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Ist das Kunst?

Berliner Auktionshaus versteigert angebliche Gemälde von Adolf Hitler

Aber wer will sich schon einen echten Diktator ins Haus holen …
Diktator Hitler neben seinen Aquarellen
Collage: VICE || Gemälde: Auktionshaus Kloss || Hitler: imago | UIG || Hintergrund: pixabay 

Kunst muss man nicht immer verstehen. Das weiß jeder, der schon mal nachts um drei Uhr arte eingeschaltet und gebannt zugesehen hat, wie ein halbnackter Mann sein stählernes Penis-Imitat gegen eine Kleiderstange haut. Üblicherweise betrachtet man neugierig "das Werk" und fragt sich dann, was sich "der Künstler" dabei gedacht hat. Besonders neugierig wird man vermutlich, wenn dieser Künstler angeblich Adolf Hitler ist.

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Am heutigen Donnerstag versteigert das Berliner Auktionshaus Kloss nämlich drei Aquarellgemälde, die Hitler gemalt haben soll. Ab 13 Uhr kann man online live mitbieten. Die Werke heißen "Rheinlandschaft", "Alpenlandschaft“ und "Niederthal, Vent", sind auf 1910 und 1911 datiert, Startgebot: 4.000 Euro. Und signiert hat sie anscheinend "A. Hitler".


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Auf dem Bild "Rheinlandschaft", 25,2 cm x 35,6 cm, "drawing-watercolor", sieht man, nunja, eine Landschaft am Rhein. Hügel, Wälder, Wasser, ein paar Schiffe. Ähnlich inspirierend ist das Werk "Niederthal, Vent". Bei "Alpenlandschaft" wird es aber spannend. Es zeigt, ja verdammt, auch eine Alpenlandschaft, aber viel wichtiger: Vor den Bergen, an einem malerischen Fluss sitzt ein Mann, gelber Hut, roter Mantel, der verträumt aufs Wasser guckt.

Die Daily Mail vermutet, dass es sich dabei um ein Selbstporträt von Adolf Hitler handelt. Wenn man näher ranzoomt, erkennt man aber weder Seitenscheitel noch den typischen Schnauzbart, sondern eine verschwommene Gestalt, die verdächtig an einen alten, freundlichen Mann aus dieser Kindersendung erinnert.

Zumindest die Bild hat Zweifel. "Angebliche Hitler-Gemälde in Berlin unterm Hammer”" lautet die Schlagzeile. Und weiter: "Signiert hat sie angeblich ein gewisser 'A. Hitler' …" – was ein bisschen wie der skeptische Kunst-Nerd klingt, der sich abends zur Rembrandt-Doku gerne Bücher wie How to be an Artist reinzieht. Für die Bild-Zeitung sollte das aber doch einfach zu verifizieren sein, denn sie haben ja "DEN LETZTEN HITLER" interviewt.

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Das Auktionshaus Kloss dagegen ist überzeugt, dass es ein "echter Hitler" ist. Ein Sprecher sagte am Mittwoch gegenüber der Bild: "Es liegen Gutachten für die Echtheit der Bilder vor." Der Handschriftenexperte Frank Garo untersuchte die Gemälde und verglich sie "mit echten, verifizierten Stücken". Er sei von der Echtheit überzeugt, schreibt er in seinem Gutachten, das man auf der Auktionsseite einsehen kann.

Immer wieder tauchen Gemälde auf, die angeblich von Hitler gemalt wurden und von Experten angezweifelt werden. Experten schätzen, dass Hitler über 2.000 Bilder gemalt haben soll. Nicht bei jedem lasse sich zweifelsfrei beweisen, dass Hitler es wirklich gemalt hat. Das hält viele Käufer aber nicht davon ab, die Bilder zu ersteigern. In Nürnberg ersteigerte ein chinesischer Käufer ein Aquarell von Schloss Neuschwanstein. Für 100.000 Euro. Auch dieses wurde mit "A. Hitler" signiert. Insgesamt machte das Auktionshaus in Nürnberg 391.000 Euro mit den Hitler-Bildern.

Strafbar ist das Ganze jedenfalls nicht. Solange keine Nazi-Symbole auf den Bildern gezeigt werden, ist es nicht verboten, Kunst von Adolf Hitler zu versteigern. Die Maxime des Auktionshaus Kloss, das heute sehr wahrscheinlich gutes Geld mit Hitler machen wird, heißt übrigens: "Wir handeln ausschließlich im Interesse der Kunden". Na dann.

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