Sex spielt in meiner Beziehung eine große Rolle. Wir sind beide bisexuell, nicht monogam und waren schon in dem ein oder anderen Sexclub. Mit Sexting, Nacktfotos oder irgendwelchen High-Tech-Toys hatten wir nie etwas am Hut. Da wir allerdings in getrennten Haushalten in Großbritannien leben, durften wir uns während des Lockdowns nicht treffen. Wir mussten also kreativ werden.Fiona und ich entschieden uns dazu, uns die technologisch fortschrittlichsten Sextoys zuzulegen, die wir finden konnten. Vielleicht würden sie uns über die körperliche Distanz hinwegtrösten? Meine Wahl fiel auf den Kiiroo Onyx+ Smart Male Masturbator – eine High-End Fleshlight, aka Taschenmuschi. Fiona wählte einen High-End-Dildo mit dem Namen OhMiBod Fuse. Sexy!
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Beide Spielzeuge verbinden sich per Bluetooth mit einer App, über die man sich dann mit anderen Usern verbinden kann. Du kannst den Masturbator im Solobetrieb einfach manuell benutzen, ihn mit bestimmten Pornos synchronisieren oder eben mit anderen Sextoys verbinden. Genau das wollen wir ausprobieren. Berührungen sollen von einem Toy ans andere weitergegeben werden – "cyberdildonisch" nennt man das. So ist es bei uns gelaufen:
SIMON
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Insgesamt kann das Gerät meiner Hand nicht wirklich das Wasser reichen – von fremden Händen ganz zu schweigen. Wenn du extrem auf Edging stehst, ist der Onyx+ vielleicht genau dein Ding. Ich kämpfe vor allem darum, meine Erektion zu halten. Dazu kommt, dass man mit dem Gerät Unmengen Gleitgel, benutzen soll. Nicht ganz so viel wie beim Fisting, aber definitiv eine gute Analsexmenge. Ich werde dann gleich mal mein Zimmer wischen. Geil.
Nächstes Problem: der Krach. Der Onyx+ ist laut und wird immer lauter, je höher du ihn einstellst. Auf Storm eingestellt klingt das Teil wie ein riesiger Bürodrucker, der 100 Kopien der Hausordnung rausballert. Heiß.Ich beschließe schließlich, den Masturbator Masturbator bleiben zu lassen und siehe da, plötzlich geht alles ganz leicht. Von meiner Hand. Unterstützt durch die optischen Reizen, die Fiona mir per Video liefert.
Tag fünf: Trotz allem entscheiden wir uns fünf Tage später, den Geräten noch eine Chance zu geben. Journalistische Sorgfaltspflicht und so. Aber wieder einmal weigern sich die Toys, sich miteinander zu verbinden. Auch mein Penis streikt. Aber das ist OK, ich schaue Fiona gerne per Video dabei zu, wie sie sich mit ihrem Spielzeug vergnügt. Gerade als ihr Körper dabei ist, sich anzuspannen, kurz vor dem Orgasmus, geht ihr Spielzeug plötzlich aus. Einfach so. Immerhin ist das ziemlich lustig.Auf Storm eingestellt klingt das Teil wie ein riesiger Bürodrucker, der 100 Kopien der Hausordnung rausballert. Heiß.
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Der Onyx+ ist den Hype nicht wirklich wert. Außerdem ist er nicht wirklich dazu geeignet, sich mal schnell einen runterzuholen. Jede Benutzung erfordert Unmengen Gleitgel und ein Handtuch, um besagtes Gleitgel wieder von dir, dem Gerät, dem Bett oder dem Boden zu entfernen. In Sachen gemeinsamer Remote-Masturbation ist der Onyx+ leider eine große Investition mit wenig Gegenleistung.
FIONA
Das macht nicht gerade Lust. Um das zu ändern, beginne ich, mein Spielzeug sexy zu streicheln, bei Simon kreischt prompt der Masturbator los. Es funktioniert! Meine Berührungen sorgen dafür, dass die Mechanik des Onyx+ simultan auf und ab pulsiert. Ich versuche es etwas stärker. Nichts. Vielleicht leichter? Nada. Die Verbindung zur App ist wieder abgebrochen. Nach ein paar missglückten Versuchen geben wir auf.
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Vielleicht sollen wir einfach individuell mit unseren Toys spielen? Der Onyx+ macht allerdings einen solchen Krach, dass wir uns kaum unterhalten können. Wir lassen das Ungetüm also ganz weg und vergnügen uns mit meinem Spielzeug, etwas Dirty Talk und altmodischer Handarbeit.Tag fünf: Zweiter Versuch. Die Toys wollen sich wieder nicht verbinden und wir, beziehungsweise ich, begnüge mich wieder mit dem Vibrator. Simon schaut zu. Der Vibrator allein ist ziemlich gut, auch wenn mir einige Modi nicht so gefallen. Einer soll sich zum Beispiel mit deinen Berührungen synchronisieren, leider funktioniert das nur sehr verzögert. Außerdem pulsiert das Teil so ruckartig, dass es sich einfach komisch anfühlt. Es ist wie Sex mit einem sehr aufgeregten Partner, der sehr schlecht im Kommunizieren ist.Aber es gibt auch Einstellungen, die mir gefallen, also entscheide ich mich für eine von ihnen. Wir schauen uns zu, tauschen ein paar nette Anzüglichkeiten aus und sind bald voll bei der Sache. Ich spüre meinen Orgasmus kommen, meine Beine beginnen zu zittern. Ich sage Simon, dass ich kurz davor bin … und das Gerät geht aus. Von wegen "Fünf Minuten Warnlicht" wie auf der Verpackung versprochen. Ich bin fassungslos. Das war's. Simon kriegt sich nicht mehr ein vor Lachen.Die beste Technik kann Intimität offensichtlich nicht ersetzen. Sextoys streicheln dir nicht den Rücken, du spürst nicht ihren Atem, sie riechen und schmecken auch nicht wie ein Mensch. Genau wie bei KI-Sexrobotern oder sündhaft teuren Sexpuppen muss man leider sagen: Die Technik ist noch nicht so weit. Noch nicht.Für uns hatten die Spielzeuge nicht den Effekt, den wir uns versprochen hatten. Sie brachten uns nicht näher zusammen. Im Gegenteil: Wir fühlten uns sexuell frustrierter und weiter voneinander entfernt als je zuvor. Wir werden die Spielzeuge nicht wieder zusammen verwenden, obwohl Fiona ein paar Solorunden mit ihrem Vibrator nicht abgeneigt ist. Aber natürlich ist Sex etwas so Persönliches, dass du mit diesen Spielzeugen vielleicht sehr glücklich wirst.Aber ein Happy End hat die Geschichte trotzdem: Kurz nach dem Experiment entschieden wir uns, zusammen zu ziehen, damit wir verantwortungsvoll miteinander kochen und vögeln können. Die Toys dürften ihren Teil zu der Entscheidung beigetragen haben.Folge Simon auf Twitter und VICE auf Facebook, Instagram und Snapchat.