bunte Ecstasypillen vor buntem Hintergrund, einige von ihnen enthalten gefährliche Konzentrationen MDMA
Pillen: saferparty.ch | Hintergrund: Henrik Donnestad/Unsplash | Collage: VICE
Drogen

Ecstasy: Das sind die Pillenwarnungen der letzten drei Monate

20 Pillen sind von August bis Ende Oktober negativ aufgefallen. Zwei von ihnen sind extrem hoch dosiert, vier enthalten kein MDMA und eine eine völlig unbekannte Substanz.

Es ist wieder so weit: Wir sind wieder in der Jahreszeit angekommen, in der man ungefragte Hot-Takes über Halloween (Quatsch-Feiertag aus den USA oder schöne Gelegenheit, als Zombie den Wocheneinkauf zu erledigen?) aufgedrückt bekommt. Aber nicht nur das. Genauso bunt und einfallsreich wie manche Kostüme sind auch die Ecstasy-Pillen, die dieses Jahr auf einigen Partys auftauchen. Wenn diese dann zu Kieferzucken und Augenrollen führen, hat das allerdings nichts mehr mit Horrorfantasien zu tun, sondern mit einem echten Problem: Eine hohe Dosierung von MDMA, dem Wirkstoff von Ecstasy, kann nicht nur zu diesen Nebeneffekten führen, sondern auch lebensgefährlich werden. Das gleiche gilt für verunreinigte Pillen oder jene, die etwas anderes als MDMA enthalten. 

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Deshalb testen Drug-Checking-Institute in ganz Europa regelmäßig Ecstasy-Pillen. Vor allem in der Schweiz und in Österreich wird umfassende Präventionsarbeit geleistet. In Deutschland ist Drug-Checking noch weitgehend illegal. Das soll sich laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung aber ändern. Wir haben die Ergebnisse der letzten drei Monate zusammengefasst. Analysiert wurden die Pillen vom Drogeninformationszentrum der Stadt Zürich (DIZ), der Drogeninfo Bern Plus (DIB) und der Drogeninfo in Basel-Stadt (DIBS) sowie "Checkit!" von der Suchthilfe in Wien und dem Z6 Innsbruck.

Jede hier aufgeführte Pille ist entweder hoch oder extrem hoch dosiert, oder sie enthält gar kein oder nicht nur MDMA. Wenn eine Pille nicht gelistet ist, heißt das nicht, dass sie rein und niedrig dosiert ist. Dieser Artikel enthält zudem eine Reihe sogenannter Safer-Use-Regeln, um unnötige Risiken und mögliche Schäden durch Ecstasy-Konsum zu reduzieren. Wir erklären dort auch, warum wir überhaupt Pillenwarnungen veröffentlichen.

Die Seite pillen.sauberdrauf.com der bayerischen Drogenberatungsstelle mindzone und das Drug-Checking-Tool von saferparty.ch listen viele weitere und ältere Pillentests.


Auch von VICE: Europas Meth-Epidemie


Diese in den letzten drei Monaten getesteten Pillen sind potentiell besonders gefährlich:

Hellgrau-Beige Berghain

Eine graue quadratische Pille mit dem Logo des Berghain vor grauem Hintergrund

Pille: Z6 | Hintergrund: Henrik Donnestad/Unsplash | Collage: VICE

Das Berghain in Berlin ist einer der bekanntesten Techno-Clubs der Welt. Daher ist es kein Wunder, dass Ecstasy-Produzenten die Droge, die viele Konsumierende zum Tanzen nehmen, mit einer kleinen Hommage an den Club versehen. Trotz des alt-bekannten Logos sollte man bei der Einnahme dieser Pille besonders vorsichtig sein – sie wurde in Innsbruck auf 154 Milligramm MDMA getestet. 

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Olivgrüne Pop Smoke

Eine olivgrüne Pille mit einem Stern und Kreis aufgepresst, vor grauem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Augustine Wong/Unsplash | Collage: VICE

Auch die Form dieser Pille spielt auf ihre Funktion als Rauschmittel für lange Tanznächte an. "Welcome to the Party" war Pop Smokes Durchbruch, aber "this lil party will hurt SOMEBODY", denn diese Pille ist mit 242,6 Milligramm MDMA extrem hoch dosiert. Getestet wurde sie Anfang Oktober in Zürich.

Graue Jigsaw

Eine graue Pille in Form einer grinsenden Maske vor grauem Hintergund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Rumana S/Unsplash | Collage: VICE

Das süffisante Grinsen im Gesicht der bekannten Puppe aus den SAW-Filmen sollte misstrauisch machen. Tatsächlich fand man beim Testen in Zürich kein MDMA, sondern 17,3 Milligramm 2C-B. Es kann halluzinogen wirken und sollte nicht im schlecht berechenbaren Setting einer Party eingenommen werden. Zudem kann es passieren, dass Konsumierende sich schnell überdosieren: Da nicht die gewünschte MDMA-Wirkung eintritt, kann das dazu verleiten, noch mehr davon zu konsumieren.

