10 Fragen an ein männliches Model, die du dich niemals trauen würdest zu stellen

Männliche Models sind arrogant, haben nur attraktive Freundinnen, verkehren bloss an Elitepartys und bekommen auf dem roten Teppich alle Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, während in der Privat-Lounge bereits der gekühlte Champagner und ein paar Linien Koks auf sie warten. Die Agenturen streiten sich um sie und weil diese Männer sich selber am liebsten haben, stehen sie auch ab und zu für viel Geld vor eine Kamera. Und all das passiert, ohne dass diese Typen auch nur einen Finger krümmen—weil sie es eben können.

Genau dieses Bild lebt Rafael Beutl alias Ex-Bachelor alias Ex-Mister-Schweiz-Kandidat vor. Oder zumindest könnte man das meinen. Der 31-Jährige modelt schon seit 6 Jahren und ist darin ziemlich erfolgreich. Als Treffpunkt für das Interview empfiehlt er das 5-Sterne Hotel Kameha Grand in Zürich. In der kitschigen Shisha-Lounge mit Perserteppichen und teuren Vasen serviert mir Rafael, ein Gentleman, noch einen Grüntee, bevor es ernst wird.

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VICE: Bist du Model, weil du nichts anderes kannst?
Rafael Beutl: Ich bin gelernter Zimmermann, habe eine Ausbildung zum Fitnesstrainer gemacht und war im Verkauf im Aussendienst tätig. Zudem moderiere ich neben dem Modeln und baue mir so ein zweites Standbein auf. Ich finde schon, dass ich auch andere Fähigkeiten habe. Ich würde gerne irgendwann in Richtung Personal Coaching gehen. Das Zwischenmenschliche liegt mir besonders, denn ich bin gern für andere da, fühle mit meinem Gegenüber mit. Ich bin auch fest davon überzeugt, dass in jedem ein Talent steckt und man das aus sich herausholen sollte.

Schöne Menschen haben es leichter im Leben. Hast du dein gutes Aussehen in passenden Momenten schon ausgenutzt?
Nein, einen bestimmten Moment gibt es nicht. Aber man sagt ja, dass es schöne Menschen leichter haben im Leben. Es kann schon sein, dass ich ein paar Dinge leichter bekommen habe als andere. Doch auch dann lag es eher an der Kombination davon, wie du dich gibst und wie du auf Menschen zugehst. Trotzdem ist es auch bei mir nicht immer leicht gewesen.

Findest du dich schön?
Ich finde mich selbst nicht super schön. Ich habe mich aber so akzeptiert, wie ich bin. Aber auch ich bin nicht immer mit mir zufrieden. Man findet immer wieder mal da und dort etwas, das man verbessern möchte, aber das ist eigentlich auch gut so. Wir arbeiten ja ständig immer wieder an Beziehungen und an uns selbst.

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Wenn du ein Model bist, musst du ja auch dumm sein. Oder?
Das wird einem immer gerne vorgeworfen und man wird als Kleiderständer abgestempelt. Das kommt natürlich von dem, dass man als Model wirklich ein Kleiderständer ist. Man ist das Mittel zum Zweck und hat nichts zu melden. Du musst dich hingeben, hinstehen, dich voll konzentrieren und so zusammenreissen, dass die Kleider am besten zur Geltung kommen. Ich bin im kommerziellen Bereich tätig und dort ist es weniger schlimm. Doch auch da hat man mit vielen Leuten zu tun, zum Beispiel aus dem Marketing oder mit Fotografen und Stylisten, die alle irgendwo mitreden wollen. Wenn dann das Model auch noch reinredet, dann eskaliert es.

Als Model solltest du einfach ruhig sein und es irgendwie schaffen, darüber stehen zu können, dass du nur ein Kleiderständer bist. Man muss über seinen eigenen Schatten springen und sich auch zurücknehmen können. Das ist nicht immer einfach und es schlägt auch auf die Psyche, weil man insgeheim nach Anerkennung sucht aber die bekommt man nur virtuell. Man kriegt vielleicht am Schluss des Tages ein Lob für die gute Zusammenarbeit. Unterm Strich ist Lob aber schon sehr selten, daher ist es wichtig, dass man einen Ausgleich findet, sonst schlägt das auf die Psyche. Jetzt bin ich gerade etwas abgedriftet, wie war nochmal die Frage? (Lacht)

Ob du dumm bist.
Ah ja, genau. Ich denke, das ist wirklich nur der Job, der Models dumm dastehen lässt.

