Politik

USA: Wie Nazis den Sturm auf das Kapitol als Auftakt zum Bürgerkrieg feiern

Amerikanische Rassisten und Verschwörungsgläubige sehen jetzt die Chance für den "Rassenkrieg" gekommen.
Rechte Randalierer stürmten am 6. Januar 2021 das US-Kapitol, Neonazis im Internet sehen darin eine Chance für den Beginn ihres Rassenkriegs.
Beamten der U.S. Captiol Police Force richten ihre Waffen auf eine Tür des Sitzungssaals, die während einer Kongress-Sitzung von Randalierern beschädigt wurde | Foto: Drew Angerer/Getty Images

Während ein randalierender Mob das Kapitol in Washington stürmte, feierten Neonazis im Internet die Aktion als Anfang vom Ende der Vereinigten Staaten. Sie sehen in dem Ereignis den Beginn eines "Zweiten Bürgerkriegs".

"Das ist ein Moment, auf den man schon sehr lange gewartet hat, sehr lange …" heißt es in einem Post, der rund 600-mal über Telegram verbreitet wurde. Ähnlich wie in Deutschland ist der verschlüsselte Messenger auch in den USA bei Neonazis und Verschwörungstheoretikern beliebt. "Heute ist besser als Weihnachten", hieß es in einem anderen Post.

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Viele der Menschen, die die Situation online anstacheln, sind davon überzeugt, dass Terrorakte zum Zusammenbruch westlicher Regierungen führen können. Sie sehen in den Ausschreitungen der Trump-Fans den Augenblick gekommen, an dem Gewalt auch von gemäßigteren Konservativen geduldet wird.

Diese unverhohlene Lust an Gewalt und Chaos war am Mittwoch in mehreren öffentlichen Telegram-Kanälen zu beobachten.

Ein Mann in Tarnanzug auf dem Kapitol in Washington

Rechte Randalierer auf dem Kapitol in Washington D.C. | Foto: Samuel Corum/Getty Images

"Immer darauf konzentrieren, den Extremismus zu fördern", rät ein bekannter Account, der während der Pandemie damit aufgefallen war, ultrarechte Nachrichten zu verbreiten. "Das ist, was der Liberalismus am härtesten bekämpft, weil es das einzige ist, was ihn besiegen kann … Gebt Gas!"

Die terroristisch ausgerichtete Fraktion der US-Neonazis, zu der Gruppen wie Base und Atomwaffen Division gehören, hat lange auf eine solche Gelegenheit gewartet, mit der sie ihre Pläne für einen Rassenkrieg verbinden können. Zuvor hatten sie bereits Ereignisse wie die Stürmung des Michigan State Capitol im Frühjahr als potenziellen Zündfunken bezeichnet. Die Aktion in Michigan war jedoch klein im Vergleich zu den dramatischen Szenen mit Horden von rechten Randalierenden, die am Mittwoch die Polizei auf den Stufen des Kapitols überrannten.

"Patrioten, tut, was ihr in Michigan getan habt, und bringt eure Waffen", riet ein Account. "Ihr habt die Entschlossenheit, benutzt jetzt euer Recht des zweiten Zusatzartikels … für solche Sachen ist er gemacht."

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Ein Account mit Tausenden Followern lieferte eine nüchterne und unheimliche Analyse der Demonstrierenden in der US-Hauptstadt.

"Merkt euch, die müssen nicht Hitler oder unsere Heiligen verehren", heißt es in einem Post, der über 4.000-mal gesehen wurde. "Sie müssen sich nur durch und durch und radikal gegen das System wenden und direktes Handeln gegen das System des Teufels unterstützen."


VICE-Video: Bis an die Zähne bewaffnet und zu allem entschlossen – Die Georgia III% Security Force


Terrorismus-Experte Joshau Fisher-Birch vom Counter Extremism Project sagte gegenüber VICE: "Auf Telegram hoffen Neonazis und rassistische Propagandisten, die an die Überlegenheit der Weißen glauben, dass die Aufruhre eskalieren und zu mehr Gewalt in Washington D.C. führen." 

"Das Chaos begünstigt das Narrativ der Akzelerationisten, dass Gewalt erreichen kann, was die Wahlpolitik nicht schafft", so Fisher-Birch weiter. "Es ist extrem wahrscheinlich, dass Propagandisten in den folgenden Tagen und Monaten versuchen werden, aus der Unordnung Kapital zu schlagen und zu Terrorakten aufrufen, um die Situation weiter anzuheizen."

Andere Accounts posten Memes und Gifs, die die Gewalt abfeiern. Viele verwenden Bilder von der verletzten Frau, bei der es sich wahrscheinlich um die inzwischen Verstorbene handelt, als Propaganda.

Sie alle sind sich einig, dass dies ein historischer Moment ist, der ihrer Sache dient.

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