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Es ist keine neue Erkenntnis und kein Durchbruch in der gegenwärtigen Forschung: Nahrungsmittelknappheit bei gleichzeitiger Überpopulation ist ein Problem. Was man als einzelne Person dagegen tun kann, dürfte auch dem niederbayrischen Waldpropheten nicht entgangen sein: statt Käsekrainer mehr Brokkoli essen und weniger Lebensmittel verschwenden. Die Herstellung deines Käsekrainers erfordert die vierfache Menge an Wasser, Pflanzenschutzmittel und Arbeitseinsatz im Vergleich zu pflanzlicher Nahrung. Jedoch ist für viele der Verzicht auf Fleisch schier unmöglich. Überzeugten, aber besorgten Fleischessern stellt sich angesichts dieser Prognosen unwillkürlich die Frage: Sterbe ich 2050 eher an Protein- und Eisenmangel oder sterben andere aufgrund von Hungersnot?Die große Lösung in dieser Problematik liegt laut dem weltweit größten Netzwerk von Wald-Forschern — der International Union of Forest Research Organizations (IUFRO)—in dem Konzept der Permakultur, nach dem das Zusammenleben aller Lebensformen—Menschen, Tieren und Pflanzen—ein nie enden wollender Kreislauf sein sollte. Man ahmt also natürliche Vorgänge nach, wie sie in Wäldern passieren. Diese sind grundsätzlich Klima- und Wetterresistenter und außerdem leichter zu bewirtschaften als Felder und Äcker. Letztere wiederum sind für 75 Prozent des weltweiten Waldverlusts verantwortlich. Ein Modell, das diesem Problem entgegensteuert und Selbstversorgung auf kleinstem Raum ermöglicht, könnte der sogenannte Waldgarten sein.
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Ein Waldgarten ist ein mehrstöckiger, dreidimensionaler Garten, der nach dem Vorbild eines tropischen Regenwalds funktioniert und Erträge wie Lebensmittel, Viehfutter, Medizin, Energie und Bauholz liefert. Jede Schicht mit eigenem Schwerpunkt—von Wurzelgemüsen und Knollen, über eine Lebendmull-, Kraut- und Staudenschicht, bis zu Beerensträuchern, Obstbäumen und anderen Baumarten. Je nach Dimension, können dort ansässige Lebensformen und Pflanzen anderen wiederum als Nahrungsquelle dienen. Als Pendant für Menschen ohne Garten gelten Essbalkone, auf das Konzept im kleineren Sinne übertragen werden kann.Klingt nach Garten Eden. Aber was heißt das konkret? Wenn sich Bauer Herbrich künftig seinen Waldgarten pflanzt, bleibt dann für Menschen in Afrika mehr Nahrung?Neben dem Vorteil, dass durch hierzulande gepflanzte Waldgärten eine globale Ausdehnung von Ackerflächen zurückgehen könnte, gilt es vor allem, den Bevölkerungsgruppen, die aufgrund von Armut einen Mangel an Mikronährstoffen aufweisen, den Zugang zu Wäldern und den daraus gewonnenen Ressourcen zu gewährleisten.Was hierzulande im Sinne der Umwelt-und Klimavorsorge getan werden kann, ist vor allem auch den überzeugtesten Paleo-Anhänger dazu zu bringen, sich zumindest fünfmal die Woche nach Alternativen zu Fleisch umzusehen. Vor allem für die sportliche Spezies scheint der Konsum von Fleisch essenziell für den Muskelaufbau und deshalb unverzichtbar. In dieser Hinsicht bietet sich der Konsum von Insekten als hochwertiger Proteinlieferant und gesunde Alternative an.Wenn sich Bauer Herbrich künftig seinen Waldgarten pflanzt, bleibt dann für Menschen in Afrika mehr Nahrung?
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Ein baskisches Projekt mit dem Namen „Food Trend Trottels" prophezeit, dass unsere Nahrung in Zukunft vor allem eines sein sollte: ein Ausdruck der Individualität. Klingt, als ob Christoph und Stefan alles richtiggemacht hätten—es gibt wenige Nahrungsmittel, die so polarisieren wie Insekten und bei denen der alleinige Anblick eine so breite Palette an Emotionen auslöst. Auch bei Christoph war viel Ekel da am Anfang: "Ich habe auf meinen Reisen durch Asien Insekten probiert und die Tatsache, dass das zwei Milliarden Menschen auf der Welt essen, wir Europäer aber nicht, hat mich interessiert. Zu Beginn, weil wir's auch nicht anders wussten, haben meine Kollegen und ich uns lebendige Heuschrecken und Mehlwürmer im Tierfachhandel gekauft und sie zu Hause zubereitet. Davon würde ich heute natürlich klar abraten.""Für mich sind Insekten mittlerweile ganz normale Lebensmittel, wie Karotten, Pilze oder Tauben."
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Der einzige Haken an der Sache: Die Verfütterung von Insektenprotein ist derzeit noch verboten. Man habe bei Gesetzesbeschlüssen Insekten als eine alternative Futtermittelquelle einfach vergessen, so Christoph Thomann. Dies wird in Zukunft aber unumgänglich sein und dürfte sogar in einigen, wenigen Jahren geändert werden.Laut Weltagrarbericht erwartet man bis 2050 einen Anstieg der Fleischproduktion auf 455 Millionen Tonnen. Tritt diese Prognose tatsächlich ein, so zieht das eine Reihe von Problemen mit sich. Konzepte und Lösungen werden laufend entwickelt und umgesetzt. Ein Umdenken findet langsam, aber sicher statt.Was Felix also sagen wollte: Wenn wir morgen die Welt ernähren wollen, müssen wir heute schon vorsorgen. Jeder einzelne von uns.Der Ökologische Kreislauf schließt sich also.