Pinke NASA 

Eine pinke Pille in Raketenform mit NASA und 2cb Schriftzug

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Rumana S/Unsplash | Collage: VICE

Ein bisschen ironisch wirkt das Thema dieser Pille als NASA-Rakete, da man bei der falschen Dosierung eher abstürzt als abhebt. Die Hersteller dieser Pille waren zwar ehrlich und haben auf der Rückseite angegeben, dass es sich um 2C-B handelt, doch gerne wird der Wirkstoff im Klub einfach als Ecstasy verkauft. Vorsicht also! Bei der Testung in Zürich enthielt eine Pille 14,2 Milligramm Wirkstoff. In einer weiteren, die auch in Zürich abgegeben wurde, waren es 11,5 Milligramm

Blaue Red Bull (Red Buli) 

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Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Henrik Donnestad/Unsplash | Collage: VICE

Diese Pille enthält mit 67,7 Milligramm MDMA zwar keine hohe Dosis, das Zürcher Labor hat allerdings eine unbestimmbare Menge synthetischer Verunreinigungen gefunden. Da man mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass es sich dabei nicht um Taurin (das belebende Zeug in Red Bull) handelt, wird vom Konsum abgeraten. 

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Hellgrüne Heineken (Flasche)

pillenwarnungen-heineken-flasche-scott-webb-unsplash.jpg

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Scott Webb/Unsplash | Collage: VICE

Ecstasy und Heineken sind Exportschlager der Niederlande. Da beides nicht besonders gut schmeckt, aber weltweit bekannt ist, war es ein marketingtechnischer Leckerbissen beides zu kombinieren. Mit 120,6 Milligramm MDMA ist die Pille anders als das Bier allerdings hoch dosiert. Abgegeben wurde sie in Zürich. 

Hellgrüne Heineken (Logo)

Grüne Pille mit Heineken-Schriftzug vor grünem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Pawel Czerwinski/Unsplash | Collage: VICE

Die gleiche Kombination hat man auch für diese Pille gewählt. Sie wirkt jedoch bei einer Dosierung von 181,7 Milligramm MDMA potenziell noch verheerender. Gefunden wurde die Pille ebenfalls in Zürich. 

Bronzene oder pinke Punisher

Eine rostbraune Pille mit Totenkopflogo vor rostbraunem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Rumana S/Unsplash | Collage: VICE

Als sich die von US-Polizisten angeführte "Blue Lives Matter"-Bewegung das Wappen des Marvel Antihelden Punisher aneignete, änderte Marvel das Logo seiner Comicfigur. Genauso unpassend ist es, dass Kriminelle ihr Logo nun auf Ecstasy-Pillen pressen. Egal, wie sehr man diese Ironie schätzt, beim Konsum sollte man aufpassen, denn in Zürich testete man die Pille auf 127,1 Milligramm MDMA. Bei der Teststelle in Bern wurde sogar eine pinke Pille mit 140,7 Milligramm abgegeben.

Gelbe No Name

Eine achtkantige gelbliche Pille vor dreckig-gelben Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Augustine Wong/Unsplash | Collage: VICE

Wäre sie weiß, wäre diese Pille leicht zu verwechseln mit einem Schmerzmittel, das sich manche gerne gegen den Kater reinziehen. Das könnte gefährlich schief gehen. Daher muss man den Herstellerinnen dieser Pille wohl irgendwie dankbar sein, dass sie die Tablette wenigstens gelb eingefärbt haben, denn auf einer hohen Dosis von 158,3 Milligramm MDMA lässt es sich nicht besonders gut im Jogginganzug Serien schauen und Pizza futtern. Da hilft auch kein Elotrans mehr. Gefunden wurde die Pille in Zürich.

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Blaue Punisher

Eine dreieckige blaue Pille mit Totenkopflogo

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Augustine Wong/Unsplash | Collage: VICE

Ob als Diss gegen die Polizeibewegung "Blue Lives Matter" in den USA oder als Hommage an den Kriminellen-Jäger The Punisher von Marvel – dieses Logo ist besonders beliebt bei Pillenherstellern. Vor allem für hoch dosierte Pillen: Mit 181,2 Milligramm MDMA bestrafen sich Konsumenten allerdings selbst – und zwar mit Herzrasen, Überhitzung, Kieferkrämpfen oder Schlimmerem. Außer in Zürich wurde die Pille auch noch einmal mit 196 Milligramm in Innsbruck abgegeben.

Grüner Samichlaus / Grüner Nikolaus

Grüne Pille in Form eines Weihnachtsmannes vor grünem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Nick Iliasov/Unsplash | Collage: VICE

Ein bisschen zu unschuldig schaut uns dieser Samichlaus (hochdeutsch: Nikolaus) an. Mit 139,9 Milligramm MDMA hat er einiges im Gepäck. Abgegeben wurde er in Zürich, daher auch der Name, denn Samichlaus stammt aus dem Schwizerdütsch.

