Illustration mit dem Porträt einer Frau in der Mitte umgeben von kleineren Bildern mit Kokain und Geldbündeln, Digna Valle gehört zur Familie Valle, die in Honduras für das Sinaloa-Kartell tonnenweise Kokain schmuggelte
Illustration: Michelle Urra für VICE WORLD NEWS
Drogen

Digna Valle: Auf den Spuren von Honduras' skrupelloser Drogen-Patronin

Sie war die erste aus dem Valle-Klan, die verhaftet wurde. Ihr Heimatdorf in Honduras gilt bis heute als Drehscheibe des Kokainhandels. Wir waren dort.

Versteckt in den grünen Bergen im Nordwesten von Honduras befindet sich am Ende einer roten Lehmstraße das kleine Dorf El Espíritu. Es ist die Heimat von Digna Asusena Valle-Valle, Honduras' bekanntester Drogenpatronin. Anfang der 1990er Jahre hatte sie damit begonnen, El Espíritu mit ihrem Familienclan wie ein aggressives Unternehmen zu führen. 

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2014 wurde Digna Valle – oder Doña Digna, wie sie auch genannt wird – bei einer Reise nach Miami wegen bandenmäßigen Kokainhandels verhaftet. Zu einem Prozess kam es aber nie: Digna hatte sich schon vorher in allen Anklagepunkten schuldig bekannt. Bereits 2018 war sie nach fünf Jahren Haft wieder frei. Anscheinend hatte Digna den Ermittlern wertvolle Informationen über die Rolle von Honduras im internationalen Drogenhandel geliefert.

Als ich El Espíritu im März dieses Jahres besuche, sind die alten Bosse nicht mehr da. Dignas Generation wurde verhaftet und in die USA ausgeliefert. Es ist das Ende von rund zwei Jahrzehnten Gewalt- und Unterdrückungsherrschaft. Das spiegelt sich auch im Dorf wieder: Unweit des Eingangs steht ein gigantisch-pompöses Anwesen, vor dem ein Soldat in einem tiefen Sessel sitzt. Das Gebäude wurde offensichtlich geplündert und von seiner luxuriösen Einrichtung befreit. 


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Digna Valle lebt seit ihrer Freilassung im US-amerikanischen Houston. Mehrere Interviewanfragen, die ich ihr gestellt habe, hat sie über ihren Anwalt abgelehnt. Ein Besuch in ihrem Heimatort scheint mir die einzige Möglichkeit, an sie heranzukommen, ohne direkt mit ihr zu sprechen. Aber dann kommt es doch ganz anders.

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Bei meiner Reise begleitet mich Darwin Andino Ramírez, der Bischof des Departamentos Copán, zu dem auch El Espíritu gehört. Wir fahren mit seinem Pickup-Truck in das Dorf. Bis heute dürfen Außenstehende den Ort nur mit der Erlaubnis von einer Handvoll der rund 3.000 Einwohnerinnen und Einwohner besuchen. Obendrein müssen sie von vertrauenswürdigen Einheimischen begleitet werden. Wir halten vor einem bescheidenen Betonbungalow mit blauem Anstrich. Als unsere Kontaktperson Norma eintrifft, führt sie uns einen steilen Hügel hoch zum Haus ihrer Tante. Direkt daneben steht Dignas bescheidenes Haus.

Ein verlassenes Anwesen an einer Lehmstraße, das auf Säulen gebaut ist

Das Anwesen, das Digna Valle in El Espíritu bauen ließ. Nach ihrer Festnahme 2014 wurden die Bauarbeiten eingestellt | Foto: Deborah Bonello / VICE WORLD NEWS

Als wir bei Normas Tante eintreten, kommt eine Frau aus dem hinteren Teil des Hauses auf uns zu, in ihrer ausgestreckten Hand hält sie ein Handy. "Möchtest du mit Doña Digna sprechen?", fragt sie. Auf dem Bildschirm sehe ich eine Frau, sie schaut mich direkt an. Es ist Digna Asusena Valle-Valle. 

