Vom Konzernmanager zum Kanzler, vom Pizzaboten zur Prinzessin: Zuletzt war Christian Kern Oppositionschef, kurz auch EU-Spitzenkandidaten der SPÖ. Knapp drei Wochen nach dieser Ankündigung gibt er bekannt, dass er als Berufspolitiker zurücktritt. Sein erstes Interview nach seinem Rücktritt gab Kern übrigens einer Schülerzeitung. Eigentlich wollte er zehn Jahre in der Politik bleiben – das kündigte er zumindest 2016 an, als er das Bundeskanzleramt von Werner Faymann übernahm.
Kern wurde der Kanzler mit der kürzesten Amtszeit. Die Pizzaboten-Geschichte hat er sich selbst zuzuschreiben – im Zuge einer Wahlkampagne lieferte er Pizza an Menschen aus. Die Betitelung “Prinzessin” verdankt er dem Medienmogul Wolfgang Fellner, der mit seiner Berichterstattung 2017 rund um “Prinzessin Kern” auf eine interne Mail anspielt, in der ein Ex-SPÖ-Mitarbeiter Kern unter anderem als “ungemein eitel” bezeichnet und sagt, Kern sei “wie eine Prinzessin”.
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Als ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner zurücktritt, übernimmt Kurz und ruft Neuwahlen aus. Parteiintern brodelt es während Kerns Zeit bei der SPÖ immer wieder, nicht zuletzt bei der Silberstein-Affäre. Tal Silberstein war Polit-Berater und führte Negativ-Kampagnen gegen Sebastian Kurz – Kern selbst will davon nichts gewusst haben.
Bekannt wurde Christian Kern, damals noch ÖBB-Chef, als er 2015 300.000 Geflohenen Transport zur Verfügung stellte, 674 Sonderzüge waren im Einsatz. Er organisierte für Zehntausende Übernachtungen in Bahnhofsgebäuden der ÖBB. Für viele war Kern der neue Hoffnungsträger der SPÖ. Jemand, der frischen Wind in die alteingesessenen Kreise der Roten bringen soll. Er galt aber auch als elitär, seine Antworten zu kompliziert für das Volk. Nach zweieinhalb Jahren in der Politik entscheidet sich Kern wieder für die Wirtschaft.