Wann hast du das letzte Mal gekokst?
Gekokst? Das ist so ein Klischee von Models, hm? Es kommt aber durchaus vor, dass man als Model auch Drogen konsumiert. Ich kann zum Glück von mir sagen, dass ich nie in dieser Szene drin gewesen bin. Wahrscheinlich, weil ich erst mit 25 zu modeln begann und da bereits etwas reifer war und dem widerstehen konnte. Doch die meisten, gerade Frauen, fangen oft schon mit 16 an. Dass man als junges Model leicht in den Drogenkonsum kippt, liegt auch daran, dass man selbst kein Geld hat. Dann wird einem plötzlich alles offeriert. An Partys halt eben auch die Drinks, Pillen oder ein paar Linien Koks. Ich hatte auch meine Sünden, aber wie sagt man schon wieder? Jung und unerfahren.

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Auch Abführmittel habe ich bis jetzt noch keine genommen. Zumindest nicht auf künstlicher Basis. Alles rund um Gesundheit, Sport und Fitness hat mich schon immer fasziniert und daher habe ich schon viel experimentiert, meistens bis zum Exzess (lacht). Zum Beispiel hatte ich einen “Gurkenwahn”, da habe ich nur Gurken gegessen oder ein anderes Mal nur vegan.

Bist du gut im Bett oder versauen dir die zerzausten Haare den Spass?
Ich denke, ich bin ein extremer Romantiker. Doch ob ich gut im Bett bin, das können nur diejenigen beurteilen, die das auch erlebt haben. Aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gut sei (lacht). Ich bin wie ein kleiner Regisseur im Bett: Ich habe sehr viele Fantasien und viele verinnerlichte Filmsequenzen, die ich erleben möchte. Das macht für mich mein Sexualleben spannend und bis jetzt, denke ich, hat es auch meiner Partnerin gefallen. Alles andere ist Privatsache.

Bist du ein Narzisst?
Ich denke, in jedem von uns steckt eine narzisstische Veranlagung im Sinne von Anerkennung. Jeder Mensch braucht Anerkennung, selbst ein Kind braucht Anerkennung, sonst kann es nicht überleben. Demnach: Ja, ich bin sicher etwas ein Narzisst. Irgendwo muss man sich gern haben und seinem selbst am nächsten sein, das gehört dazu. Und irgendwo muss man etwas machen, um Anerkennung zu erhalten.

Magst du die Oberflächlichkeit, die du repräsentierst?
Ich arbeite eigentlich sehr daran, dass ich gegen aussen so authentisch wahrgenommen werde, wie ich auch wirklich bin. Gerade mit den Medien, die gerne das Bild verzerren. Die nähren sich quasi von der Oberflächlichkeit. Das ist halt nun mal so und auch damit muss man leben können. Ich gebe mir aber viel Mühe, so authentisch wie möglich aufzutreten.

Aber findest du nicht, dass du mit deinem Job als Model einen Exzess an Selbstdarstellung und Bodyshaming begünstigst, der Jugendliche und Erwachsene in Essstörungen und Fitnesswahn treibt?
Sicher. Ich denke aber, dass es auch darauf ankommt, wer sich das anschaut und wie gut diese Person mit dem umgehen kann. Ich finde eigentlich den Selbstdarstellungswahn auf Social Media viel schlimmer. YouTube, Instagram, Facebook, Twitter und Blogs haben die Selbstinszenierung auf ein neues Level gebracht. Aber diese Selbstinszenierung hat es ja auch schon immer gegeben: Könige haben sich ständig selber inszeniert und ihr ganzes Schloss mit aufwändigen Portraits von sich geschmückt, auf denen sie grosse Schlachten gewinnen oder Tiere erlegen. Nur wurde diese Selbstinszenierung von der Gesellschaft damals nicht als übertrieben angesehen.

Heute sieht man sie als etwas Selbstverständliches an und das ist das Problem: Durch das ständige posten leben wir am Leben vorbei. Dabei geht wertvolle Zeit verloren, die man besser für das Wesentliche nutzen sollte. Mir erging es früher auch mal so, aber irgendwann realisiert man endlich, wie falsch das ist. Leider gibt es aber Leute, die nie aus dem Wahn herausfinden. Aber genau aus diesem Grund poste ich nicht nur ständig meine “perfekten” Fotos, sondern auch Naturbilder und Dinge, auf die es meiner Meinung nach im Leben ankommt.

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Würdest du jemals eine Frau daten, die dick ist?
Absolut! Ich hatte schon viel Tolles mit Leuten erlebt, die vielleicht gegen aussen nicht gerade als schön gelten. Mir ist das auch egal, solange der Charakter der Person stimmt und man eine gute Zeit hat.

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Titelbild von Pascal Triponez | Facebook