Ich erstarre. In meinen wildesten Träumen hätte ich nicht erwartet, hier in El Espíritu mit Digna von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. In meinem Kopf rasen die Gedanken. Ich hatte mich Norma und ihrer Mutter als Schriftstellerin vorgestellt, nicht als Journalistin. Würde Digna merken, dass ich die Person bin, deren Interviewanfragen sie schon zweimal abgelehnt hat? Würde sie sauer sein? Hätte sie noch immer die Möglichkeit, bewaffnete Männer auf mich zu hetzen? Mir dämmert langsam, dass die Frauen, von denen ich hier im Haus umgeben bin, nicht nur ihre Nachbarinnen, sondern auch ihre Freundinnen sind.

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"Alle sind da", sagt Digna, während das Handy rumgereicht wird, damit sie alle Anwesenden sehen kann. 

"Ja, sie fragen nach dir, Doña Digna", sagt die Frau mit dem Handy in der Hand.

Ich zucke zusammen. Wir werden auf dem Präsentierteller serviert. 

Digna sieht müde und erschöpft aus. Nicht mehr viel erinnert an die unfassbar energiegeladene Person, als die die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner sie beschrieben haben. "Wie geht es dir?", fragt Bischof Darwin. "Gut, Gott sei Dank", antwortet Digna. Corona habe ihre Immigrationsanhörung verschoben und ihre Haftzeit verlängert.

Ich frage Digna, ob sie froh sei, wieder frei zu sein.

"Ja, aber ich gehe nicht gerne nach draußen. Die Leute sagen mir hier ständig, dass ich es offenbar bevorzuge, drinnen eingesperrt zu sein", sagt sie lachend – und wir lachen nervös mit. Nach ihrer Entlassung 2018 saß Digna noch ein paar weitere Jahre in Immigrationshaft. Das müssen Menschen in den USA, solange ihr Aufenthaltsstatus ungeklärt ist. Dort wartete sie darauf, ob sie nach Honduras abgeschoben werden würde. In Anbetracht ihrer ungewöhnlich kurzen Haftstrafe wäre eine Abschiebung nach Honduras einem Todesurteil gleichgekommen. Schließlich durfte Digna bleiben, aber sobald sie einmal die USA verlässt, kann sie nie wieder dorthin zurück. 

Im Gespräch wirkt Digna aber überhaupt nicht wie eine Schwerverbrecherin. Wir smalltalken über unsere Reise zum Dorf und die Kirche, deren Bau sie finanziert hat. Sie sei ihr ganzer Stolz. Am Ende sagt Digna, sie hoffe, mich mal in El Espíritu zu sehen.

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Ich halte die Luft an. Sie kehrt nach El Espíritu zurück? 

"Ich weiß es noch nicht", sagt Digna. "Aber ich denke schon."

"Hast du keine Angst, nach Honduras zurückzukehren?"

"Nein", sagt sie.

Digna: Clan-Mitglied und Wohltäterin

Bald darauf bricht die Verbindung ab, und Digna ist weg. Aber Norma und die anderen Frauen im Haus sprechen weiter über sie. Sie sei das "gute Gesicht" der Familie, im Dorf habe man sie respektiert. 

Auch wenn Digna momentan in fast 3.000 Kilometern Entfernung lebt, spürt man ihre Präsenz weiterhin in El Espíritu. Vor allem in Form der riesigen katholischen Kirche, die sie finanziert hat. Die Größe des Gotteshauses übertrifft die Bedürfnisse der winzigen Gemeinde bei Weitem. Vor dem Gebäude sind weiße Bänke in einem Kreis aufgestellt. Auf der ersten steht in Großbuchstaben "Digna Asusena Valle y Familia" – Digna Asusena Valle und Familie. Auf den anderen Bänken stehen die Namen von weiteren Mitgliedern der Valle-Familie.

Eine weiße verzierte Plakette mit der Aufschrift "Digna Asusena Valle Y Familia"

Dignas Name auf einer Bank vor der Dorfkirche | Foto: Deborah Bonello / VICE WORLD NEWS

"Sie ist eine großartige Frau und eine Kämpferin. Sie hat uns viel geholfen, auch beim Bau der Kirche", sagt Norma. Eine andere Einheimische beschreibt Digna, die älteste von 13 Geschwistern, als "die Mutter von ihnen allen". Aber Digna war noch viel mehr als das – und ganz bestimmt nicht immer gutherzig.

