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Mit diesen Tricks hängst du weniger am Handy

Du legst dein Smartphone nur noch zum Schlafen aus der Hand? So schaltest du ein bisschen ab.
eine schwarze Frau sitzt am Schreibtisch vor ihrem Laptop und bedient mit den Händen ein Smartphone
Foto: VICE

Wir müssen online sein. Anders können wir kaum unsere Kontakte pflegen, uns informieren oder arbeiten. Wer schon vor der Pandemie das Gefühl hatte, zu viel am Smartphone zu hängen, dürfte das Gerät seit Mitte März kaum noch aus der Hand gegeben zu haben. 

Falls es dir schwer fällt, dich von deinen diversen Endgeräten fernzuhalten, haben wir hier ein paar Tipps für dich. Auch wenn du dein Handy nicht beliebig auf Flugmodus stellen kannst, weil Arbeit, Freunde und so weiter rufen, halten die Ratschläge dich vielleicht davon ab, dein Smartphone spontan gegen die Wand zu klatschen.

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Mach dir bewusst, warum du jetzt genau vor dem Computer sitzt oder am Handy bist

Wir wissen alle, dass uns unsere Handys und vor allem Social-Media-Apps massenhaft Zeit stehlen. Ich habe mich schon oft dabei ertappt, wie ich etwas planen wollte, was mir gut tut, und am Ende nichts gemacht habe. Der Grund: Ich konnte einfach nicht aufhören zu scrollen.

Dabei sind unsere Vorsätze oft gut: Du willst nur schnell jemandem antworten, nur kurz diesen spannenden Artikel lesen oder Fotos vom Neugeborenen deiner Freundin liken – und dann schaust du noch schnell auf Twitter vorbei. Aus Gewohnheit. Plötzlich sind zwei Stunden rum, du bist müde und willst dem Nächsten, der dir etwas zu "Cancel Culture" erklären möchte, am liebsten eine reinhauen.

Vermeide diesen Teufelskreis! Geh die Apps und Seiten durch, die du am meisten nutzt, und mach dir klar, warum du sie jeweils nutzt. Überlege dir, weshalb dir die Seite oder App Zeit stiehlt und was du tun kannst, um in Zukunft wirklich nur schnell das Foto vom Baby der Freundin zu liken.

Poste weniger auf deinen Accounts

Nicht nur der Konsum, sondern auch die Erstellung von Inhalten frisst Zeit. Du postest Stories, twitterst und schreibst Nachrichten – und erhältst darauf Reaktionen, auf die du dann wieder reagieren musst. Und schwupps: Du hängst mal wieder in deinem Feed fest.

Wie viele Posts zu viel oder genau richtig sind, ist natürlich individuell verschieden. Die Faustregel sollte sein: Poste das, was dich glücklich macht, und vermeide Lückenfüller. Falls du viel postest, frag dich ehrlich, was du dir davon versprichst und ob es nicht vielleicht andere Wege gibt, dieses Gefühl zu bekommen – Wege, die dich vielleicht sogar nachhaltig glücklicher machen. Denn wie lange hält das Hochgefühl nach einem Post an? Vielleicht eine Stunde? 

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Mach dein Handy wieder zum Telefon

So sehr ich gute Chats liebe, ich bin durch sie viel häufiger online. Oft nutze ich sogar noch andere Apps, während ich auf Antworten warte. Daher mein Vorschlag: Ruft euch wieder mehr an! 

Falls du länger nicht telefoniert hast und dich allein der Gedanke daran erschaudern lässt: ganz ruhig, mir ging es genauso. Aber ich habe festgestellt, dass es sich sehr gut anfühlen kann, eine vertraute Stimme zu hören. Telefonieren verlernt man so wenig wie Fahrradfahren. Wenn du noch mehr gute Argumente brauchst, Madeleine Aggeler hat vergangenes Jahr eine gute Anleitung für Telefonate geschrieben. Ein kleiner Tipp für die Motivierten: Wenn du sonst nicht viel anrufst, solltest du deine Freunde vielleicht vorwarnen. Sonst denken die noch, jemand sei gestorben.

Such dir kreative Wege, um in Kontakt zu bleiben

Deine Liebsten regelmäßig auf dem neuesten Stand zu halten, kann ganz schön anstrengend sein. Persönliche Informationen über Apps rauszuballern, ist allerdings auch nicht immer der beste Weg – schließlich ist nicht jede Info, die für deine Freunde bestimmt ist, auch bei Kolleginnen gut aufgehoben. Vielleicht funktioniert wöchentliches Familien-Face-Timen oder eine sonntägliche E-Mail an deine Freunde da besser.

