dem Gefängnis ausgebrochen. Wegen ihrer Aufsehen erregenden Fluchtversuche wird sie sogar schon als der weibliche Joaquín "El Chapo" Guzmán von Guatemala bezeichnet.

"Es gibt nur sehr wenige Menschen, die einmal ausgebrochen sind. Und sie hat es gleich zweimal geschafft. Das zweite Mal war sogar in einem Militärgefängnis. Wie ist das möglich?", sagt der Taxifahrer in Guatemala City auf dem Weg zur Haftanstalt, in der Marixa gerade einsitzt.

Im Mai 2016 brach Marixa das erste Mal aus dem Gefängnis aus. Mehrere Mithäftlinge sollen ihr beim Sprung über die Mauer geholfen haben. Nach nur wenigen Stunden hatte man sie wieder gefasst, aber das hielt Marixa nicht davon ab, im Mai 2017 einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen. Dabei brach sie aus dem "Mariscal Zavala"-Militärgefängnis aus und war viel besser vorbereitet: Sie schlich sich in der Uniform einer Wächterin raus und stieg in ein Auto ein, das auf sie wartete. Als die Behörden sie zwei Wochen später in El Salvador wieder schnappten, hatte sich Marixa ihre Haare dunkelrot gefärbt – wie ihre Schwester damals. Die erneute Festnahme sorgte für ordentlich Schlagzeilen, selbst der damalige Präsident von Guatemala, Jimmy Morales, twitterte darüber.

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Bei beiden Gefängnisausbrüchen von Marixa habe Marroquín ganz genau aufgepasst, sagt eine Quelle in Ciudad Pedro de Alvarado. "Ihm zittern jedes Mal die Knie, wenn er Marixa sieht. Wenn er mit seinen Bodyguards unterwegs ist, macht er einen auf dicke Hose. Dabei hat er große Angst vor ihr. Als sie zum zweiten Mal aus dem Gefängnis ausbrach, verließ Marroquín sein Haus erst wieder, als sie wieder gefasst war. Er hatte in dieser Zeit keinen einzigen öffentlichen Auftritt." 

Bei unserem Besuch im Santa-Teresa-Frauengefängnis versucht Marixa gar nicht erst, ihre Freude über die Angst von Marroquín zu verbergen. "Ich weiß, dass er verdammt viel Schiss vor mir hat", sagt sie lächelnd. "Weil ich eine Frau bin, die die Zügel übernommen hat. Und ich werde mich und all die Familienmitglieder rächen, die er mir weggenommen hat."

Marixa ist inzwischen Ende 40, ihre langen, schwarzen Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden sind, werden von einer weißen Nike-Cap bedeckt. Ihre Haut ist blass, es ist ein Hauch Sommersprossen zu erkennen. Über einem weißen Langarm-Oberteil trägt sie ein schwarzes Adidas-Shirt. Als sie von ihrer Einzelzelle in das hell erleuchtete Atrium der Haftanstalt tritt, muss sie aufgrund des grellen Lichts erstmal blinzeln.

Während des Gesprächs springt Marixa zwischen bitteren Tränen und eiskalter Entschlossenheit hin und her. Wenn sie über ihre Zeit in Einzelhaft – eine Konsequenz ihrer Ausbrüche – redet, weint sie. "Irgendetwas in mir stirbt hier drin", sagt sie. Und sie weint auch, als sie sich an ihre Tochter Jennifer und deren Tod im Jahr 2006 erinnert.

"Roberto Marroquín war ein Niemand, ein einfacher Fischer. Wir waren eine Familie mit großem Namen. Jeder in der Stadt kannte und respektierte uns", sagt sie.

Dennoch habe sie nie versucht, Marroquín zu töten – entgegen dessen Behauptungen. "Das waren Auto-atentados", sagt sie und meint damit, dass Marroquín die Anschläge selbst inszeniert habe. Eine weitere Quelle aus Ciudad Pedro Alvarado sagt das Gleiche. Alan Ajiatas, der Stellvertreter von Staatsanwalt Alegría, sagt bezüglich dieser Vermutung nur: "Nun, durch die Mordversuche konnte sich Marroquín kugelsichere Fahrzeuge besorgen. Ausgeschlossen ist es also nicht." Und Marroquín selbst kann über die Behauptung, die Anschläge inszeniert zu haben, nur lachen.

"Als ich aus dem Militärgefängnis rauskam, sagte Marroquín, dass ich eine gefährliche Frau sei und dass er sein Security-Team verdoppeln müsse. Er zog den Namen meiner Familie in den Schmutz, dabei ist er selbst [in diese schlimmen Dinge] involviert", sagt Marixa. Dabei umklammert sie einige Mappen voll mit Papieren und Dokumenten, die sie gerade für ihren Anwalt vorbereite. "Ich versuche immer noch, meine Freiheit zurückzugewinnen", sagt sie. "Ich will meinen Fall neu aufrollen."

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Julie Lopez und der International Women's Media Foundation entstanden.

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