"Einmal war ich in der Küche, als sich ein paar Leute bei Digna darüber beschwerten, dass ihre Brüder junge Mädchen zu sich nach Hause genommen hätten. Digna entgegnete ihnen, dass die Mädchen ihre Brüder halt nicht so hätten provozieren sollen", erinnert sich eine ehemalige Einwohnerin von El Espíritu im Laufe meiner Reise. Eine andere erzählt mir, dass Digna zwei Lastwagen voll mit bewaffneten Männern zu ihrem Haus geschickt hätte, um sie und ihre Familie zu töten, weil sie die Valles hintergangen hatten. VICE konnte diese Anschuldigung nicht unabhängig verifizieren.

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Wie ihre männlichen Drogenbosskollegen musste Digna, wenn sie tötete, das nicht selbst tun. Ihr seien Menschen zur Verfügung gestanden, die das für sie erledigten. Das sagen jedenfalls mehrere Quellen. 

Während ich mich mit Norma vor Dignas Haus unterhalte, fällt mir auf, dass das Gebäude im Gegensatz zu denen ihrer Brüder nicht geplündert und von Soldaten bewacht ist. Durch die Fenster sieht es aus, als sei die Einrichtung immer noch so, wie Digna sie sie vor ihrer Reise nach Miami zurückgelassen hat. 

Digna war das erste Mitglied des Valle-Clans, das verhaftet wurde. Im August 2014 kamen die honduranischen Behörden und beschlagnahmten die Grundstücke ihrer Brüder und anderer Familienmitglieder in El Espíritu und Umgebung. Ich frage mich, ob Digna sich mit ihrer Kooperation den ein oder anderen Gefallen bei den US-Behörden herausgehandelt hat – und ob diese Gefallen an die Behörden in Honduras weitergegeben wurden, die dann ihr Zuhause in Ruhe ließen.

Illustration einer blond-braunhaarigen Frau

Illustration: Michelle Urra für VICE WORLD NEWS

Eine der gefährlichsten Grenzen der Welt

El Espíritu befindet sich nur wenige Kilometer von der Grenze zu Guatemala entfernt. Wie die meisten Landesgrenzen in Lateinamerika ist sie extrem durchlässig und in weiten Teilen ein rechtsfreier Raum. Es gibt etwa 15 offizielle Grenzübergänge und über hundert geheime, von denen zahlreiche mit Lastwagen befahren werden können.

Diese Region Mittelamerikas hat eine der höchsten Mordraten der Welt. Honduras gehört zu den Ländern, die das Pech haben, zwischen den Staaten, in denen das meiste Kokain produziert wird, und dem größten Drogenmarkt der Welt, den USA, zu liegen. Im Korruptionswahrnehmungsindex befindet sich Honduras auf Platz 157 von 179.

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In den Landesteilen, in denen die Regierung kaum präsent ist, übernehmen andere Akteure die Rolle des Staates. Sie geben den Menschen Arbeit, vergeben Kredite und bauen Kirchen. In El Espíritu übernahmen die Valles diese Rolle. Sie gaben den Dorfbewohnerinnen und -bewohnern ein Gefühl von Sicherheit – und vor allem Jobs. In verschiedenen Bereichen wie der Viehzucht oder dem Mais-, Bohnen- und Kaffeeanbau schufen die Valles für rund 200 Familien Arbeit.

Anfangs verdienten die Mitglieder der Familie Valle ihr Geld als Viehdiebe und Schmuggler. Ende der 90er begannen sie dann, von Zigaretten und Rindern auf Kokain umzuschwenken. Nach dem Coup gegen die Regierung von Präsident Manuel Zelaya 2009 wurde aus den bis dahin vereinzelten Drogenlieferungen eine wahre Flut. Im politischen Tumult konnte das organisierte Verbrechen seinen Aktivitäten noch ungestörter nachgehen. Das Drogengeschäft der Familie wurde zur profitabelsten Industrie des Dorfes und stellte die anderen Projekte der Familie schließlich in den Schatten. Irgendwann waren die anderen Geschäftszweige nur noch dazu da, um die Einnahmen aus dem Drogenhandel zu waschen.

