FYI.

This story is over 5 years old.

Features

So veranstaltet man Partys am Land

In einem Club kann jeder Party machen. Am Land ist das aber ganz ein anderes Erlebnis.

Foto vom Johannes Bogenspenger

Wir wissen bereits, wie es ist, in der Stadt zu veranstalten. Es gibt zu wenige Lokale für zu viele Partys, die Bewerbung findet auf Facebook statt und auch sonst sind die Locations zumeist auch ohne das eigene Zutun gut besucht. Weil Clubs einfach von Natur aus Gäste ziehen. Am Land sieht das Ganze schon anders aus—weil es dort einen Clubmangel gibt, gibt es meistens wirklich coole und kreative Veranstaltungsorte.

Zum Beispiel ein Zelt. Oder einen Fußballplatz. Auf dem Zelte stehen. Oder wie im Fall vom Johannes: In einer Burg. Er ist einer der Veranstalter des Burgfestl’s in Leobendorf. Das Festl findet jährlich im Bezirk Korneuburg statt. “Wir sind die x-te Generation von den Veranstaltern. Und jetzt kommt bald die neue und junge Generation.“ Am Land kann man Partys auch erben und schmerzfrei an andere übergeben. Und genau deshalb funkioniert eine Veranstaltung auch mehrere Jahrzehnte. Immerhin geht es mehr um ein kollektives, cooles Zusammentreffen von allen in der Umgebung. Da ich keine Ahnung habe, wie es wirklich ist, am Land zu veranstalten, habe ich mir von ihm Input geholt. Immerhin macht er das seit mittlerweile acht Jahren. Und ich bin ja nur Gast.

Anzeige

Location

Da es am Land in der Regel nicht so viele Clubs oder Indoor-Locations gibt, geht man oftmals raus. Um alles regen-und wasserfest zu machen, werden meistens—richtig—Zelte aufgestellt. Am Land funktioniert die Beschaffung der Lokalität aber grundsätzlich einfacher: Man fragt einfach einen Ort an, der schon für eine Party benutzt wurde. Und sich bewährt hat. Man hat auch mehr Möglichkeiten kreative Orte zu finden—eine Ruine, eine Burg oder auch ein Hof, sind coole Orte mit einem ganz anderen Flair, als man es von Indoor-Clubs kennt.

Letzteres hat es bei Techno ab Hof am 14. August gegeben. Oder man fragt Onkel Sepp, ob er nicht den Fußballplatz checken könnte. Durch das familiäre Feeling am Land, helfen alle zusammen, um etwas Gutes und Einzigartiges auf die Beine zu stellen. Denn: Eine Ortschaft macht nicht jedes Wochenende Party. Vielleicht eine Gegend—aber selten eine Ortschaft. Vor allem, wenn die Gemeinde—und das tut sie oft—zusammenarbeitet.

Bewerbung

Wer gedacht hat, dass am Land alles noch per Brief kommt, der irrt. Die Internet-Zeit macht vor niemandem Halt. Auch nicht vor Landpartys. Und auch wenn wir Stadtkinder es nicht für möglich halten: Das Internet ist dort auch schnell. Sehr schnell. “Früher haben wir in der Umgebung Plakate hingehängt—heute passiert alles über Facebook. Wir gaben auch Schülern, die wir kannten, unsere Flyer. Das funktionierte ganz gut. Heutzutage läuft alles über Social Media.“

Zwar bestellt man schon Flyer, aber sie sind heute ein nettes Extra. Das Meiste passiert auch hier im Internet. Manchmal werden Anzeigen in lokalen Zeitungen geschalten, aber grundsätzlich wird viel mit Mundpropaganda gearbeitet. Die Bevölkerung ist feierwütig und jede Party besonders—weil eben nicht regelmäßig, Das alleine ist schonein Garant für Gäste. Trinkwütige Gäste. Motivierte Gäste. Gute Gäste.

Anzeige

Unterschiede zur Party in der Stadt

Für mich liegen die Unterschiede im kollektiven Eskalationspotenzial und im durchgemischten Publikum. Ich war auf Partys am Land, wo ich mit der 50-jährigen Gitti und mit dem 18-jährigen Paul zusammen am Tisch eine leiwande Zeit hatte. Das ist in der Stadt bei einer Party selten. Jede Party zieht ihr eigenes Publikum und hat nur wenige Ausreißer. Am Land ist quasi jeder ein Ausreißer. Und es ist egal.

Johannes empfindet die Unterschiede anders: “Das Zeitfenster ist ganz anders. Weil alle so eskalieren, gibt es zwischen 00:00 und 02:00 Uhr die Hochzeit. Und wir veranstalten unsere Partys schon für eine eher jüngere Zielgruppe.“ In der Stadt sei eine Party länger voll. Das liegt auch daran, dass in der Stadt nicht so eskalativ gefeiert wird.

Es macht auch einen Unterschied, ob man auf einer Party mit oder ohne Außenbooking ist. Partys mit Außenbookings sind meistens viel größer und cooler als in der Stadt. Und die passieren öfters als man denkt: Carl Craig ist am 14. August in Renetsham, wer sich mal selbst überzeugen möchte. Bernie, der Veranstalter von diesem Fest sieht es als eine Nische: “Wenn es um das Land geht, geht's viel um billige DJ-Musik und Saufen. Das was wir da machen, fällt schon eher unter Kultur." Auch er sieht den Vorteil im ländlichen bei der Locationwahl: “Es ist nicht ein Club, sondern eben eine besondere Location." Bei solchen Partys wird das Klischee des eskalierenden und kontrolllosen Landvolkes wahrscheinlich bedient, aber auf gar keinem Fall so, wie man es von den Zeltfesten kennt. Und Carl Craig umgeben von Natur zu erleben, kann nur um Welten besser sein, als in einem Bunker.

Anzeige

Musik und Getränke

Laut Johannes gibt es wahrscheinlich keine Unterschiede zur Stadt: Am besten geht Bier, Wodka-Red Bull und weißer Spritzer. Meiner Erfahrung nach, hat man viel mit selbstgebranntem Obstler und eingelegten Früchten zu tun. Die habe ich aber nie an einer Bar erworben—die kriegt man von netten Tischnachbarn in die Hand gedrückt.

Die Musik ist bei vielen Partys auch irgendwie wurscht—solange sie tanzbar ist. Und nach einigen Bier, Wodka-Red Bull, Spritzern und Obstlern fallen einige Sounds unter das Label “tanzbar“. Johannes bestätigt—es legen Freunde oder Bekannte auf. Sicher machen sie es nicht nur auf dem einen Fest’l, aber Außenbookings gibt es fast nie. Das Hauptaugenmerk liegt am Ansaufen und einer guten Zeit mit der Gemeinde. Für Musik geht man ja auch auf Festivals oder Konzerte. Oder eben auf eigene Open Airs—die trotzdem ein hohes Eskalationspotenzial haben. Man darf sich das ländliche Österreich wie Las Vegas vorstellen. Alle sind offen, ziemlich berauscht und vergessen ihre moralischen Grundsätze.

Wo sind die Veranstalter auf der Party?

“Also ich bin oft bei der Kassa“. Offensichtlich gilt also auch am Land: Die Arbeit hört auf der Party erst auf, wenn der letzte Gast draußen ist. Und geht nachher noch weiter: Immerhin kann man von einem Chaos ausgehen und Bars, der Anlage und Deko die abgebaut gehören. Aber, wie auch in der Stadt: “Ein oder zwei Bier gehen sich schon aus.“

Presented by T-Mobile.

**

Folgt Noisey bei Facebook, Instagram und Twitter.