Gelbe Angry Bird

Eine giftgrüne-gelbe Pille in Form eines Vogelkopfes vor giftgrün-gelbem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Scott Webb/Unsplash | Collage: VICE

Man könnte den Herstellern dieser Pille eine Schwäche für Metaphern vorwerfen. Bei dem Spiel Angry Birds schießen Vögel schnell nach vorn und stürzen dann meistens steil ab. So könnte ein Partyabend enden, wenn man diese mit 154,6 Milligramm MDMA hoch dosierten Pille auf einmal nimmt. Getestet wurde die Pille in Zürich.

Gelbe Batman

Gelbe Pille in Form des Batman-Logos vor gelbem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Henrik Donnestad/Unsplash | Collage: VICE

Diese Pille verwandelt dich ziemlich sicher nicht in einen Superhelden. Sie enthält 13,7 Milligramm 2C-B und wurde in Bern getestet.

Blaue Wickr/Signal

eine hellblaue, marmorierte quadratische Pille vor hellblauem Hintergrund, Signal, Wickr

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Scott Webb/Unsplash | Collage: VICE

Voll auf Sendung ist man beim Konsum dieser Pille mit der Pressung der Logos der Messengerdienste Wickr und Signal. Da sie eine hohe Dosierung von 186,1 Milligramm MDMA enthalten, sollte man nicht die ganze Pille an einem Abend nehmen. Abgegeben wurde die Pille in Bern beim DIB.

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Braune Eule /  Panama

Braune Pille in Form eines Eulenkopfs vor braunem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Scott Webb/Unsplash | Collage: VICE

Bei dieser Pille sollte man besonders vorsichtig sein. Mit 230,7 Milligramm MDMA ist diese Pille, die in Zürich abgegeben wurde, extrem hoch dosiert. Ob man daher die Form einer Eule als Anspielung auf die geweiteten Pupillen gewählt hat, kann man nur raten.

Graue Squid Game

eine graue Pille mit der Beschriftung Squid Game vor schwarz-grauem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Henrik Donnestad/Unsplash | Collage: VICE

Was als Spiel beginnt, wird schnell ernst. Das haben die Serie Squid Game und die mit 153,7 Milligramm MDMA hoch dosierte Pille miteinander gemeinsam. Nicht nur da, aber vor allem im Umkreis von Zürich sollte man darauf achten, denn dort wurde die Pille getestet. 

Grüne Tekashi69

Grüne Pille in Form eines grinsenden Kopfes, auf der Rückseite eine 69, vor grünem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Henrik Donnestad/Unsplash | Collage: VICE

Genauso kriminell wie der Rapper Tekashi69 ist die Menge an MDMA in dieser Pille. In Basel wurde sie auf 190,9 Milligramm MDMA getestet. So wie das wenig schmeichelhafte Abbild des Rappers auf der Pille sieht man bei einer so hohen Menge schnell selbst aus.  

Blaue Eule / Panama

Eine blaue Pille in Form eines Eulenkopfes vor blauem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Nick Iliasov/Unsplash | Collage: VICE

Die großen Augen dieser Eule spielen vielleicht auf die 147,7 Milligramm MDMA an, die sie enthält und die unter anderem zu geweiteten Pupillen führen können. Wozu der Konsum dieser Pille noch führen kann. ist unklar, da man im Züricher DIZ außerdem Syntheseunreinheiten in ihr gefunden hat. Vom Konsum wird daher abgeraten. 

Ziegelrote Heineken

pillenwarnungen-rot-heineken-logo-pawel-czerwinski--unsplash.jpg

Pille: Saferparty.ch | Hintergrund: Pawel Czerwinski/Unsplash | Collage: VICE

Diese Pille sollte nicht konsumiert werden! Nicht nur enthält sie anstelle von MDMA 137,5 Milligramm 4-CMC – verwandt mit dem etwas besser bekannten 4-MMC, aka Mephedron –, sondern auch eine unbestimmbare Menge einer unbekannten Substanz. 4-CMC kann laut Berichten starke Kopfschmerzen verursachen sowie in den folgenden Tagen zu Leber- und Nierenschmerzen führen. Außerdem berichten einige Konsumentinnen und Konsumenten von einem starken Drang nachzulegen. Das erhöht das Risiko für eine Abhängigkeit. Über die Wechselwirkung des Stoffes mit anderen Substanzen weiß man nichts – schon gar nicht mit der unbekannten Substanz, die ebenfalls in der Pille enthalten ist. 

Rosa Doraemon

Eine pinke Pille in Form einer Mangafigur vor pinkem Hintergrund

Pille: saferparty.ch | Hintergrund: Pawel Czerwinski/Unsplash | Collage: VICE

Wahrscheinlich ist es nicht im Sinne Fujiko Fujios, dem Schöpfer-Duo des Doraemon-Mangas, dass jemand ihre Franchise auch auf Ecstasy-Pillen ausgeweitet hat. Ob die Pillenpresser ein paar Exemplare an das Museum des verstorbenen Manga-Duos geschickt haben, bezweifeln wir. Bei der hoch dosierten Menge von 166,8 Milligram MDMA, die in Bern festgestellt wurden, wäre das auch fast ein Anschlag.

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