Die Valles wurden zu einem wichtigen Akteur beim Kokaintransport von den Produktionsländern in die USA und arbeiteten eng mit mexikanischen Kartellen zusammen – insbesondere mit dem Sinaloa-Kartell. Die US-Regierung schätzt, dass die Valles ab 2009 monatlich mehrere Tonnen Koks über die Grenze nach Guatemala bis in die USA schafften. Im US-Bundesstaat Virginia hatten sie eine Art Niederlassung, von der aus der Vertrieb in die restlichen Landesteile organisiert wurde. Pro Lieferung verdienten sie bis zu 800.000 US-Dollar.

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Bei unserer Fahrt nach El Espíritu hat Bischof Darwin auf ein Feld gezeigt, auf dem ein Wassertank gefüllt mit elf Millionen US-Dollar ausgegraben worden war. Auf ihrem Höhepunkt hätten die Valles mehr verdient, als sie ausgeben konnten, so Darwin. 

Mit dem zunehmendem Reichtum der Familie Valle verschwammen auch die Grenzen zwischen den rechtmäßigen und den kriminellen Autoritäten in Copán. Der Familienclan erließ Gesetze, wie er wollte, und korrumpierte oder vereinnahmte Regierungsvertreter. Die Valles waren in der Region berühmt wie gefürchtet: Dignas Brüder seien dafür bekannt gewesen, junge Bauernmädchen zu entführen und zu vergewaltigen. Das sagen ein ehemaliger Dorfbewohner und alte Zeitungsberichte. Nachdem die Entführer die jungen, häufig minderjährigen Frauen unter den Valle-Männern und deren Leibwächtern durchgereicht hatten, sollen sie sie Tage später zurück zu ihren Familien gebracht haben. Aus Angst habe sich niemand gewehrt.

Die Polizei wurde zum bewaffneten Flügel der Familie. Im Gegenzug bekamen die Beamten Gehaltserhöhungen und andere Annehmlichkeiten. 

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"Es ist so", sagte ein Polizist aus der Region zu einem Recherche-Team, "wenn du eine Batterie für deinen Streifenwagen brauchst, kannst du das Hauptquartier fragen und sechs Monate warten – wenn du sie überhaupt bekommst. Oder die Señores [die Valles] lassen dir einfach von jemandem eine neue Batterie geben, neue Bremsen einbauen und den Tank vollmachen, solange du sie nicht störst. Wir parken da, wo sie es uns sagen. Wir schauen in die Richtung, die sie uns sagen. Niemand hat Probleme."

Ein verwittertes Feld mit einem dünnen Baum in der Mitte, im Hintergrund bewaldete Berge

Die Gegend um El Espíritu | Foto: Deborah Bonello / VICE World News

Das Ende des Valle-Clans 

Die Tatsache, dass Digna nach ihrer Verhaftung 2014 nur die Hälfte ihrer verhältnismäßig milden Strafe absitzen musste, lässt vermuten, dass sie den US-Strafverfolgungsbehörden wertvolle Informationen über ihre Brüder und ihren Sohn, aber auch über zahlreiche andere Akteure in Honduras geliefert hat. Zu ihrem ehemaligen Netzwerk gehörte auch Joaquín "El Chapo" Guzmán, der damalige Boss des Sinaloa-Kartells.

Laut den Einheimischen war El Chapo eine Art Stammgast in der Region Copán. In El Espíritu genoss er die Gastfreundschaft der Valles. Für eine Feier mit dem Kartellboss soll die Familie sogar extra die Ranchero-Musikgruppe Los Tigres del Norte eingeflogen haben – Superstars in Mexiko. Die Band hat auf Anfragen von VICE dazu nicht geantwortet.