Schalte die Benachrichtigungen aus und räume deinen Homescreen auf

Das ist mein Lieblingstrick, um weniger online zu sein. Ich kann ihn wärmstens empfehlen. Inspiriert hat mich dazu Courtney Carver, die Autorin von Soulful Simplicity: How Living with Less Can Lead to So Much More. Ihrer Empfehlung folgend habe ich meinen Homescreen aufgeräumt: Instagram und Twitter habe ich vor mir versteckt, damit ich nicht so einfach an sie rankomme.

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Ich habe die Apps mehr aus dem Muskelgedächtnis heraus geöffnet als aus Neugierde darüber, was dort abgeht. Ich habe außerdem gelernt, dass ich sie überhaupt nicht vermisse – aus den Augen, aus dem Sinn.

Überlege dir außerdem, ob du nicht generell auf Benachrichtigungen verzichten kannst. Klar, nur noch Anrufe und vielleicht Textnachrichten zu erhalten, klingt erst mal schräg. Falls du weiter wichtige E-Mails von der Arbeit erhalten möchtest, nutze dafür zum Beispiel eine andere App als für deine persönlichen Mails. Die kannst du dann nach Feierabend ruhig geschlossen lassen. Stelle so viel wie möglich auf stumm und lebe dein Leben.

Nachrichten kurz und knackig checken

Natürlich möchtest und solltest du über das Weltgeschehen informiert sein, aber Twitter macht es zum Beispiel besonders mühsam, Nachrichten zu verfolgen. Oft bist du hinterher verwirrter als vorher – und selten besser informiert.

Wenn du tief in dir drin weißt, dass dich das Nachrichtenlesen Jahre deines Lebens kosten wird, setze dir ein Limit. In der Regel reicht es, einmal am Tag die Lage zu checken – zweimal, wenn du sehr neugierig bist. Mach es kurz und knackig. Du kannst zum Beispiel einen News-Podcast oder Radio hören, während du dich für die Arbeit fertigmachst, einen Newsletter abonnieren oder direkt auf die Webseiten von großen Tageszeitungen gehen. Du wirst überrascht sein, wie einfach man sich umfassend informieren kann, ohne im Minutentakt per Pushnachricht über schlechte Tweets benachrichtigt zu werden.

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Such dir ein Hobby

Es ist schwer, nicht am Handy zu hängen, wenn du nichts anderes zu tun hast. Falls du nur aus Langeweile auf deinem Handy rumdrückst, solltest du dir dringend ein paar Beschäftigungen suchen.

Leg dir ein Hobby zu. Es muss nicht kompliziert sein oder zeitaufwendig – und es darf auch etwas anderes sein als Sauerteigbrotbacken. Nur eine kleine Liste an Empfehlungen: Lies ein Buch, schau dir eine Dokumentation über etwas an, wovon du bislang nichts verstehst, bastle etwas oder überlege dir Geschenke für deine Freunde.

Nicht jede Auszeit muss produktiv sein. Es ist auch OK, jeden Tag ein bisschen rumzuhängen. Wenn du das nicht an deine, Handy machen willst – darum geht es ja in diesem Text –, dann schau dir doch ein paar alte Folgen deiner Lieblingsserie an oder spiel ein Videospiel. Ich habe meinen alten Nintendo Switch rausgekramt und spiele Animal Crossing, wenn ich befürchte, wieder eine Stunde auf Social Media zu verlieren. Und es fühlt sich irgendwie besser an.

Du musst nicht ständig erreichbar sein

Das ist die vielleicht schwerste Lektion. Dieses ganze Gepinge und Gepiepse sorgt nämlich dafür, dass du dich gebraucht und wichtig fühlst. Deshalb fällt es dir so schwer, dich loszureißen. Vor allem, wenn gerne eine gute Freundin bist oder genau wissen willst, was in der Welt los ist. Deshalb merken: Wenn du weniger am Handy hängst, bedeutet das nicht, dass du eine schlechte Freundin oder desinteressiert bist!

Du bist kein schlechter Mensch, nur weil du ein bisschen Ruhe und Zeit für dich möchtest. Wer dich deswegen kritisiert, will gar nicht wirklich eine Freundin, sondern einfach jemanden, dem sie oder er jeden Gedanken, der einem durchs Hirn jagt, direkt mitteilen können.

Es ist sinnvoll, den Austausch mit deinen Freunden herunterzufahren. Lass dir etwas mehr Zeit mit der Antwort oder erkläre direkt, dass du dich tagsüber auf die Arbeit konzentrieren möchtest und erst abends antworten kannst. Oder steck dein Handy einfach unter ein Kissen, bis du seinen Anblick wieder erträgst.

Rachel Wilkerson Miller ist die Autorin von 'The Art of Showing Up: How to Be There for Yourself and Your People'.

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