Illustration mit einem Herzmonitor mit einem gebrochenen Herzen, das Broken Heart Syndrom ist eine echte Krankheit
Illustration: pacobullicio
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Ja, du kannst an einem gebrochenen Herzen sterben

Das Broken-Heart-Syndrom ist eine echte Herzerkrankung, die durch starke Emotionen ausgelöst werden kann.

"Als sie mir sagten, dass meine Frau gestorben sei, fühlte ich etwas so Schreckliches in meiner Brust, dass ich vor Schmerzen zusammenbrach", sagt Sebastián. Er ist einer von vielen Menschen, die eine Erkrankung erlebt haben, die selbst im kitschigsten, vor Pathos triefenden Filmdrama übertrieben wäre: das Broken-Heart-Syndrom.

"Das Broken-Heart-Syndrom ist eine Herzerkrankung, die durch extreme Emotionen ausgelöst wird – oftmals solche, die durch den tragischen Tod einer nahestehenden Person oder eine Trennung oder Ähnliches verursacht werden", sagt Dr. Álvaro Joé García, ein Kardiologe aus Merida in Südmexiko. "Daher auch der umgangssprachliche Name. In der Medizin ist es als Stress-Kardiomyopathie bekannt." Kardiomyopathie ist der Fachausdruck für eine Herzmuskelerkrankung.

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Das Syndrom ist temporär und zeigt sich in einem plötzlich auftretenden, starken Schmerz in der Brust und Kurzatmigkeit. Deswegen glauben Betroffene häufig, dass sie einen Herzinfarkt haben. "Das Herz bricht nicht wirklich", stellt Torre García klar, "aber es verliert vorübergehend seine Funktion, Blut zu pumpen."

Auch wenn sich das Broken-Heart-Syndrom und ein Herzinfarkt sehr ähnlich anfühlen, unterscheiden sie sich grundlegend. Ein Infarkt wird durch einen Verschluss der Arterien ausgelöst, die den Herzmuskel mit Sauerstoff und Blut versorgen. Beim Broken-Heart-Syndrom hingegen arbeitet das Herz größtenteils, wie es soll. Allerdings führt ein stark erhöhter Adrenalinspiegel im Blut – meist ausgelöst durch einen psychischen Schock – zu einer Vergrößerung der linken Herzkammer. Sie ist unter anderem dafür zuständig, sauerstoffreiches Blut in deinen Körper zu pumpen. Wenn die Herzkammer anschwillt, verliert der Pumpmuskel an Kraft, und die Durchblutung des Körpers ist gestört.

Das Broken-Heart-Syndrom tritt eher bei älteren Menschen und Menschen mit Gebärmutter auf. Aus diesem Grund vermuten einige Forschende, dass die Erkrankung mit dem Östrogenspiegel zusammenhängen könnte. Insgesamt ist diese Form der Herzmuskelerkrankung relativ selten, nur zwischen 1 und 2,2 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit Herzproblemen sind davon betroffen. Die Symptome lassen sich in der Regel innerhalb von einigen Tagen oder Wochen mithilfe von Medikamenten wieder umkehren, in seltenen Fällen führen sie aber zum Tod.

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Vor Kurzem beobachtete eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern bei Menschen mit Broken-Heart-Syndrom Veränderungen in der Hirnfunktion. In einer 2019 erschienenen Studie beschrieb das Team, dass auf Hirnscans von Betroffenen weniger Kommunikation zwischen den Gehirnarealen zu sehen war, die Emotionen und unbewusste Funktionen wie den Herzschlag kontrollieren. Die Studie war allerdings klein, und die Forschenden waren sich einig, dass weitere Forschung nötig sei, um diese Verbindungen besser zu verstehen.

"Als sie mir sagten, dass ich das sogenannte Broken-Heart-Syndrom hätte, dachte ich, die würden sich einen Scherz erlauben", sagt Sebastián. Auch er war davon überzeugt, einen Herzinfarkt erlitten zu haben. "Aber nein, anscheinend war es die Reaktion meines Körpers auf die schlimme Nachricht", sagt er.

Sebastiáns Fall ist leider ein klassisches Beispiel für das Syndrom. Der Tod eines Ehepartners oder einer -partnerin wird als häufigster Auslöser für den starken Stress angegeben, der das Herz derart beeinträchtigt. Aber Menschen können die Herzmuskelstörung auch bei sehr positiven Neuigkeiten wie einem Heiratsantrag erleben.

Genau das ist Barbara passiert. "In dem Augenblick, in dem sich Claudio niederkniete und den Verlobungsring rausholte, war es so, als würde ich in Ohnmacht fallen", sagt sie. "Nach der anfänglichen Freude fühlte ich einen sehr beängstigenden Schmerz in meiner Brust, als würde ich erdrückt werden. Also bin ich zum Arzt, und dort erfuhr ich zu meiner Überraschung, dass mir der glücklichste Moment meines Lebens das Herz gebrochen hatte." 

Heutzutage kann einen ein rasches Einschreiten im Nu wieder auf die Beine bringen – egal, wie alt man ist. "Zeit ist Leben", sagt Torres García und betont noch einmal, dass ein gebrochenes Herz dich mehr als ein paar Tränen kosten kann.

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