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Wenn Besuch von Guzmán bevorstand, wurden die Sicherheitsvorkehrungen im Dorf erhöht und der Bewegungsradius der Einwohner stark eingeschränkt. Ein Bewohner berichtet, dass dann brandneue Geländewagen die Hauptstraße zu den Valle-Häusern entlanggefahren seien. "Da wussten wir, dass die wahren Bosse gekommen waren. Wir zitterten am ganzen Körper."

Aber Guzmán sei vor allem geschäftlich in Copán unterwegs gewesen, wie unter anderem Amilcar Ardón später vor einem Gericht in den USA aussagte. Demnach hatte sich El Chapo 2013 mit Ardón, dem damaligen Bürgermeister von El Paraíso getroffen. Der Ort liegt nur wenige Stunden Fahrt von El Espíritu entfernt. An dem Treffen soll auch Tony Hernández teilgenommen haben, der Bruder von Juan Orlando Hernández alias JOH. JOH war damals Vorsitzender des Kongresses und wurde 2014 Präsident von Honduras. Zu dem Treffen soll El Chapo tütenweise Bargeld mitgebracht haben.

Das Geld sei eine Spende für die Präsidentschaftskampagne von JOH gewesen. Im Gegenzug sollte seine Regierung dem Drogenhandel, den die Valles im Auftrag von El Chapo erledigten, nicht im Weg stehen. Die Abmachung hielt jedoch nicht lange. Nach Dignas Verhaftung 2014 in Miami waren die Valles außer sich. In ihren Augen hatte JOH ihre Abmachung gebrochen, und sie wollten Rache. Sie setzten Profikiller auf den Präsidenten an.

Die US-Strafverfolgungsbehörden, die eng mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Honduras zusammenarbeiteten, erfuhren allerdings von den Mordplänen: Die Killer wurden festgenommen, bevor sie ihre Tat ausführen konnten. Dignas Brüder Luis und Arnulfo wurden verhaftet und in die USA ausgeliefert. Momentan sitzen sie Freiheitsstrafen von jeweils 23 Jahren ab. Tony Hernández wurde 2018 wegen Drogenhandels in den USA festgenommen. Sein Bruder JOH bestreitet bis heute jegliche Verwicklung in den Drogenhandel, vor US-Gerichten türmen sich derweil die Aussagen gegen ihn. Nach acht Jahren Präsidentschaft muss JOH sein Amt im Januar 2022 an die linke Oppositionskandidatin abgeben.

Am Ende blieben nur die Frauen in El Espíritu  

Ein paar Tage nach unserem Besuch in Dignas Haus fahren wir an die Grenze nach Guatemala. Auf dem Weg dorthin verfolgen wir die Entwicklungen in einem anderen wichtigen Drogenprozess in New York gegen Geovanny Fuentes Ramirez. Mal wieder wird El Espíritu als wichtige Drehscheibe des Drogenhandels bezeichnet. Und mal wieder gibt es belastende Aussagen gegen JOH. Selbst Jahre nach der Zerschlagung des Valle-Clans scheint das kleine Dorf, das nur die wenigsten Außenstehenden je besuchen werden, ein zentraler Knotenpunkt des lateinamerikanischen Kokainhandels zu sein. Von allen Beteiligten – den Valle-Brüdern, El Chapo, Tony Hernández und Amilcar Ardón – scheint nur Digna glimpflich davongekommen zu sein.

Ein ehemaliger Angestellter der Valles sagte einmal, er habe trotz ihrer Erbarmungslosigkeit und Mordbefehle einen positiven Eindruck von Digna gehabt, einfach weil sie eine Frau sei: "Ich wurde mit dem Gedanken erzogen, dass alle Frauen gut sind." 

Kurz nachdem mein Videoanruf mit Digna unterbrochen wurde, fiel mir etwas auf: Als ich mich im Raum umsah, merkte ich, dass gar keine Männer im Haus waren. Nur die Frauen waren noch in El Espíritu. 

Xiomara Orellana hat an diesem Artikel mitgearbeitet.

Dieser Artikel ist mithilfe der International Women’s Media Foundation entstanden.

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